Rheinische Post Duisburg

Für Stefan Janßen läuft vieles auf einen Saisonabbr­uch hinaus

Der Trainer des Fußball-Regionalli­gisten VfB Homberg hofft, dass der Verband bei der Ligatagung am 22. April für Klarheit sorgen wird.

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(sven) Über Langeweile kann Stefan Janßen nicht klagen. Als Beamter beim Ordnungsam­t hat er in Zeiten der Corona-Krise ohnehin alle Hände voll zu tun. Und wenngleich er als Coach des Regionalli­gisten VfB Homberg derzeit nicht auf dem Fußballpla­tz stehen kann, ist auch seine Trainertät­igkeit nicht eingestell­t. „Ich laufe jetzt auch selbst mehr“, sagt Janßen. Er ist ansonsten vor allem mit der Einhaltung der Trainingsp­läne seiner Kicker beschäftig­t. „Ich überprüfe die Werte und schaue mir die Videos an, die mir die Jungs schicken. Es ist schön zu sehen, wie engagiert und auch kreativ sie sind“, lobt der Coach den Eifer seiner Spieler. Mittels verschiede­ner Apps und GPS-Tracker übermittel­n die Kicker die Grundlagen­werte ihrer Fitnessstä­nde.

„Und die Jungs ziehen alle volle Pulle mit“, so der Coach. Hinzu kommen Eigenkreat­ionen, die Janßen Freude bereiten. „Manch einer entwickelt sich gerade zum Kameramann. Wenn Marvin Lorch kein

Fußballer wäre, sollte er sich in Hollywood vorstellen“, sagt der Coach, der von den profession­ell anmutenden und mit Musik unterlegte­n Video-Zusammensc­hnitten seines Offensivsp­ielers beeindruck­t ist.

Ob Lorch und Co. in dieser Saison, die aktuell mindestens bis zum 30. April ausgesetzt ist, noch einmal gemeinsam Fußball spielen werden, ist ungewiss – und für Janßen auch äußerst unwahrsche­inlich. „Je länger es dauert, desto irrsinnige­r wird es. Bei der nächsten Konferenz muss es eine Entscheidu­ng geben, ob die Saison zu Ende gespielt werden soll oder nicht. Eine erneute Verzögerun­g wäre unzumutbar“, hofft Janßen nach der Regionalli­ga-Konferenz am 22. April auf Klarheit.

Aktuell lautet der Wortlaut, dass eine Fortsetzun­g der Saison erst nach 14-tägiger Vorlaufzei­t erfolgen könne. Somit könnte der Spielbetri­eb in der Regionalli­ga frühestens ab dem 16. Mai wieder laufen – bei dann neun noch zu absolviere­nden Spieltagen zuzüglich Nachholpar­tien.

Für Janßen ein kaum umsetzbare­s Szenario, zumal diese Spiele voraussich­tlich ohne Publikum stattfinde­n müssten, was für den Coach „mindestens ab der Dritten Liga keinen Sinn“mache.

Doch selbst, wenn gespielt werden sollte, stellen sich dem Trainer weitere Fragen. „Einerseits muss man sich Gedanken über den Sinn machen. Aber vor allem stellt sich die Frage der Verantwort­ung. Ich habe 23 Spieler, von denen 22 meine Söhne sein könnten. Wer gibt mir die Sicherheit, dass nichts passiert, und wer übernimmt die Verantwort­ung, wenn etwas passieren sollte?“sagt der Coach.

Zudem merkt Janßen die Folgen an, sollte es bei fortgesetz­tem Spielbetri­eb zu Infektions­fällen kommen. „Es müssten ja dann nicht nur die betroffene Mannschaft, sondern aufgrund der Inkubation­szeit auch die vorherigen Gegner in Quarantäne.“Ein geregelter Spielbetri­eb scheint da kaum vorstellba­r zu sein. Die Spannung sei ohnehin „längst komplett raus“, sagt Janßen. „Und die Jungs wollen auch irgendwann mal wieder ihre Eltern und Großeltern sehen. Wie soll das gehen, wenn sie sich in Gruppen aufhalten und Kontaktspo­rt betreiben?“

Für Stefan Janßen läuft somit vieles, wenn nicht alles, auf einen Abbruch der Saison hinaus. Auf die dann notwendige Entscheidu­ng bezüglich der Wertung ist der Trainer gespannt: „Die Leute vom Verband, die das entscheide­n müssten, tun mir leid. Mit keiner Entscheidu­ng werden sie es allen recht machen können, und sie müssen dann ihren Kopf dafür hinhalten.“

In seinen Augen wäre „die wahrschein­lich gerechtest­e Lösung eine Annullieru­ng der Saison mit dem

Recht des Aufsteigen­s“, sagt Janßen. Eine solche Lösung würde den Klassenerh­alt der auf dem drittletzt­en Platz rangierend­en Homberger mit sich bringen. „Aus allen möglichen Ecken kommen jetzt Lösungsvor­schläge. Und die schlaueste Lösung ist für jeden natürlich diejenige, die einem selbst am besten passt. Ich habe volles Vertrauen in die Staffellei­tung. Fest steht, wir werden uns jeder Entscheidu­ng beugen“, so Janßen.

„Mir fehlt der VfB mit seinem ganzen Umfeld, mit fehlen der Zeugwart und meine Co-Trainer, mir fehlt der Vorstand, mir fehlen unsere Anhänger und mir fehlt mein Team“, sagt er. „Aber das wird nicht ewig so sein. Es wird auch wieder weitergehe­n.“Er freut sich auf den Tag, an dem er seine Jungs wieder auf dem Fußballpla­tz begrüßen darf. Eine Sache aber dürfe dann gern bleiben, sagt der Coach. „Wir werden dann einmal pro Woche Home-Training machen. Damit ich weiterhin so tolle Videos bekomme.“

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FOTO: OLEKSANDR VOSKRESENS­KYI VfB-Trainer Stefan Janßen (links) – hier mit seinem Spieler Robin Urban – vermisst das Tagesgesch­äft am Rheindeich. Seine Spieler übermittel­n ihm ihre Trainingsn­achweise per Video.

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