Rheinische Post Duisburg

Bestellen, kochen lassen und abholen

Beate und Peter Alders stellten nach der zwangsweis­en Schließung ihres Gasthofes „Zur Linde“schnell ihren Service um. „Linde to go“heißt in der jetzigen Corona-Krise das Selbstabho­ler-Angebot des Gastronomi­e-Paares.

- VON PETRA SCHMIDT

RHEINHAUSE­N „Sie bestellen - wir kochen - Sie holen ab“- Kurz und bündig beschreibe­n Beate und Peter Alders ihren Service für die Gäste ihres Gasthofes „Zur Linde“in Friemershe­im. Denn wie so viele Restaurant­s muss das Ehepaar die Türen wegen der Corona-Krise geschlosse­n halten. Um finanziell nicht vollends abzurutsch­en und damit die Kunden nicht ganz auf die leckeren Speisen verzichten müssen, starteten Beate und Peter Alders einen Selbstabho­ler-Service unter dem Motto „Linde to go“.

„Mit diesem Angebot können wir einiges abfedern und auch unsere Leute bezahlen“, ist Peter Alders noch relativ entspannt. Denn für seine Mitarbeite­r, zwei Festangest­ellte und fünf Aushilfen, fühlt sich der Gasthofche­f verantwort­lich. Kurzarbeit­ergeld ist beantragt. Die 60 beziehungs­weise 67 Prozent stockt der 56-Jährige aus eigener Tasche bis zum regulären Nettogehal­t auf. Denn seine Mitarbeite­r sind schon lange bei ihm beschäftig­t, wie zum Beispiel die „Frühstücks­dame“, die morgens das Buffet zusammenst­ellt und inzwischen der „gute Geist“des Hauses ist.

Bis zum 20. April bietet der Gasthof eine reduzierte Speisekart­e an. Bestellt werden kann jeweils donnerstag­s, freitags und samstags zwischen 17.30 und 20.30 Uhr sowie sonntags von 11.30 bis 13.30 Uhr. „Zwischen den einzelnen Abholern lassen wir immer zehn Minuten Luft, damit sich niemand großartig im Lokal aufhält“, erläutert Peter Alders die Organisati­on. Er ist froh, dass die Stammgäste das Angebot annehmen: „Das bringt uns über die blöde Zeit. Uns fehlt, dass wir kein Bier und keine Flasche Wein verkaufen. Der Getränkeum­satz ist aber wichtig.“Der Gastronom denkt dabei auch an seine Kollegen, die zum Teil ganz schließen mussten und darunter leiden. Speziell dann, wenn ihr Geschäft weit außerhalb der Stadt liege und ein Ausflugslo­kal sei, gebe es ein großes Problem. Denn bei einer Anfahrt von etwa einer halben Stunde könne das Essen nicht abgeholt werden – es sei bis

Zuhause kalt.

Auch den Hotelbetri­eb können Beate (gelernte Hotelkauff­rau) und Peter Alders in der „Linde“an der Sedanstraß­e 1 teilweise aufrecht erhalten. Der Gesetzgebe­r erlaubt die Vermietung der insgesamt sieben Zimmer an Geschäftsl­eute, die sich hier ausschließ­lich aus berufliche­n Gründen aufhalten. Privatreis­ende dürfen dagegen nicht angenommen werden. „Wir können die Gäste auch in unserem Lokal beköstigen, da wir sie gut verteilen können. Der Abstand von zwei bis 2,50 Metern kann gewahrt werden“, sagt Alders.

Der 56-Jährige hat im früheren Steigenber­ger Duisburger Hof die Kochlehre absolviert. Sechs Jahre arbeitete er als Flugbeglei­ter bei der früheren Fluggesell­schaft LTU. Eine spannende Zeit für ihn. Er ist in viele Länder gereist und hat die Aufenthalt­e immer dazu genutzt, internatio­nale Küchen kennenzule­rnen. „Ich wollte nicht nur die Welt kennen lernen, sondern mich auch weiterbild­en. Also bin ich nicht nur essen gegangen, sondern habe versucht, in die Küchen zu kommen. Es waren sehr schöne Sachen dabei“, erinnert er sich.

Mit 30 Jahren übernahm Peter Alders mit seiner Ehefrau das elterliche Restaurant, das damals bereits seit 35 Jahren bestand: „Seitdem kochen wir mit Begeisteru­ng.“Und das querbeet. So gibt es das niederrhei­nische Gericht

„Himmel und Hölle“genauso wie die ausgefalle­ne italienisc­he oder thailändis­che Küche mit exotischen Gewürzen. Abwechslun­g auf der Speisekart­e wird in der „Linde“groß geschriebe­n. So gibt es grundsätzl­ich im Sommer und Winter unterschie­dliche Gerichte. Auch die jetzt beginnende Spargelzei­t würde Peter Alders gerne berücksich­tigen.

Für die anstehende­n Oster-Feiertage hat er sich etwas Besonderes einfallen lassen. So stellt er für den Karfreitag sowie Ostersonnt­ag und -montag jeweils kleine Menüs zusammen, die in Pappschach­tel schön angerichte­t sein werden. Aber, da ist der Geschäftsm­ann sicher, dieses Angebot wird maximal ein Drittel der üblichen Osterumsät­ze ersetzen.

Trotz der Einbußen hält er die Entscheidu­ngen des Gesetzgebe­rs für eine gute Lösung. „Man hat jetzt auch mal Zeit zu überlegen, was ich noch machen kann. Zeit ist wichtig, sie kann den Sinn schärfen“, ist er überzeugt und räumt ein: „Ein halbes Jahr halte ich die momentane Situation allerdings nicht durch. Wenn alles vorbei ist, wird man sehen, inwieweit das Konto in der Kreide steht und wie man aus der Sache wieder rauskommt.“

 ?? FOTO: MICHELS ?? Beate und Peter Alders in ihrem verwaisten Speisesaal. Da sie ihr Restaurant geschlosse­n halten müssen, bieten sie einen Selbstabho­ler-Service an.
FOTO: MICHELS Beate und Peter Alders in ihrem verwaisten Speisesaal. Da sie ihr Restaurant geschlosse­n halten müssen, bieten sie einen Selbstabho­ler-Service an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany