Rheinische Post Duisburg

Liste bietet Ansporn, Pläne zu realisiere­n

„Da will ich irgendwann unbedingt mal hin“: Wunsch-Reiseziele haben besondere Bedeutung.

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VON DÖRTE NOHRDEN

Um die Corona-Pandemie einzudämme­n, müssen die Menschen vorerst auf das Reisen verzichten. Das ist nicht schön, aber wohl unvermeidb­ar. Es bleibt die Vorfreude auf kommende Reisen: Ist jetzt also die richtige Zeit, sich eine Bucket-List anzulegen – eine Liste mit Zielen, die man unbedingt noch sehen will?

„Für gewöhnlich legt man sich ja selber Listen an, wenn man fürchtet, sonst den Überblick zu verlieren. Das ist also wie ein Knoten im Taschentuc­h“, sagt der Tourismusf­orscher Professor Martin Lohmann aus Kiel. Die Planung selbst könne aber auch schon Spaß machen und mit Vorfreude verbunden sein.

Und was steckt aus Sicht des Experten psychologi­sch hinter der Bucket-List? „Erstmal steht auf der Bucket-List ja nur, was ich vorhabe, nicht warum“, sagt Lohmann. „Die Führung einer solchen persönlich­en Liste wirkt dabei auch als Ansporn, die Pläne zu verwirklic­hen.“Dahinter könnten sich beim Einzelnen dann die unterschie­dlichsten Reisemotiv­e verbergen.

Die Bucket-List steht allerdings stets im Verdacht, es gehe nur darum, irgendwelc­he Dinge quasi abzuarbeit­en – fast wie im Job. Das wäre dann nicht spaßig, sondern stressig. Diese Gefahr sieht Lohmann derzeit allerdings nicht: „In echten Krisenzeit­en wird man erstmal den Kopf voll haben mit anderen Dingen. Erst wenn man lange ‚eingesperr­t’ ist, kommt man wohl auf die dann entlastend­e Idee, sich Reisepläne für die Zukunft in eine Liste zu schreiben.“

Viele Destinatio­nen und Reiseanbie­ter setzen in Corona-Zeiten auf virtuelle Rundgänge, Führungen, Videos und andere Erlebnisse. Eine Kompensati­on von tatsächlic­hen Reisen sieht Lohmann darin allerdings nicht. Mit Hilfe zum Beispiel von Fotos könne man aber vergangene eigene Reiseerleb­nisse wieder lebendig werden lassen. „Das tut oft gut“, sagt Lohmann.

Derzeit sind die meisten Flugzeuge am Boden, das Coronaviru­s legt eine Milliarden­branche lahm. Was macht das mit den Menschen, die es gewohnt sind, frei zu reisen? „Die Einschränk­ung der Bewegungsf­reiheit ist massiv“, sagt Lohmann. Wer die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus aber befürworte­t, der akzeptiere auch die fehlenden Reisemögli­chkeiten, glaubt der Forscher: „Man zehrt dann von der Hoffnung, demnächst wieder reisen zu können.“

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FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA-TMN Wohin soll es gehen? Auf der Bucket-List stehen Reiseziele für die Zukunft.

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