„Eine Rezession ist unvermeidbar“
Die Wirtschaftsweisen warnen vor den ökonomischen Folgen der Corona-Pandemie.
BERLIN (dpa/rtr) Die deutsche Konjunktur dürfte nach Ansicht der Wirtschaftsweisen wegen des Coronavirus nicht so stark einbrechen wie im Jahr der Finanzkrise 2009. Die Ökonomen und Regierungsberater sagen für das laufende Jahr allerdings eine kräftige Rezession voraus. Vor allem im ersten Halbjahr dürfte ein starker Abwärtsstrudel nicht zu vermeiden sein, erklärte der Sachverständigenrat am Montag.
Die Experten spielen drei Varianten durch. Im Basisszenario – dem derzeit wahrscheinlichsten Fall – schrumpft die Wirtschaft um 2,8 Prozent und zieht im nächsten Jahr um 3,7 Prozent an. „Es ist nicht wie in einem Krieg, wo der Kapitalstock zerbombt wäre und die Arbeiter an der Front sind“, sagte der
Wirtschaftsweise Volker Wieland. Im schlimmsten Fall würde das Bruttoinlandsprodukt dieses Jahr um 4,5 Prozent schrumpfen und 2021 nur sehr langsam um 1,0 Prozent wachsen. In einem dritten Szenario würde es zu einem Konjunktureinbruch um 5,4 Prozent kommen. Bei einer vergleichsweise schnellen Erholung könnte es 2021 aber mit 4,9 Prozent Wachstum wieder bergauf gehen.
Die Bundesregierung sollte aus Sicht der Wirtschaftsweisen bereits jetzt überlegen, mit welchen Maßnahmen sie die Konjunktur nach einer Eindämmung der Pandemie wieder ankurbeln will. „Während die gesundheitspolitischen Einschränkungen zur starken sozialen Distanzierung noch in Kraft sind, könnte eine Ankündigung nachfrageseitiger Maßnahmen bereits positive Erwartungseffekte und Finanzmarktreaktionen auslösen“, heißt es in dem Sondergutachten. „Dazu müssen die Maßnahmen glaubwürdig die Einkommen der Haushalte und die Gewinne der Unternehmen nach Aufhebung der Einschränkungen erhöhen“, fordern die Ökonomen. „Die Maßnahmen selbst sollten jedoch erst mit Auslaufen der Einschränkungen in Kraft treten.“
Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft sind nach Ansicht der Wirtschaftsweisen unausweichlich. Man dürfe jetzt nicht Wirtschaft und Gesundheit gegeneinander aufrechnen, sagte der Vorsitzende des Expertengremiums, Lars Feld.
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