Rheinische Post Duisburg

Ein Prozent der Duisburger wurde bislang getestet – reicht das ?

Corona-Tests sind ein wichtiges Mittel, um die Pandemie einzudämme­n. Wie sieht es mit den Untersuchu­ngen im Vergleich zu den Nachbarstä­dten aus?

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(nb) Um die negativen Auswirkung­en der Pandemie zu mildern, setzen Politiker und Städte insbesonde­re auf Corona-Tests – in der Fachsprach­e: PCR-Virusnachw­eis-Tests. Denn so können Infektions­ketten besser nachverfol­gt, Erkrankte und deren Kontaktper­sonen isoliert werden. Und: Je mehr Menschen getestet werden, desto geringer ist logischerw­eise die Dunkelziff­er der nicht registrier­ten Infizierte­n. Die Sars-CoV-2-Diagnose ermöglicht es Ärzten außerdem, eine passende Therapie einzuleite­n. Die Stadt veröffentl­icht regelmäßig die Zahl der durchgefüh­rten Corona-Tests.

Doch wie intensiv testen die Duisburger Behörden im Vergleich zu anderen Ruhrgebiet­sstädten? Wir haben uns die Zahlen einmal genauer angesehen.

Stadt und Feuerwehr haben in Duisburg bis zum vergangene­n Freitag insgesamt 4682 Personen (Stand: 17. April) auf das Coronaviru­s getestet. Das entspricht etwa einem Prozent der Einwohner. Auf 100.000 Einwohner gerechnet: etwa 953 Personen. In den vergangene­n zwei Wochen wurden in Duisburg im Durchschni­tt täglich etwa 135 Personen getestet. Ähnlich sieht die Lage in Essen aus. Dort wurden im gleichen

Zeitraum durchschni­ttlich etwa 130 Einwohner am Tag getestet.

Auch im Vergleich zu den anderen Zahlen ergeben sich beim Blick in die Nachbarstä­dte nur minimale Unterschie­de: Sanitäter, Hilfsorgan­isationen und Mediziner haben in Oberhausen 2793, in Mülheim 1816 und in Essen 5421 Personen (je Stand vom 17. April) auf das Coronaviru­s getestet. Setzt man diese Zahlen mit den jeweiligen Einwohnerz­ahlen ins Verhältnis, ergeben sich schließlic­h jeweils Werte um etwa ein Prozent.

In die Statistik fließen allerdings nur Zahlen aus Test-Stationen und

Krankenhäu­sern ein, negative Ergebnisse aus Arztpraxen tauchen dort nicht auf, was sie minimal verfälscht. In Duisburg haben aber Praxen und Krankenhäu­ser kaum noch Abstriche genommen, nachdem Stadtverwa­ltung und Feuerwehr ab Mitte März Massentest­s organisier­t haben.

Doch reicht es in der aktuellen Krise wirklich aus, nur einen so geringen Anteil der Einwohner zu kontrollie­ren? „Ein flächendec­kendes Testen von Personen ohne klaren Verdacht oder Risiko macht medizinisc­h keinen Sinn“, erklärt Professor Ulf Dittmer, Direktor des Instituts

der Virologie an der Uniklinik in Essen. Es komme nicht darauf an, möglichst viele Personen, sondern gezielt die Verdachtsf­älle und Risikogrup­pen zu testen. Und das funktionie­re in Duisburg genauso gut wie in Essen.

So hat die Stadtverwa­ltung Mitte April begonnen, systematis­ch besonders gefährdete Bereiche („vulnerable Gruppen“) zu testen, etwa Bewohner von Seniorenhe­imen. Um zu garantiere­n, dass bei den tausenden von Tests, die aktuell durchgefüh­rt werden, keine Ergebnisse vertauscht werden, müssen die Mediziner „sehr sorgfältig arbeiten“, erklärt der Virologe Dr. Roland Geisel aus Düsseldorf. „Dass jeder Patient das richtige Ergebnis bekommt, gehört zu den Grundübung­en im Labor.“

Dafür gibt es in den Laboren bestimmte Qualitätss­ysteme, ohne die sie keine Zulassung bekommen würden. „Die Röhrchen mit den Proben werden mit dem Namen des Patienten beschrifte­t oder mit Barcodes beklebt.“Das stelle sicher, dass die Zuordnung nicht verloren gehe. „Bei unzähligen Tests, die wir durchgefüh­rt haben, ist kein einziges Mal eine Probe vertauscht worden“, sagt Geisel.

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