Start am 4. Mai: Schulen loben Kompromiss
Die Schulen bleiben auch nach den Osterferien geschlossen. Das sagen Duisburger Schulleiter und Elternvertreter dazu.
(akal/ms/F.P.) Selten war die Schule mitten in den Ferien so sehr Thema. Doch am Mittwoch ist entschieden worden, wie der Fahrplan für die kommenden Wochen sein wird, welche Jahrgänge wann wieder in die Schule „dürfen“: Ab dem 4. Mai zunächst die Abschlussklassen und die letzte Grundschulklasse, sukzessive soll sich die Schule dann weiter öffnen. Schulleiter und Elternvertreter aus Duisburg reagieren darauf.
Ernst Wardemann von der Gesamtschule Mitte ist Schulformsprecher. Nach dem ganzen Hin und Her der letzten Tage sagt er: „Hauptsache, es entscheidet jetzt überhaupt mal jemand was.“Die Gesamtschule sei nicht schlecht ausgestattet, aber der Altersschnitt seines Kollegiums stimmt ihn nicht zuversichtlich. „Wer soll da überhaupt unterrichten?“, fragt er. Über ein Drittel des Lehrerkollegiums zählt Wardemann allein wegen des Alters zu Risikokandidaten in Bezug auf das Coronavirus. Mit dem Hausmeister hat er sich am Mittwoch Klassenräume angeschaut. Rätselhaft ist beiden, wie da die Hygieneregeln eingehalten werden sollen. Bis die offiziellen Anforderungen über das Schulministerium und die Bezirksregierung auf seinem Tisch liegen, wartet er gelassen ab. Zumindest könne er bis zum sanften Schulstart am 4. Mai alles „in Ruhe“vorbereiten. Insgesamt sei die digitale Schulzeit bislang ordentlich verlaufen. „Das hat gut geklappt.“Schüler, die in analogen Zeiten keine Hausaufgaben machten, haben auch jetzt nichts zurückgeschickt, alle anderen seien engagiert bei der Sache. Daher blickt er gelassen in eine Fortsetzung des Heimunterrichts.
Kurios werde nach dem Zeitplan auch die Vergabe der Abiturzeugnisse. Nach jetzigem Stand könnten sie erst am letzten Schultag vor den Sommerferien vergeben werden. Nach seiner ganz persönlichen Meinung gefragt, sagt er, dass er es vorziehen würde, das Abitur und die anderen Abschlüsse nach den bestehenden Noten zu vergeben. „Das schriftliche Abitur würde eh nicht mehr viel am Durchschnitt ändern“, so Wardemann.
Markus Möller, Mitvorsitzender der Elternschaft Duisburger Schulen (EDuS), sieht in dem gestaffelten Schulstart ab dem 4. Mai einen Kompromiss. „Er gibt zumindest Schulen und Schulträgern die Zeit Vorkehrungen zu treffen“, sagt er. Damit seien unter anderem klare Hygienekonzepte und der Transport zur Schule gemeint. Nach Möllers Einschätzung sind es aber nicht die Schüler der älteren Klassen, die eine Wiederaufnahme des Schulbetriebs besonders nötig hätten. Sondern die Erstklässler und Schüler mit besonderem Betreuungsbedarf.
Eine klare Haltung hat der Eltern-Zusammenschluss zum Abitur und anderen Prüfungen: Sie dürften in diesem Jahr nicht stattfinden. „Es gibt wichtigeres, es ist unnötig und es wäre unfair. Allein deshalb, weil die Schüler im vergangenen Monat vollkommen unterschiedliche Lernvoraussetzungen hatten“, erklärt Möller. Schüler aus bildungsfernen Elternhäusern würden benachteiligt. Und noch wichtiger: „Die Prüfungen gehen zu Lasten anderer Bildungsbedarfe gehen. Zum Beispiel der Förderschulen“, so Möller. EDuS hat sich einem Vorschlag mehrere Institutionen und
Verbände angeschlossen, der ein Abitur und eine zentrale Abschlussprüfung ohne Prüfungen vorsieht. Möller verdeutlicht: „Uns ist wichtig, dass alle Schülerinnen und Schüler berücksichtigt werden.“
Genauso gespannt wie die Lehrer und Rektoren warteten auch die Erzieher aus Kindergärten auf die Entscheidung, wie es nach den Ferien weiter gehen soll. Marcel Fischell, Leiter des Evangelischen Bildungswerks, berichtet von der Notgruppen-Betreuung, die in den vergangenen Wochen in den evangelischen Kitas stattgefunden hat. „Die Zahl der Kinder, die wir betreut haben, hat sich im mittleren einstelligen
Bereich bewegt. Wobei wir auch flexibel auf die Anforderungen der Eltern reagiert haben“, so Fischell. Soll heißen: Brauchten die Eltern im Schichtdienst in der einen Woche die Betreuung an drei Tagen und in der nächsten an fünf Tagen, wurde das entsprechend eingerichtet.
Christof Haering, Schulleiter des Landfermann-Gymnasiums geht davon aus, dass der Bedarf an Notbetreuung in den fünften und sechsten Klassen sogar wieder steigen dürfte, sollten mehr Eltern an ihren Arbeitsplatz zurück kehren. Kurz vor den Ferien und in der schulfreien Zeit, waren es stellenweise nur ein oder zwei Jungen und Mädchen.
„Teilweise wurden Schulaufgaben gemacht, aber bei gutem Wetter haben die Betreuungslehrer mit den Kindern auch mal Tischtennis gespielt.“Mit seinen Lehrer-Kollegen, aber auch mit Eltern und Schülern hat sich Haering in der Vergangenheit via Videokonferenz ausgetauscht. So wurde auch die Abi-Vorbereitung gehandhabt. Sogar ein, eher lustiges, Youtube-Video haben er und sein Stellvertreter Jürgen Chien-Tasch gedreht. „Das hat deutlich mehr Anklang gefunden als die Aufgaben, die wir online gestellt haben.“
Der Rektor hatte schon damit gerechnet, dass die Schule erst wieder im Mai öffnet, da vom Ministerium die Abi-Klausuren nach hinten verschoben worden seien. „Es ist gut, dass wir jetzt ein wenig Vorlauf haben, um den Schulalltag zu organisieren.“Haering rechnet damit, dass vom NRW-Schulministerium in den nächsten Tagen neue Informationen zur konkreten Umsetzung kommen. Mit der Stadt sei man in Gesprächen, um Corona-taugliche Hygienevorschriften zu entwickeln. Dazu gehöre zum Beispiel, dass die Tische in den Klassen häufiger abgewischt werden.