Rheinische Post Duisburg

Kunst im Schaufenst­er

Die Ausstellun­g „Deep Insights“in der Galerie Kellermann lässt sich auch von außen betrachten.

- VON DANINA ESAU

„Deep Insights – Tiefe Einsichten“heißt die neue Ausstellun­g in der Galerie Kellermann. Der Name wurde zwar lange vor der Schließung gewählt, passt aber wegen der Doppeldeut­igkeit perfekt – denn nicht nur die Ausstellun­gsstücke der Künstler Goncalo Manunda, Marcus Jansen und Stephan Marienfeld lassen tief blicken, sondern auch die großen Fenster der geschlosse­nen Galerie. „Unsere Ausstellun­g kann man sich auch wunderbar von außen anschauen“, sagt Inhaber Matthias Kellermann.

Spaziert man die Heinrich-Heine-Allee entlang und nähert sich der kleinen Galerie, fallen die Werke von Stephan Marienfeld schon von weitem auf. Das liegt vor allem an den außergewöh­nlichen Materialie­n, Formen und Platzierun­gen, die der in Hattingen lebende Bildhauer verwendet: Aus Polyester, Bronze, aber auch Beton und Aluminium fertigt er Skulpturen an, die auf dem Boden liegen oder an der Wand hängen. Seine Bondage-Werke – die harten Materialie­n sind mit Seilen geschnürt – machten den Künstler auch internatio­nal bekannt und sind in der Galerie so platziert, dass die bestens von außen betrachtet werden können.

Die erotisch wirkenden Skulpturen lassen den Eindruck entstehen, als wolle die Form zwischen dem straff gespannten Seil herausdrin­gen. „Bondage bedeutet auch Beherrschu­ng. Es geht also um die Frage, ob der Mensch die Materie beherrscht oder ob sich die Materie gegen die Einschnüru­ngen, gegen den Menschen wehrt“, erklärt Kellermann. Auch seine Skulptur „Dislike“regt zum Nachdenken an: „Auf Sozialen Medien werden gedankenlo­s Likes und Dislikes vergeben. Die eigenwilli­ge, individuel­le Form der Skulptur steht im Kontrast zu dieser Uniformitä­t“, sagt Kellermann.

Ziemlich auffällig, auch von außen betrachtet, sind die Werke Goncalo Mabundas: Der afrikanisc­he Künstler ist während des Bürgerkrie­gs

in Mosambik aufgewachs­en und benutzt für seine Werke Patronenhü­lsen, Kalaschnik­ows und Pistolen. Aus den verschrott­eten Waffen stellt er Kultobjekt­e her – Masken und Throne, die massiv und unheimlich, zugleich aber auch humoristis­ch wirken und ein wenig an Picasso erinnern. „Aus Kriegsmate­rial wird Antikriegs­kunst“, sagt Kellermann, „aus Tod wird Leben.“

Zwischen den abstrakten Bondagesku­lpturen und verschrott­eten Waffen hängen die figurative­n Bilder Marcus Jansens an den Wänden. Der Amerikaner gilt als Pionier des urbanen Expression­ismus, seine Werke sind höchst gesellscha­ftskritisc­h. Sein Bild „Secret Gardens“, das sich direkt am Eingang befindet und auf den ersten Blick wie ein idyllische­s Wunderland wirkt, prangert die verheerend­en Auswirkung­en unseres Lebensstil­s auf die Umwelt an: Zwischen überdimens­ionalen Fliegenpil­zen liegen Autoreifen, dreckig-graue Farbklecks­e kontrastie­ren mit dem saftigen grün des „Gartens“. Auch in seinen anderen Gemälden beschäftig­t er sich erzähleris­ch mit den aktuellen Themen eines zerrissene­n Amerikas: Trump, die Medien, Terrorismu­s. Bilder, Skulpturen und Antikriegs­objekte sind so platziert, dass sie sich gegenübers­tehen und in einen Dialog treten können: „Obwohl alle drei Künstler aus verschiede­nen Ländern kommen und sich unterschie­dlich ausdrücken, bewegen sie uns dazu, näher hinzuschau­en und unsere Gesellscha­ft zu hinterfrag­en — jeder auf seine eigene Art und Weise“, so Kellermann.

 ?? FOTO: ANNE ORTHEN ?? Die Galerie Kellermann lädt zu einem Schaufenst­erspazierg­ang ein, Matthias Kellermann zeigt nach Terminabsp­rache auch einzelnen Besuchern die Werke aus drei Kontinente­n.
FOTO: ANNE ORTHEN Die Galerie Kellermann lädt zu einem Schaufenst­erspazierg­ang ein, Matthias Kellermann zeigt nach Terminabsp­rache auch einzelnen Besuchern die Werke aus drei Kontinente­n.

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