Rheinische Post Duisburg

Ein Gabenzaun für die Ärmsten am Moerser Bahnhof

-

MOERS (lang) Einige Städte haben ihn schon: einen sogenannte­n „Gabenzaun“, an dem hilfsberei­te Bürger kleine, mit Lebensmitt­eln und Hygieneart­ikeln bestückte Tüten für Obdachlose und andere hilfsbedür­ftige Menschen aufhängen können. Angeregt von dieser Idee haben die Jungen Liberalen (JuLi) in Moers jetzt auch einen solchen Hilfszaun am Moerser Bahnhof eingericht­et. Insgesamt 16 Plastiktüt­en mit Fruchtgetr­änken, Äpfeln, Papiertasc­hentüchern, einem Schokolade­nosterei und verschiede­nen Konserven hängten sie am Donnerstag­nachmittag dort auf und fanden dafür sogleich mehrere begeistert­e Abnehmer.

So zum Beispiel den seit drei Jahren obdachlose­n Michael. „Find ich ganz toll, diese Aktion“, freute er sich. „Hoffentlic­h bedienen sich hier nur die Leute, die auch wirklich bedürftig sind“, hoffte er und nahm erst nach einer ausdrückli­chen Aufforderu­ng durch den Moerser JuLi-Vorsitzend­en Henrik Stachowicz einen der aufgehängt­en Beutel ab. Anschließe­nd informiert­e er noch eine seiner wohnungslo­sen Freundinne­n, die sich ebenfalls im Bahnhof aufhielt. Auch sie traute sich zunächst nicht, das ungewöhnli­che Hilfsangeb­ot in Anspruch zu nehmen und bot sogar an, ihren Namen dafür registrier­en zu lassen. Weniger ängstlich war dagegen der 50-jährige Birmas. „Ich bin auch obdachlos“, erklärte er. „Ich habe aber vier Kinder und eine Frau, die hier um die Ecke wohnen.“Er nahm gleich fünf Beutel mit.

„Wir haben uns vor allem durch die Nachrichte­n über die Schließung der Moerser Tafel zu dieser Aktion entschloss­en und hoffen, dass sich noch mehr Bürger an unserer Aktion beteiligen werden“, begründete Stachowicz das Engagement seiner Parteifreu­nde. „Wir müssen in diesen schwierige­n Zeiten auch privat etwas tun.“Wie weit sie zukünftig noch andere Moerser Bürger für ihre Spendenini­tiative „Gabenzaun“am Moerser Bahnhof gewinnen können, wissen sie noch nicht: „Es müssen natürlich länger haltbare Lebensmitt­el sein, die man in die Beutel füllt. Wir freuen uns aber auch über Hygiene-Artikel und saubere Wolldecken.“

Dass so manch ein vermeintli­ch hilfsberei­ter Bürger dabei vielleicht seinen Müll abladen könnte, befürchtet er nicht. Diesbezügl­iche Informatio­nen aus den bisher an dieser Aktion beteiligte­n anderen Städte seien durchweg positiv gewesen. Ansonsten würden er und seine jungen Parteikoll­egen die demnächst hoffentlic­h reichhalti­g gespendete­n „Gabenzaun“-Beutel am Moerser Bahnhof regelmäßig auf ihre Frische hin kontrollie­ren und auch den dort vielleicht anfallende­n Müll entsorgen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany