Tageseltern wenden sich an den OB
Die Betreuer sehen auch ihre Gesundheit gefährdet und bitten um Hilfe.
(akal) „Wir lieben unsere Arbeit“, sagt eine Tagesmutter aus Duisburg, „aber ein Kleinkind bekommt doch Angst, wenn ich es mit Mundschutz und Kittel annehme“. Sie gehört zu den Tageseltern, denen die Stadt Duisburg bei der Suche nach Freiwilligen eine Umfrage geschickt hatte. Die Stadt fragt darin, ob es in der Einrichtung bereits Wochenendund/oder Über-Nacht-Betreuung gibt, wie die Nachfrage nach diesen Zeiten aussieht. Ob man bereit ist, fremde Kinder zu betreuen oder welche die älter als drei Jahre sind. Und wie es um die eigene gesundheitliche Konstitution bestellt ist.
Eine Frage, die Fatima (Name geändert) gar nicht beantworten kann. Die 50-Jährige ist seit zehn Jahren selbstständig, führt drei Tagespflegegruppen – und hatte kaum Zeit, mal zum Arzt zu gehen. Zur Zeit sind ihre Gruppen zu, die Eltern gehörten nicht zu den „systemrelevanten“
Berufsgruppen. Würde sie sich jetzt bereiterklären, eine Notgruppe aufzumachen, würde das die Trennung von ihren eigenen Kindern und ihren Eltern bedeuten. Denn „schützen kann ich mich vor dem Virus im Umgang mit den Kindern nicht, also muss ich meine Familie schützen“, findet die Duisburgerin. Die Mutter sei als Dialysepatientin gefährdet, der Vater chronisch krank. „Ich bin Witwe“, schiebt sie noch hinterher, „meine Kinder wissen, was Verlust bedeutet“.
In einem offenen Brief hat Julia Plew ihrem Unmut Luft gemacht. Die Tagesmutter schreibt stellvertretend für andere Duisburger Kinderbetreuer: „Bitte, Herr Link, wir bangen um unsere Existenzen, die unserer Familien und um die der Familien, die wir im Alltag unterstützen und entlasten.“Sie schreibt, dass die meisten Tageseltern zwei Mieten zu tragen hätten und wegen ihrer Selbstständigkeit sofort in den Arbeitslosengeld-II-Bezug fallen würden. Für die Freiberufler gilt normalerweise, dass sie wegen des fehlenden Anspruchs auf Krankengeld bislang von der Kommune unterstützt wurden. Diese Regelung gelte aber nur für drei Wochen, das werde jetzt überschritten. Plew fürchtet, dass es die kleinen, aber wichtigen Freiberufler hart treffe, während die Großen mit einem blauen Auge davon kommen.
Die Stadt Duisburg erklärt mit Verweis auf die Landesregierung: Die Finanzierung des Betreuungsangebot für berufstätige Eltern(teile) bzw. alleinerziehende Berufstätige in kritischer Infrastruktur müsse aufrechterhalten bleiben und die Geldleistungen sollen weiter gewährt werden, unabhängig davon, ob tatsächlich eine Betreuung stattfindet oder nicht. Voraussetzung für eine weitere Finanzierung sei jedoch die grundsätzliche Bereitschaft der Tagespflegeperson zur Betreuung der Kinder von Eltern in Schlüsselpositionen.
Zuletzt hatte OB Link verkünden lassen, dass er sich dafür einsetzt, dass den Eltern die Kosten für die Betreuung während der Schließung der Tagespflegestellen erstattet wird. Außerdem werde er die Weiterfinanzierung der Kindertagespflegestellen bis zum 30. April sicherstellen – auf Basis der bestehenden Betreuungsverträge und nicht abhängig von der Zahl der tatsächlich betreuten Kinder. „Uns ist es wichtig, dass die gute Infrastruktur der Kinderbetreuung in Duisburg trotz dieser Krise erhalten wird“, hatte auch Bildungsdezernent Thomas Krützberg betont.