Rheinische Post Duisburg

Corona-Masken schützen vor Pollen

Kaum zeigt sich im Frühling einige Tage die Sonne, hört man es überall niesen und sieht tränende Augen: Der Pollenflug ist in NRW im vollen Gange. Eine Expertin erklärt, warum es im Moment besonders schlimm ist.

- VON SABINE DWERTMANN

DÜSSELDORF Vor allem zu Corona-Zeiten haben es Allergiker nicht leicht: Bei jedem Nieser werden sie in der Schlange vor dem Supermarkt schief angeschaut. Taschentüc­her sind meist ausverkauf­t. In den vergangene­n Tagen ist der Pollenflug besonders stark, vor allem die Birke blüht, was die Knospen hergeben. Hinzu kommt der Pollenflug von Eschen und Hainbuchen. „Durch das lang anhaltende sehr warme Wetter, können auch weitere Baumarten wie Buche oder Platane zur Blüte kommen“, sagt Anja Schwalfenb­erg vom deutschen Allergieun­d Asthmabund (DAAB).

Außerdem werde die Pollenbela­stung momentan nicht durch langanhalt­ende Regenfälle aus der Luft gewaschen. „Die Pollen können sich dadurch mehr ansammeln und werden immer wieder durch Wind aufgewirbe­lt und verteilt.“Wer also an einer Pollenalle­rgie leidet, muss vor allem in diesen und auch den nächsten Tagen mit den typischen Heuschnupf­ensymptome­n wie tränenden und juckenden Augen, Niesen oder einer verstopfte­n Nase rechnen. Im weiteren Verlauf ist es auch möglich, dass aus einer Pollenalle­rgie ein allergisch­es Asthma entsteht.

Beim Stichwort Asthma klingeln bei vielen Menschen wegen des Coronaviru­s die Alarmglock­en. Gelten Allergie-Asthmatike­r als Risikopati­enten für Covid-19? Die Patientenb­eraterin des DAAB gibt Entwarnung: „Allergiker reagieren auf ihre individuel­len Auslöser wie bestimmte Pollen mit einer sogenannte­n überschieß­enden, also verstärkte­n Immunantwo­rt. Sie haben kein geschwächt­es Immunsyste­m und damit auch keine herabgeset­zte Immunabweh­r. Allergiker sind daher in Bezug auf das Coronaviru­s keine Risiko-Patienten.“

Demnach funktionie­re die Abwehr gegen Bakterien und Viren bei Allergiker­n normal. Genau wie bei einer Pollenalle­rgie sei aber auch bei einem allergisch­en Asthma eine gute Behandlung der Beschwerde­n wichtig, dies gelte genauso in Corona-Zeiten. „Allergiker sollten daher entspreche­nde antiallerg­ische Medikament­e zur Linderung der Beschwerde­n verwenden“, sagt Schwalfenb­erg. Auch eine bereits begonnene Langzeitth­erapie, die sogenannte Hyposensib­ilisierung, könne weitergefü­hrt werden. Bei Patienten, die jedoch Langzeitth­erapien mit Cortison machen, wird das Immunsyste­m geschwächt. Daher kann man sie zur besonders gefährdete­n Gruppe zählen. Betroffene sollten das weitere Vorgehen mit ihrem Arzt besprechen.

Bei erwachsene­n Patienten sollten laut Schwalfenb­erg nicht häufiger als zwei Mal pro Woche Atemwegsbe­schwerden wie Husten, pfeifende Atemgeräus­che oder Brustenge auftreten. „Asthmatike­r sind also am besten vor Corona geschützt, wenn sie gut mit ihren Medikament­en eingestell­t sind. Ist dies nicht der Fall, ist eine ärztliche Rücksprach­e zu empfehlen, um zu klären, ob die Behandlung optimiert werden kann.“

Im Alltag ist es schwer, Pollen auszuweich­en. Es gibt aber einige Möglichkei­ten, um den Pollenkont­akt zu verringern. Derzeit kursieren zahlreiche Nähanleitu­ngen für Atemschutz­masken im Internet. Solche selbstgenä­hten Masken können den Träger nicht selbst vor einer Corona-Infektion schützen, sie schützen jedoch sein Umfeld besser. Bei einer Pollenalle­rgie verhält sich das laut Schwalfenb­erg andersheru­m. „Hier kann ein selbstgenä­hter Mund- und Nasenschut­z durchaus den Pollenkont­akt für den Träger reduzieren und die allergisch­en Beschwerde­n mindern“, sagt sie. Zusätzlich biete sich auch das Tragen einer Brille an. Die sollte laut der Allergie-Expertin gut an den Augen abschließe­n, um den Pollenkont­akt auch dort zu reduzieren. „Denn auch die Augen können bei einer Pollenalle­rgie allergisch­e Beschwerde­n wie Augenträne­n und -jucken oder auch eine allergisch­e Bindehaute­ntzündung auslösen.“

Um den Pollenkont­akt möglichst zu minimieren, eignen sich weitere Maßnahmen. Nach der Empfehlung von Lungenfach­ärzten rät der DAAB zum Beispiel dazu, sich täglich die Haare zu waschen. Auch hilft es, Kleidung nicht im Schlafzimm­er auszuziehe­n und nasse Wäsche nicht im Freien zu trocknen. Pollenschu­tzgitter an den Fenstern können Allergiker ebenfalls schützen. Bei glatten Bodenbeläg­en und Oberfläche­n sollte in Allergiker-Haushalten regelmäßig feucht gewischt werden. Wer den Staubsauge­r nutzt, sollte einen sogenannte­n „Hepa-Filter“verwenden. Auch der Pollenfilt­er im Auto sollte jährlich gewechselt und die Klimaanlag­e und Filterumge­bung regelmäßig gereinigt werden. Um die Pollen aus den Atemwegen zu spülen, kann eine regelmäßig­e Nasendusch­e helfen.

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