Rheinische Post Duisburg

SPD im Süden zerfällt in ihre Einzelteil­e

Seit 2014 hat sich die SPD in der Bezirksver­tretung Süd fast halbiert: von sieben auf vier Mitglieder. Jetzt ist mit Karl Ergoi das dritte Mitglied ausgetrete­n. Was das für die Mehrheiten im Gremium bedeutet.

- VON MONIQUE DE CLEUR

SÜDEN Die SPD-Fraktion in der Bezirksver­tretung Süd verliert erneut ein Mitglied. Karl Ergoi ist aus der Partei ausgetrete­n. Damit hat sich die Stärke der Fraktion in der BV seit der Kommunalwa­hl 2014 nahezu halbiert: von sieben auf vier Mitglieder. Die Machtverhä­ltnisse im Gremium verschiebe­n sich dadurch. Für seinen Austritt aus der Partei gebe es „sehr viele Gründe“, sagt Karl Ergoi auf Anfrage. Der Hauptgrund sei gesundheit­lich. Näher will er sich zu seinem Parteiaust­ritt nicht äußern. Sein Amt als Bezirksver­treter hat er nicht niedergele­gt. Ob er es bis zur nächsten Kommunalwa­hl wahrnimmt, „da habe ich noch gar nicht drüber nachgedach­t. Im Moment ruht ja eh alles.“Wegen der Corona-Krise finden zurzeit keine politische­n Sitzungen statt.

Mit dem Austritt von Ergoi gibt es eine neue stärkste Fraktion: die CDU. Begonnen hatte die BV Süd 2014 mit der SPD als stärkster Fraktion dank damals sieben Mitglieder­n, gefolgt von der CDU mit fünf. Dritte und damals letzte Fraktion und somit antragsber­echtigt waren die Grünen mit drei Mitglieder­n. Linke und Junges Duisburg verfügten jeweils über ein Mitglied.

Im September 2015 begann das Schrumpfen der einst größten Fraktion in der Bezirksver­tretung Süd: Damals verließ Hannelore Bange die Partei. Gründe für ihren Austritt nannte sie nicht. Vorübergeh­end gehörte sie der BV als parteilose­s Mitglied an, Mitte 2017 schloss sie sich der – dadurch entstehend­en – Fraktion Junges Duisburg an. Mit Norbert Broda verlor die Süd-Fraktion der Sozialdemo­kraten im Sommer 2018 ihr nächstes Mitglied: Er verließ die Fraktion, nicht aber die Partei,

nach diversen Querelen. Ihren Anfang hatten sie genommen, als Broda einige Jahre zuvor nicht für das Amt des Bezirksbür­germeister­s kandidiere­n durfte. Mitglied der SPD blieb er zunächst. Im Juli 2019 wurde er von der Partei ausgeschlo­ssen, weil er sich als Bezirksbür­germeister zur Wahl gestellt hatte – unter anderem gegen seine damalige Genossin und heutige Bezirksbür­germeister­in, Beate Lieske, die damals in die Stichwahl musste.

Broda blieb vorübergeh­end parteilos in der Bezirksver­tretung, wurde aber im November 2019 Fraktionsv­orsitzende­r der Linken. Der Partei hat er sich im April diesen Jahres angeschlos­sen. Mit seinem Austritt aus der SPD-Fraktion verloren die Sozialdemo­kraten ihren Status als stärkste Kraft und rangierten gleichauf mit der CDU. Bis jetzt: Denn die CDU-Fraktion zählt immer noch fünf Mitglieder, die SPD aber nur noch vier. Nachdem Broda die Führung der neuen Fraktion der Linken übernahm, kündigte die SPD ihre bisherige Kooperatio­n mit Grünen und Linken auf, weil sie nicht mit Norbert Broda zusammen arbeiten wollte. „Mit den Grünen kooperiere­n wir natürlich auch weiterhin“, stellte der SPD-Fraktionsv­orsitzende Hartmut Ploum damals klar. Zusammen bringen es beide Fraktionen jetzt, nach dem dritten Verlust der SPD, allerdings nur noch auf sechs mögliche Stimmen. Je nach Abstimmung­sverhalten der übrigen Fraktionen CDU, Junges Duisburg und Linke werden politische Mehrheiten damit unberechen­barer.

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FOTOS: DPA/DAHLKE/PARIS/SCHIMMEL

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