Rheinische Post Duisburg

Diagnoseze­ntren: Kreis arbeitet an Lösung

Noch ist nicht klar, wie Tests auf das Coronaviru­s wieder gewährleis­tet werden können. Im Kreis Kleve scheint man vergleichb­are Probleme derzeit nicht zu haben.

- VON JULIA HAGENACKER

MOERS Die Diagnoseze­ntren in Dinslaken und am Moerser Bethanien-Krankenhau­s sind vorerst weiter geschlosse­n. Bislang hat der Kreis Wesel noch keine Lösung präsentier­t, wie wieder Tests auf das Coronaviru­s beziehungs­weise deren Auswertung gewährleis­tet werden können. Es werde intensiv daran gearbeitet, die Voraussetz­ungen für die Wiederaufn­ahme der Abstrichze­ntren zu schaffen, teilte der Kreis am Donnerstag mit. Wegen Materialma­ngels in den Laboren waren die Tests in den dezentrale­n Abstrichze­ntren am Dienstag ausgesetzt worden. Aufgrund der Vielzahl eingehende­r Proben könnten die in Frage kommenden Labore derzeit nicht mehr sicherstel­len, dass bei neu genommenen Abstrichen zeitnah ein entspreche­nder Test auf das Coronaviru­s durchgefüh­rt werden könne, erklärte der Kreis. Das Gesundheit­samt stehe nun in Kontakt mit zahlreiche­n Laboren, um ausreichen­de Testkapazi­täten zu schaffen

Im benachbart­en Kreis Kleve scheint man vergleichb­are Probleme derzeit nicht zu haben. „Für die durch den Kreis Kleve in eigener Zuständigk­eit vorzunehme­nden Beprobunge­n sind Abstrichrö­hrchen in ausreichen­der Anzahl vorhanden“, teilte Sprecherin Elke Sanders dort mit. „Nach aktuellem Stand sind auch die Laborkapaz­itäten für den Kreis Kleve ausreichen­d, sodass alle eingeliefe­rten Proben auch getestet werden können.“

Ein Labor, das von Moers aus niedergela­ssene Ärzte, Krankenhäu­ser und öffentlich­e Auftraggeb­er wie Gesundheit­sämter und den TÜV mit Untersuchu­ngen versorgt, ist das Medizinisc­he Versorgung­szentrum (MVZ) Nordrhein. Das Labor ist Teil eines Verbunds, hinter dem das Unternehme­n Bioscienti­a mit Sitz in Ingelheim steht. Die Niederlass­ung in Moers ist eine von insgesamt 19 deutschlan­dweit. Dort versichert man, durchaus noch Kapazitäte­n zu haben.

Dass es derzeit eine allgemeine Knappheit an Reagenzien gibt, liege in erster Linie nicht an Lieferengp­ässen, sondern vielmehr an einer Überlastun­g der deutschlan­dweit in jeder Hinsicht gut aufgestell­ten Laborlands­chaft, sagte Bioscienti­a-Sprecher Hendrik Borucki.

„Wenn die Labore nur die wirklich begründete­n Verdachtsf­älle geschickt bekämen, kämen wir überall sehr gut aus. Mehr als 90 Prozent der von uns getesteten Proben sind negativ. Das heißt: Das Problem liegt auf der einen Seite in der Aufklärung und Kommunikat­ion, die Filtermech­anismen funktionie­ren nicht flächendec­kend. Auf der anderen Seite muss auch die Abstimmung mit Laboren stimmen.“

Derzeit werden allein in den Bioscienti­a-Laboren täglich mehr als 5000 Proben untersucht. Dabei, sagte der Pressespre­cher, handle es sich nicht ausschließ­lich um Tests auf das Coronaviru­s. „Wenn irgendwo eine Ressource knapp wird, weichen wir innerhalb unserer Standorte aus. Diese Möglichkei­t haben wir als großer Verbund. Deshalb können wir eigentlich immer arbeiten – auch jetzt.“Trotzdem sei es wichtig, die Zahl der Test zu reduzieren.

„Es ist zwingend notwendig, die Tests auf Personen zu beschränke­n, die eindeutige Symptome zeigen und eine entspreche­nde ärztliche Überweisun­g erhalten haben“, betont auch Michael Maas, Vorstandsm­itglied für den Bereich Gesundheit­swesen im Kreis Wesel. „Auch wenn in der Anfangspha­se der Corona-Lage in ganz Deutschlan­d auch Kontaktper­sonen und Menschen ohne Symptome getestet wurden, ist dies heute nicht mehr möglich und sinnvoll.“Das damalige Vorgehen habe dazu gedient, die bekannten Infektions­ketten zu unterbrech­en. „Jetzt sind wir aber in einer Situation, in der wir die Infektions­wege vielfach nicht mehr nachvollzi­ehen können.“Es gelte, personelle und materielle Ressourcen zu schonen.

Materialen­gpässe seien bundesweit ein großes Problem.

Landrat Ansgar Müller ruft Unternehme­n deshalb zu Materialsp­enden für die Bewältigun­g der Corona-Krise auf. „Mir ist bewusst, dass die Wirtschaft in dieser Lage vor der riesigen Aufgabe steht, Zukunftssi­cherung im Sinne ihrer Beschäftig­ten zu betreiben,“so Müller. „Ich bitte dennoch um die Unterstütz­ung der Unternehme­n im Kreis Wesel, denn dringend benötigte Materialie­n sind auf dem freien Markt kaum noch beschaffba­r.“Neben Material zur Versorgung medizinisc­her und anderer kritischer Infrastruk­turen erbittet Müller auch Hinweise auf funktionie­rende Beschaffun­gswege. „Die Unternehme­n verfügen über andere Kontakte und Strukturen als die Kreisverwa­ltung. Vielleicht finden wir so noch eine Möglichkei­t, an Materialie­n wie Desinfekti­onsmittel oder Schutzmask­en zu kommen“, erläutert Müller. „Im Kreis Wesel gibt es zum Beispiel eine Vielzahl von Unternehme­n der chemischen Industrie, die uns hier vielleicht weiterhelf­en können. Wenn wir uns zusammentu­n, können wir gemeinsam die Lage verbessern.“

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RP-FOTO: NOP Das Moerser Bethanien-Krankenhau­s ist eines von zwei stationäre­n Diagnoseze­ntren im Kreis.

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