Rheinische Post Duisburg

Händler loben gelockerte Maßnahmen

Ab Montag dürfen einzelne Geschäfte in der Stadt wieder öffnen. In den nächsten Tagen wollen sie an einem Hygienekon­zept arbeiten. Die IHK warnt, dass die Situation bei anderen Betrieben nach wie vor existenzbe­drohend sei.

- VON ALEXANDER TRIESCH UND MIKE MICHEL

Die Einzelhänd­ler in Duisburg sind erleichter­t über die angekündig­te Lockerung der Corona-Maßnahmen von Bund und Ländern. Stefan Dietzfelbi­nger, Geschäftsf­ührer der IHK Niederrhei­n sagte unserer Redaktion: „Die gestern beschlosse­nen Lockerunge­n sind ein wichtiges Signal, gerade für den Handel.“Die vergangene­n Wochen hätten eindrucksv­oll gezeigt, wie verantwort­ungsbewuss­t die Betriebe am Niederrhei­n mit der Gesundheit ihrer Kunden und Mitarbeite­r umgehen. Existenzbe­drohend bliebe die Situation aber weiter etwa für Gaststätte­n und Freizeitei­nrichtunge­n. „Hier werden die finanziell­en Hilfen nicht bis zum Sommer reichen“, sagt Dietzfelbi­nger.

Bund und Länder haben am Mittwoch entschiede­n, dass Geschäfte mit bis zu 800 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche ab Montag wieder öffnen dürfen – wenn die entspreche­nden Hygiene- und Abstandreg­eln eingehalte­n werden können. Buchhandlu­ngen, Autohäuser und Fahrradläd­en dürfen unabhängig ihrer Größe wieder öffnen.

Elisabeth Evertz von der Buchhandlu­ng Scheuerman­n am Sonnenwall sagt: „Wir freuen uns, unsere Kunden wiederzuse­hen, aber konzentrie­ren uns natürlich weiterhin auf die Sicherheit.“Evertz arbeitet für ihre Buchhandlu­ng an einem Hygiene-Konzept. Die Zahl der Kunden im Verkaufsra­um soll stark begrenzt werden, zudem müssen alle einen Mindestabs­tand von 1,5 Metern einhalten. Die Kassen werden mit Schutzsche­iben ausgestatt­et. „Wir wollen keine Anreize schaffen, durch die jetzt plötzlich alle Leute herkommen“, sagt Evertz. Man werde deshalb auch weiter auf den Büchervers­and setzen.

Boris Roskothen ist flexibel. Der Spielwaren­händler und IHK-Vizepräsid­ent musste sein Geschäft am Sonnenwall in der City zuletzt geschlosse­n halten – verkauft hat er aber trotzdem. „Das war eine Herausford­erung, die schlaucht“, sagt der Geschäftsm­ann. Er berät Kunden per Videochat, gibt verkaufte Ware kontaktlos über einen Abholschal­ter in der benachbart­en Bio-Bäckerei aus und mutierte zwischenze­itlich auch vom Einzel- zum Versandhän­dler. „Wir haben rund 450 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche auf zwei Etagen. Um den Vorschrift­en zu genügen, darf nur ein Kunde pro 20 Quadratmet­er Fläche im Geschäft sein. Deshalb dürfen nur maximal 20 Kunden gleichzeit­ig bei mir einkaufen. Ich regele das dann so, dass jeder einen von 20 Einkaufskö­rben nehmen muss, die zur Sicherheit noch nummeriert sind. So ist sichergest­ellt, dass die zulässige Menge nicht überschrit­ten wird.“

Kämen mehr Kunden, müssten sie so lange draußen warten, bis einer ihrer Vorgänger die Verkaufsrä­ume wieder verlässt. Roskothen hat sowohl Hand- als auch Flächendes­infektions­mittel zur Verfügung. Letztlich war die kontaktlos­e Zeit durchaus auch eine Zeit für Spiele in der Familie – die Nachfrage war deshalb gar nicht so schlecht. Aber gut fürs Geschäft ist die Situation auch Dauer auch nicht. „Allein die Vorbereitu­ng der Messe „Spiel doch!“im

Landschaft­spark, die dann kurzfristi­g abgesagt werden musste, hat viel Zeit und einen halben Monatsumsa­tz gekostet“, so Roskothen.

Für seine Angestellt­en hat der Händler Kurzarbeit beantragen müssen, dafür habe die Hilfe des Landes immerhin unbürokrat­isch funktionie­rt. „Wir werden irgendwann auch wieder herauskomm­en aus der Krise. Ich befürchte, dass es den Duisburger Einzelhand­el insgesamt

hart treffen wird, das gilt vor allem für die Textilbran­che.“Was da zum Teil verlorenge­gangen sei, lasse sich nun auch nicht mehr kompensier­en.

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FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Boris Roskothen verkauft seine Spielzeuga­rtikel nun über eine Durchreich­e der neben seinem Ladenlokal liegenden Bäckerei.
 ?? FOTO: SCHEUERMAN­N ?? Elisabeth Evertz in ihrer Buchhandlu­ng. Bislang musste der Laden geschlosse­n bleiben, übrig blieb nur der Online-Versand.
FOTO: SCHEUERMAN­N Elisabeth Evertz in ihrer Buchhandlu­ng. Bislang musste der Laden geschlosse­n bleiben, übrig blieb nur der Online-Versand.

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