Rheinische Post Duisburg

68-Jähriger stirbt an Coronaviru­s

Die Ärzte sagen, dass ein früherer Test keinen Einfluss auf den Krankheits­verlauf gehabt hätte.

- VON NICOLE KAMPE

DÜSSELDORF Am späten Donnerstag­nachmittag kam der Anruf aus der Uniklinik. Petra Müller* fuhr sofort los, ihre beiden Söhne und die Schwiegert­ochter durften sie begleiten. Es war der Anruf, vor dem Müller die letzten Tage solche Angst hatte, es war der Anruf, damit sich Müller verabschie­den kann. „Die Ärzte sagten, sie müssen die Maschinen abstellen.“Ihr Mann Heinz hatte sich mit dem Coronaviru­s infiziert, war eine Woche lang an der Herz-Lungen-Maschine angeschlos­sen. Am

Donnerstag­abend starb der 68-Jährige. Petra Müller hatte Mitte März vergeblich versucht, bei der städtische­n Hotline einen Termin zu bekommen, nachdem sie Kontakt mit einer Infizierte­n hatte. Sie kritisiert­e die Kommunikat­ion und die Kriterien, nach denen Menschen getestet werden. „Ein früherer Test hätte aber auch nichts am Krankheits­verlauf meines Mannes geändert“, sagt Müller. Das hatten ihr die Ärzte gesagt. Ihnen ist Müller sehr dankbar, weil sie sich Zeit genommen haben für die 62-Jährige, weil sie um ihren Mann gekämpft haben.

Auch der Leiter des Gesundheit­samtes rief Petra Müller an. Der Oberbürger­meister hat mit großem Bedauern vom Tod ihres Ehemannes erfahren. Die Stadt bedauert, dass die Kommunikat­ion nicht so gelaufen ist, „wie wir uns das wünschen“, sagt ein Sprecher. Die Mitarbeite­r am Telefon hätten aber „inhaltlich keinen Fehler gemacht. Sie haben sich an die Richtlinie­n des Robert-Koch-Instituts gehalten.“Mitte März seien nur Menschen mit Symptomen getestet worden. „Auch um das Risiko von ,falsch-negativen’ Testergebn­issen zu minimieren“, so der Sprecher. Denn ohne Symptomen sei das Coronaviru­s auch bei einer bestehende­n Infektion nicht mit hundertpro­zentiger Sicherheit nachweisba­r.

„Sicherlich hätten die Mitarbeite­r Frau Müller noch einmal auf die Notwendigk­eit einer selbstvero­rdneten, häuslichen Quarantäne hinweisen können“, sagt der Stadtsprec­her. Seit Donnerstag­früh sei die Corona-Hotline mit einer neuen technische­n Grundlage und einem neuen Konzept in Betrieb, „die Mitarbeite­r führen die Gespräche anhand eines detaillier­t verfassten

Leitfadens, der jede Falschbewe­rtung ausschließ­en soll“. Zudem wurden die Testkapazi­täten nochmals gesteigert, „im Zweifel wird getestet“, sagt der Stadtsprec­her.

Dass das Prozedere verbessert werden musste, das war auch Familie Schmidt* wichtig, die am 6. März in der Trofana Alm in Ischgl zum Après-Ski war. Erste Symptome hatte das Paar am 16. März – Kopf-, Gliedersch­merzen, Husten. „Bei der Hotline sagte man uns, dass kein Test notwendig ist“, erzählt Michael Schmidt. Der Zustand seiner Frau Beate verschlech­terte sich, trotz 39 Grad Fieber und Geschmacks­verlust sei sie weiterhin nicht getestet worden. Am 24. März rief Schmidt den RTW, bis gestern lag seine Frau auf der Intensivst­ation des Augusta-Krankenhau­ses, für das der 54-Jährige viel Lob hat, weil dort auch ihm geholfen wurde. „Ich wurde wegen der Infektion nirgendwo geröngt“, sagt Schmidt, der schließlic­h vom behandelnd­en Arzt seiner Frau über den kurzen Dienstweg einen Röntgen-Termin im Augusta bekam.

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