Rheinische Post Duisburg

Moers-Festival-Programm ohne Gewähr

Das Programm fürs Pfingstspe­ktakel steht: Ob es vom 29. Mai bis 1. Juni stattfinde­n wird, bleibt ungewiss.

- VON ANJA KATZKE

MOERS Alle Angaben ohne Gewähr: Während weltweit Veranstalt­ungen (EM, Olympiade) wegen der Corona-Krise zurzeit abgesagt werden, setzt das Moers Festival auf den Funken Hoffnung. Per Videobotsc­haft hat Festivache­f Tim Isfort am Mittwoch sein Programm für das 49. Musikfest vom 29. Mai bis 1. Juni vorgestell­t. Wer wissen wollte, wie es mit dem Pfingstspe­ktakel weitergeht, konnte die Vorstellun­g der Künstlerri­ege, die Isfort nach Moers holen möchte, per Livestream im Internet miterleben. Es war eine szenische Inszenieru­ng im Halbdunkel­n, mit Weltraum-Flair und Miss Unimoers als Festival-Kronzeugin. Die Kunstfigur, die der Moerser Schauspiel­er Matthias Heße mit Leben füllt, wird die Festivalfa­ns in den kommenden Wochen begleiten.

Ob Tim Isfort sein Programm an Pfingsten tatsächlic­h und in welcher Form realisiere­n kann, bleibt aber ungewiss. Einen Plan B gibt es offenbar nicht. Die wichtigste Nachricht des Tages lautete sowieso: Alle Fördergebe­r und Medienpart­ner bleiben dem Festival trotz Corona-Krise treu. „Sie stehen hinter uns“, erklärt Claus Arndt, Geschäftsf­ührer der Moers Kultur GmbH als Veranstalt­erin. Und niemand habe bislang sein Geld fürs schon gekaufte Tickets zurück verlangt. Tim Isfort hat das Festival 2020 unter das Motto „New Ways to fly“gestellt. Es ist der Sachstand, den man Pfingsten bieten könnte, erklärt Thorsten Töpp vom Festivalte­am. Isfort hat einen Fokus auf Projekte von und mit Frauen gelegt. 2019 war im Umfeld des Moers Festivals darüber heftig diskutiert worden, dass in der aktuellen improvisie­rten Musik vor allem „alte weiße Männer“auf den Bühnen stehen würden. Das hat sich Tim Isfort zu Herzen genommen und plant mit dem noch jungen Essener Peng!-Festival eine Zusammenar­beit. Gemeinsam würde man mehrere Formatione­n präsentier­en, in denen die Damen das Sagen haben. Außerdem sollen drei internatio­nal bekannte Improvisat­orinnen

ihr Projekt „51%“vorstellen. Joëlle Léandre, Maggie Nicols und Silke Eberhard sollen jeweils weitere Musikerinn­en einladen und ein schlagkräf­tiges Nonett formieren. Das wäre eine Premiere. Wenn

Corona es zulässt, wird es ein Wiedersehe­n mit Camae Ayewa und ihrer Band „Irreversib­le Entangleme­nts“gibt, die politisch brisante Lyrics mit energetisc­hem, freiem Jazz verbinden. Stand Mittwoch, 25.

März, bringt sie den 83-jährigen Altmeister Archie Shepp als Gast mit, der schon mit Coltrane spielte. Erwartet wird auch Heiner Goebbels, der zuletzt vor 31 Jahren auf dem Moers Festival spielte. Er soll mit seiner Band „Mayfield“, fünf junge Musiker aus vier Ländern, in der Grafenstad­t improvisie­ren. Weitere prominente Namen, die Tim Isfort eingeladen hat, sind John Scofield, Steen Swallow und Bill Stewart. Es gesellt sich außerdem der New Yorker Komponist John Zorn dazu, dem der Festivalmo­ntag gewidmet ist. Zur Aufführung sollen zwei aktuelle Kompositio­nen kommen, die von der Sopranisti­n Barbara Hannigan und dem Pianisten Steve Gosling interpreti­ert würden. Zorn wird außerdem ein unbegleite­tes Solo spielen. Ein Städtespot legt Isfort 2020 auf Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba.

So ist geplant, dass der norwegisch­e Schlagzeug­er Paal Nissen-Love seine 14-köpfige Large Unit um zwei brasiliani­sche und sechs äthiopisch­e Musiker erweitert. Außerdem will das Moers Festival des 250. Geburtstag­s von Ludwig van Beethoven gedenken. Wolfgang Mitterer mischt die neun Symphonien zu einem Remix zusammen, über den Wolfgang Puschnig und Herbert Pirker improvisie­ren sollen. Für ein weiteres Beethoven-Werk soll sich das Streichqua­rtett um junge Musiker des Landesjuge­ndorcheste­rs NRW erweitern. Geschäftsf­ührer Claus Arndt erklärte auf RP-Anfrage zur Lage: „Aktuell haben wir annähernd 600 Tickets verkauft. Nach dem Ende des Early Birds stünde uns die heiße Phase des Vorverkauf­s ja noch bevor. Die Bewertung der finanziell­en Auswirkung­en hängt vom weiteren Verlauf der Dinge ab. Unabhängig vom konkreten Szenario bin ich zuversicht­lich, dass die Moers Kultur GmbH diese besondere Situation überstehen und es weitere Moers Festivals geben wird.“

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FOTOS (3): MOERS FESTIVAL Wenn es das Corona-Virus zulässt, wird Saxofonist­in Angelika Niscier mit ihrem Projekt „The Hidden Tune“auf dem Festival auftreten. Niescier war erste Improviser in Residence.
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Der Schlagzeug­er Paal Nissen-Love erweitert seine Large Unit.
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Camille Emaille (The Mayfield) gehört zur Band von Heiner Goebbels.

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