Unternehmen planen Gehaltsverzicht
Wir haben die zehn größten Arbeitgeber in der Stadt zu Enthaltsamkeit in der Krise befragt.
(moc) Die Corona-Krise bedeutet für viele Unternehmen Kurzarbeit, für deren Mitarbeiter massive Einbußen beim Gehalt. Angesichts dessen hat Thyssenkrupp vor kurzem angekündigt, dass auch Vorstand und Führungskräfte auf Teile ihres Gehalts verzichten werden. Wir haben die zehn größten Unternehmen mit Sitz in Duisburg gefragt, wie sie zu diesem Thema stehen. Das Ergebnis: Manche verzichten schon jetzt auf viel Geld, darunter Duisburgs größter Arbeitgeber. Andere schließen einen Gehaltsverzicht für sich aus.
Haniel ist mit 18.824 Mitarbeitern weltweit der größte Arbeitgeber mit Firmensitz in Duisburg. Seine Vorstände „verzichten auf einen nicht unerheblichen Teil Ihres Fixeinkommens“, wie ein Firmensprecher mitteilt. Es handele sich um „einen deutlich zweistelligen Prozentanteil“. Die Einsparungen trügen mit dazu bei, das soziale Engagement des Traditionsunternehmens aufrecht zu erhalten.
Auch bei Klöckner (8600 Mitarbeiter) gibt es einen Gehaltsverzicht bei den obersten Etagen. Die Vorstandstantieme ist etwa zur Hälfte ergebnisabhängig. Diese Hälfte falle „in diesem Jahr wahrscheinlich komplett weg“, beantwortet das Unternehmen unsere Anfrage. „Darüber hinaus entscheiden Vorstand und Führungskräfte eigenständig, in welchem Umfang und wofür sie spenden.“
PCC SE beschäftigt 3500 Mitarbeiter in 18 Ländern. Der Chemiekonzern mit Sitz in Duisburg plant einen Gehaltsverzicht für die Geschäftsführung und die zweite Führungsebene.
Je nach Bereich reicht der vom Verzicht auf Boni für das vergangene Jahr bis zum Verzicht auf Teile der Vergütung. „Der Verzicht auf Gehalt dient der Sicherung der Arbeitsplätze, insbesondere in Duisburg“, erläutert eine Unternehmenssprecherin.
Bei der Stadt Duisburg arbeiten gut 6600 Menschen, davon gut 1800 Beamte und knapp 4800 Tarifangestellte. Hier ist kein Gehaltsverzicht geplant – aus diesem Grund: „Wahlbeamte können von Gesetzes wegen nicht auf ihre Besoldung gegenüber dem Dienstherrn verzichten“, erklärt eine Stadtsprecherin. Das gelte auch für die verbeamteten Mitarbeiter. Tarifbeschäftigte könnten „nur freiwillig einen Gehaltsverzicht erklären“, die Stadt kann das nicht vorgeben. Viele städtische Mitarbeiter engagierten sich während der Corona-Krise über ihren „im Moment sehr arbeitsintensiven“Job hinaus ehrenamtlich.
Auf 5819 Mitarbeiter bringt es die Universität Duisburg-Essen. Die Uni verweist darauf, dass sie als Einrichtung des Landes NRW nicht unternehmerisch tätig ist. Und: „Die Hochschulleitung kann keinen Gehaltsverzicht für ihre Beschäftigten anordnen.“
Bei der Duisburger Versorgungsund Verkehrsgesellschaft (DVV ) mit ihren mehr als 4100 Mitarbeitern ist ein Gehaltsverzicht zurzeit nicht angedacht – aus diesem Grund: „Der freiwillige Gehaltsverzicht von Vorständen und Führungskräften ist ein Zeichen der Solidarität, wenn Mitarbeiter finanzielle Einschnitte verkraften müssen. Diese Voraussetzung ist bei der DVV nicht gegeben“, stellt Sprecher Ingo Blazejewski klar.
Anders habe sich vor einigen Jahren das Konsolidierungsprogramm Repower dargestellt. Damals hatten Vorstände und Führungskräfte auf einen Teil ihrer Vergütungen und
Gehälter verzichtet. Darauf könnten die Angestellten der Stadttochter wohl auch jetzt zählen: „Sollten Mitarbeiter durch die Coronakrise hervorgerufene, finanzielle Einbußen bei ihren Gehältern tragen müssen, werden sich auch Vorstände und Führungskräfte dieser Solidarität bewusst sein und entsprechend handeln.“
Die Fragen der Redaktion zu dem Thema Gehaltsverzicht in der Krise nicht beantworten wollten die Unternehmen Xella (7450 Mitarbeiter), Krohne Messtechnik (4000) und die Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM, knapp 3000). Überhaupt nicht auf unsere Anfrage reagiert hat die Firma Havi Logistics. Sie beschäftigt mehr als 10.000 Mitarbeiter.