68-Jähriger stirbt an Coronavirus
Die Ärzte sagen, dass ein früherer Test keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf gehabt hätte.
DÜSSELDORF Am späten Donnerstagnachmittag kam der Anruf aus der Uniklinik. Petra Müller* fuhr sofort los, ihre beiden Söhne und die Schwiegertochter durften sie begleiten. Es war der Anruf, vor dem Müller die letzten Tage solche Angst hatte, es war der Anruf, damit sich Müller verabschieden kann. „Die Ärzte sagten, sie müssen die Maschinen abstellen.“Ihr Mann Heinz hatte sich mit dem Coronavirus infiziert, war eine Woche lang an der Herz-Lungen-Maschine angeschlossen. Am
Donnerstagabend starb der 68-Jährige. Petra Müller hatte Mitte März vergeblich versucht, bei der städtischen Hotline einen Termin zu bekommen, nachdem sie Kontakt mit einer Infizierten hatte. Sie kritisierte die Kommunikation und die Kriterien, nach denen Menschen getestet werden. „Ein früherer Test hätte aber auch nichts am Krankheitsverlauf meines Mannes geändert“, sagt Müller. Das hatten ihr die Ärzte gesagt. Ihnen ist Müller sehr dankbar, weil sie sich Zeit genommen haben für die 62-Jährige, weil sie um ihren Mann gekämpft haben.
Auch der Leiter des Gesundheitsamtes rief Petra Müller an. Der Oberbürgermeister hat mit großem Bedauern vom Tod ihres Ehemannes erfahren. Die Stadt bedauert, dass die Kommunikation nicht so gelaufen ist, „wie wir uns das wünschen“, sagt ein Sprecher. Die Mitarbeiter am Telefon hätten aber „inhaltlich keinen Fehler gemacht. Sie haben sich an die Richtlinien des Robert-Koch-Instituts gehalten.“Mitte März seien nur Menschen mit Symptomen getestet worden. „Auch um das Risiko von ,falsch-negativen’ Testergebnissen zu minimieren“, so der Sprecher. Denn ohne Symptomen sei das Coronavirus auch bei einer bestehenden Infektion nicht mit hundertprozentiger Sicherheit nachweisbar.
„Sicherlich hätten die Mitarbeiter Frau Müller noch einmal auf die Notwendigkeit einer selbstverordneten, häuslichen Quarantäne hinweisen können“, sagt der Stadtsprecher. Seit Donnerstagfrüh sei die Corona-Hotline mit einer neuen technischen Grundlage und einem neuen Konzept in Betrieb, „die Mitarbeiter führen die Gespräche anhand eines detailliert verfassten
Leitfadens, der jede Falschbewertung ausschließen soll“. Zudem wurden die Testkapazitäten nochmals gesteigert, „im Zweifel wird getestet“, sagt der Stadtsprecher.
Dass das Prozedere verbessert werden musste, das war auch Familie Schmidt* wichtig, die am 6. März in der Trofana Alm in Ischgl zum Après-Ski war. Erste Symptome hatte das Paar am 16. März – Kopf-, Gliederschmerzen, Husten. „Bei der Hotline sagte man uns, dass kein Test notwendig ist“, erzählt Michael Schmidt. Der Zustand seiner Frau Beate verschlechterte sich, trotz 39 Grad Fieber und Geschmacksverlust sei sie weiterhin nicht getestet worden. Am 24. März rief Schmidt den RTW, bis gestern lag seine Frau auf der Intensivstation des Augusta-Krankenhauses, für das der 54-Jährige viel Lob hat, weil dort auch ihm geholfen wurde. „Ich wurde wegen der Infektion nirgendwo geröngt“, sagt Schmidt, der schließlich vom behandelnden Arzt seiner Frau über den kurzen Dienstweg einen Röntgen-Termin im Augusta bekam.