Rheinische Post Duisburg

Soulsänger Bill Withers gestorben

Der Schöpfer von Hits wie „Ain’t No Sunshine“und „Lovely Day“wurde 81 Jahre alt.

- VON PHILIPP HOLSTEIN

LOS ANGELES Wer ein Herz hat und einen Sinn für Musik, möge heute ausschließ­lich Bill Withers hören, seine Alben „Just As I Am“und „Still Bill“, die sind die größten, und auch „Live At Carnegie Hall“, da kommt man ihm besonders nahe. Ein schöner Tag wird das, einerseits, denn diese Musik ist so toll, und sie nimmt den direkten Weg ins Herz. Anderseits wird das ein verflixt trauriger Tag, denn der Urheber dieser Lieder ist tot, Bill Withers ist gestorben, er wurde 81 Jahre alt.

Er hat überhaupt nur 15 Jahre lang Platten veröffentl­icht, von 1970 bis 1985, und alles, was er in dieser kurzen Zeit herausbrac­hte, ging ein ins Great American Songbook. „Ain’t No Sunshine“, „Lovely Day“, „Lean On Me“und „Just The Two Of Us“bereichern den Liederscha­tz der Menschheit, und diejenigen, die eines dieser Stücke als Ohrwurm haben, erkennt man am Schmunzeln. Withers war reich, er wurde verehrt, seine Songs wurden hundertfac­h gecovert, und doch sagte er mit 47: Ich mag nicht mehr.

Er war ein Mysterium, er lebte zurückgezo­gen in einer Villa in den Hollywood Hills, er kehrte trotz unmoralisc­her Angebote nicht auf die Bühne zurück. Aber er hatte ein Studio im Keller, nur so für sich, und manchmal schenkte er ein Lied her, an Freunde wie George Benson. Lieder von Withers erkennt man gleich, weil sie Kurzgeschi­chten sind, unprätenti­ös und dennoch existenzie­ll. Man nehme nur „I Can’t Write Left-Handed“über einen Vietnam-Soldaten, der seinen rechten Arm verlor und der nun seine Kameraden in seinem Namen einen Brief an seine Mutter schreiben lässt.

Withers wuchs am Rande einer Kohlemine in West Virginia auf, und natürlich bemerkten sie dort bald, was für seine Stimme dieser Kerl hatte. Withers sang mit einer warmen Kumpelstim­me, er sang zum Hörer wie zu einem Freund, und er sang Melodien, die immer schon da gewesen zu sein schienen: Es war, als habe er sie aus der Luft gepflückt. Das ist Soul-Musik im buchstäbli­chsten Sinne, Musik für die Seele, und in ihrer ganze Reinheit hört man sie in „Let Me In Your Life“.

Bill Withers ist tot. Ain’t No Sunshine.

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FOTO: DPA Bill Withers im Jahr 1972.

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