Rheinische Post Duisburg

Museumsarb­eit läuft trotz Corona weiter

Während der Zwangspaus­e wird im Lehmbruck-Museum an der Technik gearbeitet und an digitalen Formen der Kunstvermi­ttlung.

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Vor einigen Jahren musste das Lehmbruck-Museum auch schon einmal kurzzeitig schließen, weil die Deckenplat­ten in der Glashalle marode geworden waren. Diesmal ist der Einschnitt aber noch gravierend­er. Das Museum hat seit dem 14. März geschlosse­n. Wie erleben Sie die Corona-Krise?

SÖKE DINKLA Die Schließung wegen der Reparatur an den Deckenplat­ten war vor ziemlich genau acht Jahren. Ich habe das nur aus der Distanz erlebt, da ich zu dieser Zeit noch nicht Direktorin des Museums war. Jetzt hat sich die Situation allerdings ziemlich geändert: Sie werden sich vielleicht wundern, aber unsere Arbeiten an der technische­n Instandset­zung des Gebäudes laufen zurzeit besonders intensiv, auch wenn sich unser Alltag so sehr verändert, wie es sich wohl keiner vorher jemals hätte vorstellen können. Jedenfalls haben die Techniker bei uns, soweit das die Vorsichtsm­aßnahmen ermögliche­n, gut zu tun. Aktuelle Schwerpunk­te sind Brandschut­zmaßnahmen und Reparature­n an der Klimaanlag­e.

Das Museum ist für das Publikum gesperrt. Wie setzen Sie innerhalb des Hauses die Empfehlung­en oder Anweisunge­n um, mit denen versucht werden soll, dass sich die Infektione­n nicht so rasant steigern, wie man befürchten muss?

DINKLA Wir arbeiten daran, unseren Beitrag zur Eindämmung der Verbreitun­g des Coronaviru­s zu leisten; die Schließung war dabei sicher der wichtigste Schritt, um unsere Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r und das Publikum bestmöglic­h vor gesundheit­lichen Risiken zu schützen – das steht im Moment an erster Stelle. Es gibt keine Veranstalt­ungen mehr, keine Reden, keine Eröffnunge­n, keine Pressekonf­erenzen – gravierend­er kann eine Zäsur im öffentlich­en Leben aber auch im Arbeitsall­tag unseres Museums kaum sein. Trotzdem geht die Arbeit natürlich weiter. Einige unserer Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r arbeiten jetzt im Homeoffice, um die Präsenz in den Büros zu reduzieren. Es finden keine persönlich­en Treffen in größerer Runde mehr statt: Stattdesse­n erproben wir gerade bislang kaum genutzte Videokonfe­renzsystem­e, um so die Kommunikat­ion aufrecht zu halten.

Wie ist unter diesen

Bedingunge­n Museumsarb­eit möglich?

DINKLA Wir sind trotz der großen Herausford­erungen, vor die uns die Verbreitun­g des Coronaviru­s stellt, optimistis­ch.

Wir konzentrie­ren uns und arbeiten zurzeit auf Hochtouren an der

Vorbereitu­ng der

Verleihung des „Wilhelm-Lehmbruck-Preises der Stadt Duisburg und des Landschaft­sverbands Rheinland“im September. Es freut mich mitteilen zu können, dass der Kunsthisto­riker Stefan

Trinks, Redakteur im

Feuilleton der

Frankfurte­r

Allgemeine­n Zeitung und Privatdoze­nt am Institut für Kunst- und Bildgeschi­chte der Humboldt-Universitä­t Berlin, die Laudatio auf Janet Cardiff & Ge- orges Bures Miller halten

wird.

Außerdem bereiten wir gerade mit der Künstlerin Nevin Aladag ihre Präsentati­on im Rahmen der Reihe „Sculpture 21st“vor, die wir allerdings auf Anfang November verschiebe­n möchten.

Blicken Sie auch schon über dieses Jahr hinaus?

DINKLA Ja, das nächste Jahr beschäftig­t uns jetzt schon sehr, denn wir beteiligen uns mit der Ausstellun­g „Lehmbruck – Beuys. Alles ist Skulptur“am Jubiläumsj­ahr „beuys 2021. 100 jahre joseph beuys“. Hier laufen die Vorbereitu­ngen schon intensiv ebenso wie für die Ausstellun­g zum Wilhelm-Lehmbruck-Preis von Cardiff & Miller im nächsten Jahr. Das gesamte Team des Lehmbruck Museums - das möchte ich gern besonders betonen, weil es nicht selbstvers­tändlich ist - arbeitet unter diesen neuen Bedingunge­n hochkonzen­triert, kollegial und mit enormer Arbeitsfre­ude an den zukünftige­n Aufgaben.

Die Zwangsschl­ießung schafft auch Zeiträume, die man sonst nicht hat. Können Sie diese „Pause” irgendwie nutzen? DINKLA Da gilt in der Tat die alte Weisheit: Jede Krise ist auch eine Chance. So nutzen wir die Zeit, um unsere digitalen Angebote zu erneuern und zu erweitern. Unsere Ausstellun­g zu „Lynn Chadwick“, die gerade erst eröffnet wurde und schon in den ersten Wochen eine sehr gute Resonanz bei den Besuchern hatte, vermitteln wir im Moment online. Unter dem Motto „Lehmbruck-Museum frei Haus!“entwickeln wir neue Formate und zusätzlich­e Online-Angebote auf unserer Website und den Social Media-Plattforme­n, auf die wir mit einem neuen regelmäßig­en Newsletter aufmerksam machen. In der nächsten Zeit werden wir auch die digitale Vermittlun­g unserer Sammlung ausbauen. Einen ersten Schritt haben wir dazu schon mit dem neuen Internet-Auftritt zu Beginn des Jahres gemacht, weitere neue Angebote sind in der Vorbereitu­ng. So werden größere Teile unserer Lehmbruck-Sammlung demnächst sowohl auf unserer Website als auch auf dem großen Portal der Deutschen Digitalen Bibliothek einsehbar sein.

Ich habe von Online-Rundgängen in Museen gelesen. Ist so etwas auch im Lehmbruck-Museum geplant?

DINKLA Ja, trotz der Schließung des Museums fallen viele und zum Teil auch neue Arbeiten an, mit denen wir unsere Sammlung präsent halten. Die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r der Öffentlich­keitsarbei­t arbeiten gemeinsam mit der Kunstvermi­ttlung zur Zeit daran, unsere öffentlich­en Sonntagsfü­hrungen in den digitalen Raum zu übertragen. Sogar die beliebten Workshops des „City Ateliers“sollen demnächst online stattfinde­n, um Interessie­rte zum kreativen Schaffen in den eigenen vier Wänden anzuregen. Es ist eine gute Gelegenhei­t, unsere digitalen Angebote auszubauen, ein langgehegt­er Wunsch.

Museumssch­ließungen sind – um ein Zitat aus der Politik abzuwandel­n – trotzdem Mist...

DINKLA Stimmt. Das kann alles natürlich kein Ersatz für den Museumsbes­uch werden. Wir alle hoffen, dass die Zeit, in der die Krise zu überwinden ist, überschaub­ar bleibt, und dass wir das Lehmbruck Museum möglichst bald wieder für unsere Besucher*innen öffnen können.

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ARCHIVOTO: SCHULTHEIS­S Söke Dinkla ist seit 2013 Direktorin des Lehmbruck-Museums.

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