Corona-Krise: Bäckereien fahren die Produktion zurück
KAMP-LINTFORT (got) „Alles, was aus dem Backofen kommt, ist steril“, sagt Johannes Gerhards mit Blick auf das Coronavirus. Der Bäcker- und Konditormeister hat seine Geschäfte an der Geststraße in Baerl sowie an der Eyller Straße und der Rundstraße in Kamp-Lintfort umgestaltet, um zum Schutz der Kunden und der Mitarbeiter das Risiko einer Infektion möglichst gering zu halten.
Er weist mit Aushängen auf Sicherheitsabstände hin. Im Verkauf und an der Kasse ließ er Schutzscheiben anbringen. Die Verkäuferinnen ziehen Schutzhandschuhe an, wenn sie Brot oder Brötchen in Tüten legen, und sie hantieren mit Zangen, wenn sie Nussecken oder Kirschstreuselkuchen auf Trays aus Pappe schieben. Außerdem bittet Gerhards seine Kunden, möglichst mit Karte zu zahlen. „Die Kontaktsperre hat vieles verändert“, sagt der Innungsobermeister der Bäckerinnung Niederrhein. „Die Betriebe stellen sich darauf ein.“
Alle Bäckereien am unteren Niederrhein haben ihre Produktion zurückgefahren. „Die Bäckereien haben auch Cafés, die seit der Kontaktsperre vor zehn Tagen nicht mehr geöffnet sind“, berichtet der 62 Jahre alte Kamp-Lintforter. „Hotels, die ihren Betrieb einstellen mussten, sind der zweite Grund. Das spüren auch wir. Einer unserer großen Lieferkunden ist ein Hotelunternehmen.“Als weiteren Grund sieht er Krankenhäuser, die von Bäckereien versorgt werden. „Die Krankenhäuser haben zurzeit die Patientenzahl zurückgefahren, um Platz zu haben, wenn viele Corona-Patienten kommen sollten.“
„Als Lieferkunden sind vor allem die Altenheime geblieben. Wir haben als Bäckerei 20 Lieferkunden. Sieben beliefern wir wie bisher, zum Beispiel Altenheime. Bei vier haben wir zurückgefahren, zum Beispiel Krankenhäuser. Bei sieben haben wir die Lieferung eingestellt, zum Beispiel Hotels und Kantinen. Insgesamt haben wir bei den Lieferkunden nur noch den halben Umsatz. Bei anderen Bäckereien sieht es ähnlich aus.“So trifft die Corona-Krise die Bäckereien indirekt, die ihre Produktion zurückfahren.
Insgesamt will sich Gerhards nicht beklagen: „Es gibt kaum eine Branche, die nicht betroffen ist. Für Bäckereien ist es ein Einschnitt. Dieser ist nicht so stark wie in anderen Branchen, zum Beispiel der Hotelerie und Gastronomie, wo der Umsatz komplett weggebrochen ist. Es bleibt die Hoffnung, dass die Infektionszahl irgendwann nicht mehr so schnell steigt und das Kontaktverbot Schritt für Schritt aufgehoben werden kann.“
Die Mitarbeiter in den Bäckereien leisten vorbildliche Arbeit, in der Produktion und im Verkauf, betont Gerhards. „Dafür vielen Dank. Ein Dank auch an die Kunden für ihr rücksichtsvolles Verhalten.“