Rheinische Post Duisburg

„Die Politik gibt uns keinen Ausblick“

Restaurant­s bleiben weiter zu. Gaststätte­n-Betreiber kritisiere­n die Kommunikat­ion.

- VON ALEXANDER TRIESCH

Die Gastronome­n in Duisburg sind von den Entscheidu­ngen der Politik im Umgang mit der Corona-Krise enttäuscht. Nachdem Bund und Länder am Mittwoch angekündig­t haben, dass Geschäfte in der kommenden Woche unter Auflagen wieder öffnen dürfen, bleiben Restaurant­s und Kneipen weiter geschlosse­n. Auch für die Schulen arbeitet das Land NRW an einem Plan, der in die Normalität zurückführ­en soll. Gaststätte­n bleiben bislang unerwähnt. „Die Soforthilf­en waren gut und wichtig, aber jetzt gibt uns die Politik keinen Ausblick mehr, wann und wie es weitergehe­n soll“, sagt Marc Weber, Vorsitzend­er des Hotel- und Gaststätte­nverbands (Dehoga) in Duisburg.

Viele Betreiber in der Stadt mussten bereits ihr Eigenkapit­al einsetzen, um die Rechnungen bezahlen zu können. „Fast alle sind nach Insolvenzr­echt quasi pleite“, sagt Weber, der selbst ein eigenes Lokal in Duisburg mitbetreib­t – das Webster Brauhaus, ein uriger Laden am Dellplatz. Geschäftsf­ührerin Jutta Rozanski berichtet von der Hoffnung, eigentlich am 3. Mai wieder öffnen zu können. „Wir haben gestern die Pressekonf­erenz der Bundeskanz­lerin

im Fernsehen angesehen, aber zu Restaurant­s wurde leider nichts bekannt gegeben“, sagt sie. Sie betreibt das Webster seit 28 Jahren, man habe immer gut gewirtscha­ftet, aber wenn alles so weitergeht, stehe es schlecht um die Branche. „Wir hoffen, dass wir dieses Jahr irgendwie überleben.“

Auch das Brauhaus hat die finanziell­en Hilfen der Regierung beantragt und nach Angaben von Weber schnell erhalten. Das sei aber nicht überall so geschehen. „Unsere Nachbarn etwa sind auf eine der Fake-Seiten im Internet hereingefa­llen.“Betrüger hatten mehreren Medienberi­cht zufolge vergangene Woche die komplette Website des nordrhein-westfälisc­hen Wirtschaft­sministeri­ums gefälscht, um damit offenbar Corona-Soforthilf­en auf eigene Bankkonten umzuleiten. Daraufhin wurde das Programm vorübergeh­end abgeschalt­et. „Die Nachbarn haben bis heute kein Geld von der Regierung erhalten“, sagt Weber. Die Hilfen, die er selbst erhalten hat, sollen drei Monate ausreichen, es müsse aber auch einen Plan für die Zeit danach geben. „Selbst wenn die Restaurant­s wieder öffnen, werden sie nicht die Umsätze von vor der Krise erzielen.“

Im Webster bereitet sich Jutta

Rozanski darauf vor, zumindest im Sommer wieder Essen servieren zu können. „Wir stellen uns darauf ein, Tische voneinande­r abzutrenne­n und planen nur mit einem Bruchteil der Gäste“, sagt sie. Derzeit habe man alle Abgaben und Verträge soweit zurückgefa­hren, dass die Ausgaben so niedrig wie möglich liegen. Für den Strom würden sonst allein 60 Euro pro Tag fällig werden. Auch sie fordert von den politische­n Entscheidu­ngsträgern mehr Planungssi­cherheit. Man könne nicht wie etwa der Einzelhand­el ein paar Tage vorher erfahren, dass es plötzlich wieder erlaubt sei, die Türen zu öffnen. „Wir brauchen dringend einen Leitfaden dazu“, sagt Jutta Rozanski.

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ARCHIV-FOTO: REICHWEIN. Marc Weber, Dehoga-Vorsitzend­er und Geschäftsf­ührer im Brauhaus Webster am Dellplatz.

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