Diagnosezentren: Kreis arbeitet an Lösung
Noch ist nicht klar, wie Tests auf das Coronavirus wieder gewährleistet werden können. Im Kreis Kleve scheint man vergleichbare Probleme derzeit nicht zu haben.
MOERS Die Diagnosezentren in Dinslaken und am Moerser Bethanien-Krankenhaus sind vorerst weiter geschlossen. Bislang hat der Kreis Wesel noch keine Lösung präsentiert, wie wieder Tests auf das Coronavirus beziehungsweise deren Auswertung gewährleistet werden können. Es werde intensiv daran gearbeitet, die Voraussetzungen für die Wiederaufnahme der Abstrichzentren zu schaffen, teilte der Kreis am Donnerstag mit. Wegen Materialmangels in den Laboren waren die Tests in den dezentralen Abstrichzentren am Dienstag ausgesetzt worden. Aufgrund der Vielzahl eingehender Proben könnten die in Frage kommenden Labore derzeit nicht mehr sicherstellen, dass bei neu genommenen Abstrichen zeitnah ein entsprechender Test auf das Coronavirus durchgeführt werden könne, erklärte der Kreis. Das Gesundheitsamt stehe nun in Kontakt mit zahlreichen Laboren, um ausreichende Testkapazitäten zu schaffen
Im benachbarten Kreis Kleve scheint man vergleichbare Probleme derzeit nicht zu haben. „Für die durch den Kreis Kleve in eigener Zuständigkeit vorzunehmenden Beprobungen sind Abstrichröhrchen in ausreichender Anzahl vorhanden“, teilte Sprecherin Elke Sanders dort mit. „Nach aktuellem Stand sind auch die Laborkapazitäten für den Kreis Kleve ausreichend, sodass alle eingelieferten Proben auch getestet werden können.“
Ein Labor, das von Moers aus niedergelassene Ärzte, Krankenhäuser und öffentliche Auftraggeber wie Gesundheitsämter und den TÜV mit Untersuchungen versorgt, ist das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Nordrhein. Das Labor ist Teil eines Verbunds, hinter dem das Unternehmen Bioscientia mit Sitz in Ingelheim steht. Die Niederlassung in Moers ist eine von insgesamt 19 deutschlandweit. Dort versichert man, durchaus noch Kapazitäten zu haben.
Dass es derzeit eine allgemeine Knappheit an Reagenzien gibt, liege in erster Linie nicht an Lieferengpässen, sondern vielmehr an einer Überlastung der deutschlandweit in jeder Hinsicht gut aufgestellten Laborlandschaft, sagte Bioscientia-Sprecher Hendrik Borucki.
„Wenn die Labore nur die wirklich begründeten Verdachtsfälle geschickt bekämen, kämen wir überall sehr gut aus. Mehr als 90 Prozent der von uns getesteten Proben sind negativ. Das heißt: Das Problem liegt auf der einen Seite in der Aufklärung und Kommunikation, die Filtermechanismen funktionieren nicht flächendeckend. Auf der anderen Seite muss auch die Abstimmung mit Laboren stimmen.“
Derzeit werden allein in den Bioscientia-Laboren täglich mehr als 5000 Proben untersucht. Dabei, sagte der Pressesprecher, handle es sich nicht ausschließlich um Tests auf das Coronavirus. „Wenn irgendwo eine Ressource knapp wird, weichen wir innerhalb unserer Standorte aus. Diese Möglichkeit haben wir als großer Verbund. Deshalb können wir eigentlich immer arbeiten – auch jetzt.“Trotzdem sei es wichtig, die Zahl der Test zu reduzieren.
„Es ist zwingend notwendig, die Tests auf Personen zu beschränken, die eindeutige Symptome zeigen und eine entsprechende ärztliche Überweisung erhalten haben“, betont auch Michael Maas, Vorstandsmitglied für den Bereich Gesundheitswesen im Kreis Wesel. „Auch wenn in der Anfangsphase der Corona-Lage in ganz Deutschland auch Kontaktpersonen und Menschen ohne Symptome getestet wurden, ist dies heute nicht mehr möglich und sinnvoll.“Das damalige Vorgehen habe dazu gedient, die bekannten Infektionsketten zu unterbrechen. „Jetzt sind wir aber in einer Situation, in der wir die Infektionswege vielfach nicht mehr nachvollziehen können.“Es gelte, personelle und materielle Ressourcen zu schonen.
Materialengpässe seien bundesweit ein großes Problem.
Landrat Ansgar Müller ruft Unternehmen deshalb zu Materialspenden für die Bewältigung der Corona-Krise auf. „Mir ist bewusst, dass die Wirtschaft in dieser Lage vor der riesigen Aufgabe steht, Zukunftssicherung im Sinne ihrer Beschäftigten zu betreiben,“so Müller. „Ich bitte dennoch um die Unterstützung der Unternehmen im Kreis Wesel, denn dringend benötigte Materialien sind auf dem freien Markt kaum noch beschaffbar.“Neben Material zur Versorgung medizinischer und anderer kritischer Infrastrukturen erbittet Müller auch Hinweise auf funktionierende Beschaffungswege. „Die Unternehmen verfügen über andere Kontakte und Strukturen als die Kreisverwaltung. Vielleicht finden wir so noch eine Möglichkeit, an Materialien wie Desinfektionsmittel oder Schutzmasken zu kommen“, erläutert Müller. „Im Kreis Wesel gibt es zum Beispiel eine Vielzahl von Unternehmen der chemischen Industrie, die uns hier vielleicht weiterhelfen können. Wenn wir uns zusammentun, können wir gemeinsam die Lage verbessern.“