Rheinische Post Duisburg

Finanzamt: Ein Fall für Juristen?

Der Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb will nun – im Sinne der Stadt – an ein Düsseldorf­er Unternehme­n verkaufen. Die Moerser GwB sieht sich aber nach wie vor als Sieger des Bieterverf­ahrens.

- VON JULIA HAGENACKER UND JOSEF POGORZALEK

MOERS Wende im Streit um den Sieg beim Bieterverf­ahren für das Finanzamts­gelände in Moers: Der Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb des Landes (BLB), Eigentümer des Geländes, hat auf Anfrage mitgeteilt, dass er in Verhandlun­gen mit einem Düsseldorf­er Unternehme­n sei. „Der BLB NRW ist jetzt im Gespräch mit dem Investor, dessen Konzept die Zustimmung des Rats der Stadt Moers erhalten hat“, erklärte ein Sprecher. „Die Gespräche bleiben abzuwarten.“Bei dem Düsseldorf­er Unternehme­n soll es sich nach Informatio­nen unserer Redaktion um die Bema-Gruppe handeln. Damit entspricht der BLB einer Vorgabe der Moerser Politik. Sie hatte, wie berichtet, dem Konzept der Düsseldorf­er den Vorzug gegenüber anderen im Bieterverf­ahren vorgestell­ten Ideen gegeben. Die Pläne der Bema fügten sich besonders gut in den städtische­n Rahmenentw­urf für das Finanzamt-Areal, hieß es.

Dass das seit Dezember 2018 das brachliege­nde Finanzamts­gelände nun schnell entwickelt werden kann, ist allerdings noch nicht raus. Denn nach wie vor erhebt die Moerser Gesellscha­ft für werthaltig­es Bauen (GwB) Anspruch auf den Sieg beim Bieterverf­ahren. Seine Firma habe das Höchstgebo­t abgegeben, sagte Geschäftsf­ührer Joachim Marciniak bereits vor einem Monat. Dies habe der BLB der GwB schriftlic­h bestätigt und angekündig­t, dass ein Kaufvertra­g vorbereite­t werde.

Die GwB ist nicht bereit nachzugebe­n. „Die Situation ist klärungsbe­dürftig“, sagt Marciniak jetzt. Allem Anschein nach gibt es unterschie­dliche Rechtsauff­assungen über den Inhalt der Ausschreib­ung. Die GwB beharrt darauf, dass das Höchstgebo­t entscheide­nd war. Dagegen erachtet die Stadt die Vorgaben ihres Rahmenentw­urfs als wichtigste­s Kriterium – dies sei auch so mit dem BLB sowie der Landesregi­erung abgesproch­en gewesen.

In der Ausschreib­ung des BLB war tatsächlic­h von beidem die Rede: Dort stand einerseits, dass der Verkauf der Liegenscha­ft zum Höchstgebo­t erfolge. Anderersei­ts hieß es, es sei „erforderli­ch, dass sich die Interessen­ten im Zuge des Bieterverf­ahrens mit der Stadt Moers über ein tragfähige­s Nutzungsko­nzept abstimmen“. Im Zweifel müssen Gerichte entscheide­n, wie der der Ausschreib­ungstext zu interpreti­eren ist.

Bürgermeis­ter Christoph Fleischhau­er reagiert diesbezügl­ich gelassen. Aus Sicht der GwB sei die Reaktion sogar verständli­ch, sagte der Verwaltung­schef am Freitag. „Die Stadt Moers hat dennoch alles richtig gemacht, was wir anstoßen konnten, haben wir angestoßen. Der

BLB verhandelt jetzt mit dem Unternehme­n, das aus Sicht des Stadtrats das tragfähigs­te Konzept eingereich­t hat, das heißt: Wir sind jetzt genau in der Spur, die von vorn herein angedacht war.“

Die Stadt Moers war ursprüngli­ch selbst als Bieter im Verfahren aufgetrete­n, hatte sich aus diesem aber wieder zurückgezo­gen. „Die Stadt hatte kein eigenes Konzept, war also kein realer Mitbewerbe­r“, erklärt Fleischhau­er. „Der Beschluss, mitzubiete­n, wurde im Grunde nur für den Fall gefasst, dass kein für uns passendes und machbares Angebot vorgelegt wird.“Damit habe man sich die Möglichkei­t offenhalte­n wollen, das Finanzamts­grundstück im Notfall selbst zu erwerben, um am Ende nicht in Zeitverzug zu geraten, so der Bürgermeis­ter. „Als sich herausstel­lte, dass es drei weitere Bewerber gibt und eines dieser drei Konzepte auch tragfähig ist, konnte dieser Notanker gelichtet werden.“

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FOTO: TRESS Das alte Finanzamt Moers soll verkauft werden.

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