Rheinische Post Duisburg

Schlossthe­ater: „Wir spielen weiter“

Das Moerser Theater startet einen Online-Spielplan für das Publikum.

- VON ANJA KATZKE

MOERS Der Vorhang im Schlossthe­ater ist vorerst gefallen, das Spiel geht hinter den Kulissen aber weiter: Das Ensemble hält in Zeiten der Corona-Krise digital Kontakt zu seinem Publikum - auf der Homepage, auf Facebook, Youtube und Co. Der Online-Spielplan ist zwar noch nicht komplett: „Wir reagieren aber von Woche zu Woche, um dem Publikum ersatzweis­e etwas anbieten zu können“, erklärt Dramaturgi­n Viola Köster im Gespräch mit der RP. In digitalen Ensemble-Versammlun­gen (auch das Schlossthe­ater hat sich ins Homeoffice zurückgezo­gen) sammeln Intendant Ulrich Greb und sein Team Ideen und planen kreative Videoclips, die in den nächsten Tagen und Wochen online umgesetzt werden können.

Ein erster Erfolg ist bereits verbucht: Am vergangene­n Samstag stellte das Team einen Live-Mitschnitt der Inszenieru­ng „Die Mutter aller Fragen – oder 25 Rollen, die eine Frau niemals spielen sollte“in der Regie von Susanne Zaun ins Netz. Das Angebot wurde gut angenommen. Das Beste: Während der Aufführung konnten die Zuschauer mit den Schauspiel­ern live chatten. „Es war eine gute Erfahrung. Wir konnten eine Form von Gemeinscha­ft herstellen“, sagt Viola Köster. Eine Neuauflage ist deshalb für Samstag, 28. März, ab 18 Uhr terminiert. Dann streamt das Schlossthe­ater einen Mitschnitt der Inszenieru­ng „Zur schönen Aussicht“nach Ödön von Horvàth. Die Premiere war im September 2018. Regie führte Intendant Ulrich Greb. Die Übertragun­gen sollen einmal in der Woche immer samstags stattfinde­n – samt Nachgesprä­ch per Live-Chat

„Wir schauen uns gerade alle alten Mitschnitt­e an und prüfen, welche für diese Aktion geeignet sind“, berichtet die Dramaturgi­n. Auch die Schauspiel­er posten aktuell Kurzvideos an den Tagen, an denen es eine Vorstellun­g hätte geben sollen: Patrick Dollas schlüpfte für die 15. Vorstellun­g von „Illuminati­cs – ein Mindfuck-Workout in 23 Stufen“noch einmal in die Rolle des Familienob­erhaupt Neuss, Frank Wickermann meldet sich per Video zur Inszenieru­ng „Die Pest“von Albert Camus mit einem Beitrag zu Wort. Für die kommende Woche erarbeitet das Ensemble zurzeit eine szenische Lesung von Camus „Pest“. Als diese Inszenieru­ng im September Premiere feierte, hätte wohl niemand geglaubt, wie nah sie der Realität kommt. Die szenische Lesung wird im Originalbü­hnenbild, also im Quarantäne-Zelt, aufgenomme­n. „Die Schauspiel­er sitzen in einem Abstand von zwei Metern voneinande­r entfernt“, betont Viola Köster. „Die Lesung wird von draußen abgefilmt.“Die für den 23. April geplante

Premiere von „Nischen. Eine begehbare Stadtraum-Inszenieru­ng“wird komplett als Hörspiel inszeniert. Der Link wird auf der der Homepage www.dasw.de eingestell­t, wenn es soweit ist. Ja, und dann ist da noch Matthias Heße, der gerade das Netz begeistert: Er hat mit Miranda Mondial eine Kunstfigur aus der Inszenieru­ng „The Dead Inc. – Die Toten“von Michael Crowley auferstehe­n lassen. „Ich mochte das Stück sehr. Deshalb habe ich damals Miranda nur ungern beerdigt“, erzählt Matthias Heße. In seinen Videos thematisie­rt er mit dunkler Fönfrisur und in Blümchen-Rock das Social Distancing. „Miranda ist wie ich ein unruhiger Geist, der sich erst einmal das Durchatmen in der Krise erkämpfen und die innere Ruhe finden muss“, sagt Heße.

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FOTO: STUDNAR Ein Szenenfoto aus der Schlossthe­ater-Inszenieru­ng „Die Pest“von Albert Camus. Das Theater erarbeitet fürs Netz eine szenische Lesung.

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