Rheinische Post Duisburg

So bereiten sich die Parteien jetzt auf die Kommunalwa­hl vor

Die Wahl soll am 13. September trotz Corona stattfinde­n. Die Politik arbeitet an vielen Themen – in Videokonfe­renzen, über Facebook und per Mail.

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(R.K.) Der CDU-Fraktionsv­orstand trifft sich weiter zu „Präsenzkon­ferenzen, natürlich mit zwei Metern Abstand“, sagt Rainer Enzweiler. Darüber hinaus gibt es einen telefonisc­hen Austausch mit den anderen Fraktionen und dem OB. Parteiinte­rn läuft das meiste übers Telefon. Die SPD hat „außerdem ihr Informatio­nsangebot über Newsletter, Facebook und Co. intensivie­rt“, sagt Fraktionsc­hef Bruno Sagurna. Die Grünen halten Arbeitskre­ise und Mitglieder­versammlun­gen über Videokonfe­renzen ab. „Ich denke, dass einiges auch nach Corona hängen bleiben wird. Auch wenn die Technik noch nicht stabil ist“, sagt Grünen-Fraktionsc­hefin Claudia Leiße. Auch die Kommunalpo­litiker gehen in Corona-Zeiten neue Wege in der Kommunikat­ion.

Dennoch findet es Rainer Enzweiler wichtig, „dass der parlamenta­rische Alltag wieder in Betrieb kommt.“Die nächste Ratssitzun­g am 15. Juni müsse stattfinde­n - „und wenn in der Mercatorha­lle mit fünf Metern Abstand.“Nach der Absage vieler Gremien können wichtige Beschlüsse per Dringlichk­eitsentsch­eidung – oder wie zuletzt in einer Sondersitz­ung des Hauptund Finanzauss­chusses – getroffen werden. „Ob Verbesseru­ngen im öffentlich­en Nahverkehr, Bau von Umgehungss­traßen oder die Rückerstat­tung von Kita-Gebühren: Angesichts der Corona-Pandemie ist es ein wichtiges Signal, dass unsere staatliche­n Organe handlungs- und entscheidu­ngsfähig bleiben. Das ist in Duisburg der Fall“, sagt Sagurna.

In Zeiten der Corona-Pandemie sei ein „solidarisc­hes Miteinande­r“gefragt: „Wir begrüßen die vielen ehrenamtli­chen und nachbarsch­aftlichen Initiative­n.“Überwältig­end sei das Engagement der Menschen in Berufen, die das öffentlich­e Leben aufrechter­halten. Die SPD unterstütz­e „das Krisenmana­gement der Stadt und konsequent­e und verantwort­ungsbewuss­te Handeln von

Oberbürger­meister Sören Link.“Der OB und die Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung und städtische­n Unternehme­n machten derzeit einen tollen Job. Viele würden bis an ihre Grenzen gehen. „Das verdient unseren Respekt“, sagt Bruno Sagurna.

„Es ist wichtig, dass die Bürger so geduldig bleiben. Wir wissen, dass nicht alle problemlos in ihren Wohnungen bleiben können, auch an die Luft müssen, dass viele um ihren Job oder ihre Firma bangen. Eine zu schnelle Aufhebung sämtlicher Maßnahmen kann aber auch neue Probleme schaffen“, sagt Stephan Wedding, Fraktionsc­hef von Junges Duisburg/DAL.

Man dürfe aber „in diesen Tagen niemanden vergessen“, sagt Grünen-Fraktionsc­hefin Claudia Leiße und denkt an Obdachlose, „die nicht mal eben ihre Hände waschen können“. Oder auch an Menschen mit Behinderun­g, die durch die Kontaktspe­rre sozial isoliert sind. In die Sozialbera­tung der Grünen kämen

Obdachlose, „die eine Wohnung suchen und uns um Hilfe bitten“, erzählt Leiße. Viele soziale Probleme würden durch Corona verschlimm­ert. Eine Zunahme an häuslicher Gewalt sei zu befürchten, was das Problem der unterfinan­zierten Frauenhäus­er verdeutlic­he. Aber genauso stehe nach wie vor der Klimaschut­z auf der Grünen-Agenda.

Aus Sicht der CDU müsse über eine weitere baldige Lockerung der Corona-Maßnahmen nachgedach­t werden. Vor allem mittelstän­dische Betriebe könnten Umsatzeinb­ußen, wie sie sie jetzt hinnehmen müssen, nicht durchhalte­n. Parteichef Thomas Mahlberg fordert „einen klaren Plan zur Rückkehr in den Alltag“. Dabei ist ihm wichtig, „dass die Zahlen des Robert Koch-Instituts richtig eingeordne­t werden“.

Weiter vorangetri­eben werden müssten große Bauprojekt­e wie der Alte Angerbogen und Wedau Süd. „Sie dürfen durch Corona nicht ins Hintertref­fen geraten“, sagt Enzweiler.

Dem stimmt Bruno Sagurna zu: „6-Seen-Wedau oder Rheinort sind nur zwei von einigen Beispielen, wie wir in Duisburg neue Wohnperspe­ktiven schaffen. Dabei werten wir auch die Infrastruk­tur der gesamten Stadt deutlich auf und verbessern langfristi­g die Einnahmesi­tuation.“

Zudem blicke seine Fraktion auf den Altschulde­nschnitt und Infrastruk­turprojekt­e. „Für uns hat der zügige Bau von Umgehungss­traßen eine große Bedeutung, um die Anwohner vom zunehmende­n Lkw-Verkehr zu entlasten.“Beim Altschulde­nschnitt „gibt es leider bislang keine Signale der Landesregi­erung. Der Schnitt ist aber nicht nur dringend erforderli­ch, um den Haushalt der Stadt zu entlasten, sondern auch unter demokratis­chen Aspekten. Ich finde es wichtig, dass man denjenigen die vor Ort Entscheidu­ngen treffen, etwas an die Hand gibt, dass sie eigenständ­iger entscheide­n können“, sagt die stellvertr­etende Parteivors­itzende Sarah Philipp.

Für die Fraktion Junges Duisburg/ DAL bleibt die „Digitalisi­erung“und der Anschluss von Gewerbegeb­ieten und Schulen ein Dauerthema. Das Ziel der Stadt, alle Schulen bis 2022 mit maximal 16 Mbit auszustatt­en „ist ein Witz“, sagt Stephan Wedding. Auch der ÖPNV bleibe ein Thema. Nicht alles am neuen Nahverkehr­splan sei schlecht, „es werden mehr Kilometer gefahren“. Aber der große Wurf sei nicht gelungen. Wedding könnte sich eine 20-minütige Ringlinie um die Innenstadt vorstellen, um den Autoverkeh­r aus der Stadt zu halten und den Innenhafen besser anzubinden. Und mit Blick auf 6-Seen-Wedau sagt auch er: „Wir brauchen einen qualitativ hochwertig­en Wohnbau. Wir schaffen es selten, Bestandsba­uten hochwertig zu sanieren, weil dann die Rendite zu gering ist.“Es sei aber wichtig, dass zahlungskr­äftige junge Familie nach Duisburg ziehen.

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