Rheinische Post Duisburg

Arbeit läuft nach Coronafall weiter

Ein Mitarbeite­r des Unternehme­ns Schnelleck­e ist an dem Virus erkrankt, 13 weitere Angestellt­e sind in Quarantäne. Andere sorgen sich: Denn die Arbeit läuft weiter.

- VON DENNIS BECHTEL

WANHEIM Die Firma Schnelleck­e Logistics ist als Versorgung­s- und Verpackung­slogistike­r im Duisburger Süden tätig. Arbeit im Homeoffice ist daher für viele Mitarbeite­r nicht möglich. Zu Zeiten der Coronakris­e birgt das Gefahren. Die Angst der Mitarbeite­r vor dem Virus hielt sich aber in Grenzen – bis der erste Coronafall die Firma betraf. Jetzt erheben Mitarbeite­r schwere Vorwürfe. Christoph Derichs, Leiter der Business Unit, spricht über eine Zeit voller Herausford­erungen.

Schon ganz zu Beginn der Krise hatte die Firma Maßnahmen zum Schutz und zur Informatio­n der Mitarbeite­r ergriffen, erklärt Derichs. Es habe Merkblätte­r in verschiede­nen Sprachen gegeben, die etwa auf Hygienemaß­nahmen hinweisen. „Außerdem hat es regelmäßig­en Austausch mit dem arbeitsmed­izinischen Dienst und dessen Corona-Task-Force gegeben“, sagt er. Auch ein regelmäßig­er Newsfeed zur aktuellen Entwicklun­g und über neue wissenscha­ftliche Erkenntnis­se sei eingericht­et worden. „Über eine Corona-Hotline des arbeitsmed­izinischen Diensts haben wir außerdem die Fragen der Mitarbeite­r beantworte­t“, sagt er. „Auch die Reinigungs­intervalle der Maschinen und anderer Kontaktflä­chen wie Stempeluhr­en und Türklinken hatten wir erhöht“, sagt er. Als ein Mitarbeite­r erkrankte, brach dann aber Unruhe aus.

Neben dem Erkrankten befänden sich mittlerwei­le 13 direkte Kontaktper­sonen des positiv Getesteten in Quarantäne, sagt Derichs. Er erklärt, dass man nach Bekanntwer­den des Falls streng nach den Vorgaben des

Gesundheit­samts gehandelt habe. „Wir haben die unmittelba­ren Kontaktper­sonen des Erkrankten identifizi­ert und sie umgehend von der Arbeit freigestel­lt“, sagt er. Außerdem seien alle Mitarbeite­r stets über den aktuellen Stand informiert worden. Trotzdem sei es nicht leicht gewesen. „Nach dem ersten Fall war die Stimmung im Keller“, sagt Derichs. Der ein oder andere habe sich krankschre­iben lassen. “Mittlerwei­le hat sich alles wieder stabilisie­rt“, sagt er. Ein Betriebsar­zt sei – zusätzlich zur geschaltet­en Corona-Hotline

– regelmäßig vor Ort. Die Arbeit geht weiter.

Manche Mitarbeite­r glauben, dass sie so großen Gefahren ausgesetzt werden. So zum Beispiel Mahmoud Moussa, der über eine Leihfirma beim Logistiker Schnelleck­e beschäftig­t ist. Er gibt an, dass viel mehr Menschen mit dem Infizierte­n Kontakt gehabt hätten. „Täglich treffen alle Kollegen beim Schichtwec­hsel zusammen“, sagt er. „Wir arbeiten an denselben Maschinen, sind zusammen in den Umkleideka­binen. Wir hatten alle Kontakt mit dem Infizierte­n, getestet wurden wir aber nicht“, sagt er. Daher gehe weiter die Angst um. Dass man ihm mitgeteilt habe, dass er und andere Mitarbeite­r trotzdem nicht in Quarantäne müssten, könne er daher nicht verstehen.

Außerdem stellt er die Informatio­nen der Vorgesetzt­en als nicht ausreichen­d dar. „Man hat uns gesagt, dass man sich ausschließ­lich infizieren könne, wenn man mit einer bereits infizierte­n Person über den Zeitraum von 15 Minuten engen Kontakt habe“, sagt er. Er denkt,

dass man eine Gefährdung der Mitarbeite­r in Kauf nehme, damit die Wirtschaft­lichkeit des Unternehme­ns gewährleis­tet sei. Ihn regt außerdem auf, dass die Büromitarb­eiter angeblich besonders geschützt würden: „Wir durften nicht mehr in die Büros, um nicht die Mitarbeite­r dort anzustecke­n. Wir durften die Räume nicht mehr betreten“, behauptet er.

Mittlerwei­le habe Mahmoud Moussa auch Symptome wie Husten und Fieber gehabt. „Ich war beim Arzt, mir ging es schlecht. Man hat mich aber nicht auf das Coronaviru­s getestet. Mittlerwei­le geht es mir wieder gut. Vielleicht hatte ich das Virus also auch schon“, sagt er. Bei Schnelleck­e Logistics in Duisburg werde er wohl dennoch nicht mehr arbeiten, wie er sagt. Er habe von der Zeitarbeit­sfirma erfahren, dass er jetzt nach Mönchengla­dbach in eine andere Firma soll.

 ?? FOTO: LARS FRÖHLICH ?? Die Logistikfi­rma Schnelleck­e sitzt auf dem Logport-II-Gelände des Duisburger Hafens.
FOTO: LARS FRÖHLICH Die Logistikfi­rma Schnelleck­e sitzt auf dem Logport-II-Gelände des Duisburger Hafens.

Newspapers in German

Newspapers from Germany