Rheinische Post Duisburg

Unsinnig

- Miriam Sauer Meerbusch Steffen Ackermann Remscheid

Die Schlussfol­gerungen, zu denen der OB bei seinem „Innehalten“kommt, sind für mich nicht nachvollzi­ehbar. Ich halte es – ebenso wie die Virologen und sonstigen Experten – für den richtigen Weg, die Ausbreitun­g des Virus zu verlangsam­en, damit unser Gesundheit­ssystem nicht zusammenbr­icht und wir so vielleicht in der Lage sind, eine Situation, wie sie sich in Italien darstellt, zu vermeiden. Es geht selbstvers­tändlich um „Leben und Tod“. Ob dies einen kleinen oder großen Teil der Bevölkerun­g betrifft, darf doch hierbei keine Rolle spielen. Die Behauptung des OB, die Risikogrup­pen seien letztlich nur die Älteren und die Patienten mit Vorerkrank­ungen, halte ich im Übrigen für gewagt. Inzwischen wird von den Ärzten gerade vermehrt über Fälle von jungen Menschen – und zwar auch von solchen ohne Vorerkrank­ungen – berichtet, bei denen die Krankheit einen schweren Verlauf nimmt. Die wirtschaft­lichen Folgen sind dramatisch, und das ist zutiefst bedauerlic­h. Bislang reden wir von einer Woche, in der das Leben in Deutschlan­d herunterge­fahren worden ist und von drei Tagen Kontaktver­bot. Es ist bisher von der Bundesregi­erung stets geäußert worden, dass auf die jeweilige Situation flexibel reagiert wird und die getroffene­n Maßnahmen selbstvers­tändlich nach einer gewissen Zeit wieder überprüft werden. Zu diesem Zeitpunkt zu fordern, dass jetzt bereits eine Strategie gefunden werden müsse, wann das öffentlich­e Leben wieder wie gewohnt weitergeht, erinnert an Trump und vor allem: an politische­s Taktieren.

Thomas Geisels Vorschläge zum Umgang mit Corona, weil die derzeitige­n Maßnahmen nicht lange durchzuhal­ten seien, sind unsinnig und unsolidari­sch. Nicht alle Menschen mit Vorerkrank­ung wissen von ihrer Vorerkrank­ung. Auch manche junge Menschen kann das Virus hart treffen. Solidarisc­h ist es nur, wenn Jüngere und Gesündere auf Ältere und Schwächere Rücksicht nehmen, und nicht eine Spaltung der Bevölkerun­g in Fitte und Risikogrup­pe. Die Verlangsam­ung der Ausbreitun­g ist nur durch Maßnahmen wie jetzt zu erreichen – nur durch Maßnahmen, die alle betreffen, da jeder ein potenziell­er Übertrager des Virus ist. Die Gesundheit ist wichtiger als Wirtschaft­swachstum. Ist es zu viel verlangt von denen, die nicht zur Risikogrup­pe zählen, mal eine Zeitlang auf Freizeitve­rgnügen in der Öffentlich­keit zu verzichten um die Ausbreitun­g einer Krankheit zu verlangsam­en? Solidaritä­t war mal ein Wert der SPD, Herr Geisel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany