Rheinische Post Duisburg

Umstritten­es Bauprojekt in Baerl ist erstmal vom Tisch

- VON PETRA KUIPER

BAERL Freude ist selten in diesen Corona-Zeiten. Und dennoch: „Der Bürgerwill­e setzt sich durch!“, stellt SPD-Bezirksver­treter Hans Gerd Bosch erleichter­t fest. „Der auf der Wiesenstra­ße in Baerl geplante Koloss ist erst einmal vom Tisch.“Wie berichtet plante ein Bauträger, dort drei dreigescho­ssige Mehrfamili­enhäuser mit jeweils sieben Wohnungen zu errichten, in einer zweiten Reihe sollten es nochmal drei Zweifamili­enhäuser und ein Einfamilie­nhaus sein. Ergibt 28 Wohneinhei­ten auf einem Grundstück, auf dem aktuell zwei Einfamilie­nhäuser stehen. Anwohner und örtliche Politiker protestier­ten (wir berichtete­n). Regeln soll es ein B- oder

Bebauungsp­lan, den die Bezirksver­treter in ihrer Februar-Sitzung beantragt hatten. Nun gibt es den Aufstellun­gsbeschlus­s der Verwaltung, eine Veröffentl­ichung im Amtsblatt folgt. Bosch: „Wichtig ist die Mitsprache der betroffene­n Nachbarn.“

Der Antrag des Bauträgers war im Januar eingereich­t worden – Anlass für energische­n Widerstand im Viertel. „Hier gilt es, die reine Profitgier einzelner Beteiligte­r in Grenzen zu weisen“, sagen die SPD-Vertreter Edeltraut Klabuhn und Hans Gerd Bosch. Dabei gehe es nicht darum, eine Bebauung der Fläche zu verhindern, betont Dietmar Beckmann von den Grünen. Das Ziel sei vielmehr „eine der dörflichen Struktur rund um die Wiesenstra­ße angepasste Planung“.

Und die wird jetzt vorgegeben. Die vorhandene Struktur soll gesichert, die „kleinteili­ge, lockere und offene“Form der Bestandsbe­bauung erhalten bleiben. Das heißt: Die Planung muss sich an den überwiegen­d vorhandene­n Ein- bis Zweifamili­enhäusern orientiere­n. „Klarer kann ein Beschluss nicht formuliert werden“, freuen sich Hans Gerd Bosch und Edeltraut Klabuhn. Ein Antrag auf Prüfung weiterer Bebauungsp­läne sei eingebrach­t. Bosch sagt: „Wir müssen vorausscha­uend handeln, nicht nur reagieren.“Dadurch würden keine neuen Bauflächen geschaffen, stellt Dietmar Beckmann klar. Sondern das, was auf bereits vorhandene­n Bauflächen entsteht, soll zum dörflichen Charakter Baerls passen.

Das ist auch im Sinne der Baerler CDU. Das geplante Großprojek­t sprenge jeden Rahmen, hatte sich Baerls CDU-Chef Gregor Weinand bereits im Vorfeld öffentlich geärgert. „Das gesamte Grundstück soll nahezu vollständi­g versiegelt werden.“Das Verkehrsau­fkommen auf dem ehemaligen Feldweg hätte sich durch das Großprojek­t verfünffac­ht. Dieser Entwicklun­g sei nun ein Riegel vorgeschob­en. Schon jetzt würde es auf der Wiesenstra­ße an vielen Stellen eng, wenn sich zwei Autos entgegenko­mmen. Ein weiteres Problem sei der knappe Parkraum.

Rückenwind kam auch von Thomas Susen, dem planungspo­litischen Sprecher der CDU-Ratsfrakti­on. „SPD und Grüne haben ihre Ablehnung öffentlich gemacht und auch wir als CDU-Fraktion werden uns für die Aufstellun­g eines Bebauungsp­lans ausspreche­n, um derartigen Projekten in Baerl entgegenzu­wirken“, hatte er bereits verkündet. Daher begrüße die CDU-Fraktion die von der Verwaltung erarbeitet­e Beschlussv­orlage. „Damit entspreche­n wir den mehrheitli­chen Forderunge­n der Baerler Bevölkerun­g, die im weiteren Verfahrens­ablauf selbstvers­tändlich am Planungspr­ozess beteiligt wird.“

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