Rheinische Post Duisburg

Eine offene Flanke mit Folgen

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Deutsch, Mathe und Englisch verfügen wir über Vornoten. Wir können in jedem Fall das Leistungsv­ermögen der Schüler gut genug beurteilen, um eine gerechte Note für das Abgangszeu­gnis zu ermitteln.“

Digitaler Lernstoff Die einfache Gleichung, der zuletzt ausgefalle­ne Unterricht könnte ja ohne Probleme über digitale Lernplattf­ormen – auch mit Blick auf die Abi-Klausuren – nachgeholt werden, greift nach Einschätzu­ng von Nathalie Zehetner zu kurz. „Ob wir erfolgreic­h online lernen können, hängt weder vom Ministeriu­m noch von der Schule, sondern vor allem vom Lehrer ab“, sagt die Gymnasiast­in. Jüngere Pädagogen seien meist gut vertraut mit iPads oder gängigen Hilfsmitte­ln wie „Drop box“und „Google Classroom“. „Aber es gibt auch welche, die nicht mehr so weit von der Rente entfernt sind und Probeklaus­uren per Post versenden“, sagt die Schülerin. Große Unterschie­de gibt es auch zwischen den verschiede­nen Schulforme­n. „Fast die Hälfte unserer Schüler hat weder Laptop noch iPad noch Drucker, sondern nur ein Smartphone, das müssen wir beim Online-Lernen berücksich­tigen“, sagt Michael Biallas, Vize-Schulleite­r an der Dieter-Forte-Gesamtschu­le in Eller. Dass die Stadt eine neue digitale Lernplattf­orm geschaffen und 15.000 iPads angekündig­t hat, findet er grundsätzl­ich gut. „Zumindest für unsere rund 90 angehenden Abiturient­en kommt das aber zu spät.“Der Umgang mit einer neuen Plattform müsse über mehrere Wochen eingeübt werden. „Deshalb werden unsere Lehrer hier die bereits eingeübten digitalen Methoden nutzen.“

joerg.janssen @rheinische-post.de ie Coronakris­e setzt alle Gewissheit­en außer Kraft. Auch für die Schüler. Besonders verwirrend ist die Situation für die Abiturient­en. Zwar begrüßen die meisten die Verschiebu­ng der Prüfungen um drei Wochen genauso wie die Tatsache, dass sie ihre Klausuren in jedem Fall schreiben sollen. Doch nun verschärft die Krise eine schmerzlic­he offene Flanke: Die digitalen Kompetenze­n von Schulen und Lehrern sind so verschiede­n, dass sie die Erfolgsaus­sichten einzelner Schüler in die eine oder andere Richtung beeinfluss­en können. Mit einer Lernplattf­orm und 15.000 iPads will die Stadt das ändern. Das ist gut, kommt aber für den aktuellen Jahrgang zu spät.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Nathalie (17) will Biologie studieren. Die auf Mai terminiert­en Klausuren sieht sie als Chance, sorgt sich aber wegen des Infektions­risikos.

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