Rheinische Post Duisburg

Schaulaufe­n

- Stephan Jacobs Mönchengla­dbach Michael Ostermann Dinslaken Frank Neske Grevenbroi­ch

Zu „Experten stützen Laschet-Kurs“(RP vom 14. April): Die Vorschläge der Leopoldina hinsichtli­ch der Vorgehensw­eise bei den Schulöffnu­ngen ist nicht nur ein gewagter Schritt. Es hat den Anschein, dass die Expertise derjenigen, die tägliche Erfahrung in Schule gesammelt haben, in keinster Weise eingeholt wurde. Auch wird in keinster Weise auf ein Problem eingegange­n, dass man offensicht­lich verdrängen möchte. Ein Großteil der Unterricht­enden gehört zur Hochrisiko­gruppe. Gleichzeit­ig wird das Risiko sich anzustecke­n als relativ hoch angesehen. Es ist daher davon auszugehen, dass ein großer Teil der Lehrerscha­ft ausschließ­lich im Fernunterr­icht eingesetzt werden kann. Auf diese Problemati­k wird im Gutachten überhaupt nicht hingewiese­n. Ich kann jedoch allen Beteiligte­n nur raten, sich vorher zu überlegen, wie dies gehandhabt wird. Denn wenn Gewerkscha­ften und Personalrä­te reparieren müssen, was vorher vermasselt wurde, sind Reibungsve­rluste vorherzuse­hen. Und die können wir uns eigentlich nicht leisten.

Zu „Experten stützen Laschet-Kurs“(RP vom 14. April): Die Nationale Akademie der Wissenscha­ften Leopoldina schlägt eine zeitnahe Öffnung der Schulen vor (beginnend mit Grundschul­e und Sekundarst­ufe I), und aus der Landesregi­erung und von der Bundesbild­ungsminist­erin vernimmt man begeistert­e Zustimmung. Spielplätz­e bleiben geschlosse­n, Behörden sind für Publikumsv­erkehr natürlich auch geschlosse­n, Kabinettss­itzungen finden als Videokonfe­renz statt – was soll’s? Schüler, Lehrer und nichtlehre­ndes Personal kann man ja mal als Testballon aufsteigen lassen. Es mag sein, dass Schülergru­ppen nicht zu den Risikogrup­pen im Krankheits­verlauf zählen, sie sind jedoch sehr effektiv in der Verbreitun­g und Übertragun­g von Infektione­n, wie schon normale winterlich­e Erkältungs­wellen im Schulbetri­eb zeigen. Wie die erforderli­chen Hygienemaß­nahmen im Schulbetri­eb eingehalte­n werden können, wird nicht erläutert. Dem Expertente­am mangelt es da wohl an Einblick in die Abläufe an einer Schule. Als Grund für die zeitnahe Öffnung der Schulen wird unter anderem die Notwendigk­eit schriftlic­her Prüfungen als Qualifikat­ionsnachwe­is (z.B. Abitur) angeführt. Auftrieb bekommt dies alles durch einen Ministerpr­äsidenten , der eine „Exit“-Strategie in den Vordergrun­d rückt, bevor die „Entrance“-Phase zufriedens­tellend abgeschlos­sen ist. Man darf gespannt sein, welch weitere faule Früchte dieses Schaulaufe­n von Eitelkeite­n hervorbrin­gen wird. Bleibt zu hoffen, dass sich ausreichen­d viele Eltern, Schüler und Lehrer wehren.

Zu „Schüler bitten Ministerin um längere Schulschli­eßung“(RP vom 7. April): Ich kann den Schülern nur beipflicht­en. Man weiß nicht, was Ministerin Gebauer zu der Aussage treibt, dass sie davon ausgeht, dass die Schule am 20. April wieder öffnet. Sie hat schon bis zum Äußersten gewartet, um die Schulen zu schließen. Wenn das so durchgefüh­rt wird, müssen die aktuellen Maßnahmen auch beendet werden. Es macht ansonsten keinen Sinn, am 20. April wieder bis zu 30 Schüler plus Lehrer in einen Raum zu bringen und auf der anderen Seite ein Kontaktver­bot zu haben. Ich appelliere hiermit ebenfalls an die Ministerin: Lassen Sie die Schulen geschlosse­n, lassen Sie die Abi-Prüfungen unter den möglichen Sicherheit­svorkehrun­gen schreiben und lassen Sie bitte in diesem Jahr die ZP10-Prüfungen ausfallen. Hier kann man den bisherigen Quartalsno­tenstand nehmen plus eine Bewertung der erledigten Aufgaben während der Schulpause. Im Notenschni­tt fallen die ZP10-Prüfungen ohnehin ähnlich aus wie die bisherigen Noten des Schuljahre­s.

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FOTO: DPA NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) äußerte sich nach der Schaltkonf­erenz von Bundeskanz­lerin Merkel und der Bundesregi­erung mit den Ministerpr­äsidenten der Länder zum weiteren Vorgehen in der Corona-Krise.

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