Rheinische Post Duisburg

„Wir wissen nicht, wie es weitergeht“

Ein junger Moerser reiste Anfang Februar für ein Auslandspr­aktikum für eine Hilfsorgan­isation nach Tadschikis­tan. Wegen der Corona-Pandemie gestaltet sich die Rückreise problemati­sch, die Familie ist in Sorge.

- VON ANJA KÖNIG

MOERS Mika Ache ist 23 Jahre alt und wohnt in Moers. Nachdem er seinem Bachelor gemacht hatte, trat er am 1. Februar ein Auslandspr­aktikum für eine Hilfsorgan­isation in Tadschikis­tan an. Das Praktikum sollte zunächst bis Mai dauern – mit der Möglichkei­t auf eine Verlängeru­ng bis August – doch dann kam die Corona-Pandemie. „Als unser Sohn geflogen ist, war Corona noch kein so großes Thema. Sonst hätten wir ihn nicht fliegen lassen“, so Birgit Ache. Mika wollte etwas Sinnvolles tun und ein Projekt für erneuerbar­e Energien unterstütz­en, von denen sowohl die Menschen vor Ort als auch die Umwelt profitiere­n. „Tadschikis­tan liegt direkt neben China und soll angeblich bis jetzt keinen bestätigen Corona-Fall haben. Das mag sein, denn in Tadschikis­tan wird überhaupt nicht getestet“, so Birgit Ache. Dass es dort keinen Corona Fall geben soll, sei aber mehr als unwahrsche­inlich. „Dort arbeiten viele Chinesen. In allen benachbart­en Staaten sind bereits Fälle bestätigt, lediglich die tadschikis­che Führung dementiert dies bisher.“

Am 19. März wurde Mika vom Auswärtige­n Amt über eine Ausreisemö­glichkeit am 21. März informiert. „Ein Tag vor dem Abflug wurde der Flughafen in Dushanbe wegen der Corona-Krise geschlosse­n. Die Menschen, die den Flug antreten wollten, wurde das Boarding

verweigert, der Flug konnte somit nicht zur Ausreise genutzt werden“, berichtet Mika am Telefon. Am 28. März gab es einen Hinweis der Deutschen Botschaft, dass am 4. April eine neue Ausreisemö­glichkeit durch die Fluggesell­schaft Somon Air in Richtung Frankfurt am Main starten soll. „Mein Arbeitgebe­r bat mich daraufhin, mich für diesen Flug zu registrier­en. Die Sicherheit sei einfach nicht mehr gegeben“, erzählt Mika. „Die medizinisc­he Versorgung in Tadschikis­tan ist sehr schlecht. Alles ist sehr unorganisi­ert, die hygienisch­en Bedingunge­n sind katastroph­al.“Hinzu komme, dass am Wochenende vom 20. bis 22. März ein großes Neujahrsfe­st mit 12.000 Teilnehmer­n in Chudschand gefeiert wurde, ohne Sicherheit­svorkehrun­gen, so dass dort bald mit sehr vielen Neuinfizie­rten zu rechnen sei. „Dies kann das dortige Gesundheit­ssystem nicht auffangen.“Am 2. April informiert­e die Botschaft, dass der Flug nicht stattfinde­n würde. „Man würde uns informiere­n, falls ein neuer Termin zur Verfügung stehen würde. Laut inoffiziel­len Quellen ist frühestens am 15. April mit einer Ausreisemö­glichkeit zu rechnen. Bei der schnellen Ausbreitun­g von Corona könnte die Situation bis dahin jedoch schon um einiges brenzliger sein“, befürchtet Mika. Einen offizielle­n Grund für den Ausfall des Fluges gab es nicht. „Von inoffiziel­len Quellen heißt es, dass sich wohl nur 65 Personen angemeldet

haben und irgendwelc­he Beschaffun­gen aus Italien zu organisier­en wären, weshalb die Fluglinie Somon Air diesen Flug nicht antritt“, so Birgit Ache. Mika hatte sich vorsorglic­h schon früh in die Krisenvors­orgeliste ELEFAND (Elektronis­chen Erfassung von Deutschen im Ausland) registrier­t. Das Auswärtige Amt rät dazu, damit die Auslandsve­rtretungen vor Ort in Krisen- und sonstigen Ausnahmesi­tuationen mit den Deutschen schnell Verbindung aufnehmen können. Da Tadschikis­tan aber offiziell keine bestätigte­n Corona-Fälle hat, steht das Land nicht auf der Liste der internatio­nalen Risikogebi­ete, für die ein Rückholpro­gramm gestartet wurde.

Wie es nun weiter geht, weiß Familie Ache nicht. „Wir hängen in der Luft und machen uns natürlich große Sorgen“, so Mutter Birgit. Vom Auswärtige­n Amt gab es auf Anfrage der RP bis Freitagnac­hmittag keine Rückantwor­t.

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FOTO: FAM. ACHE Mika Ache am Nowruz-Place in Tadschikis­tan. Der Moerser macht ein Auslandspr­aktikum für eine Hilfsorgan­isation.

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