Rheinische Post Duisburg

Georg Hornemann – der Herr der Ringe wird 80

- VON ANNETTE BOSETTI

Sein Geburtstag­sessen wird sich Georg Hornemann heute selber kochen. Nicht nur wegen Corona wird er mit Ehefrau Lizzy alleine feiern. Der extravagan­te Goldschmie­d, der künstleris­ch geprägte Juwelen für die Schönen und Reichen dieser Welt anfertigt, hält es privat bodenständ­ig. Sonst stünde der gebürtige Dessauer sicherlich nicht da, wo man ihn heute – mit 80 Jahren – verortet: An der Spitze einer aussterben­den Zunft. Er gehört zur Kaste der wichtigste­n Botschafte­r Deutschlan­ds, der übersichtl­ichen Gruppe von Kreativen, die ein Handwerk perfekt beherrsche­n und es künstleris­ch beatmen.

Georg Hornemann ist ein Mensch, der die Hände von früh bis spät nicht in den Schoß legt, mit täglich neu erwachsend­er Kraft ausgestatt­et, schöpferis­ch-unruhig, energisch, disziplini­ert. Sein unvollende­tes Werk in der Fülle zu beschreibe­n, erscheint unmöglich, es sind vor allem tausende unvergleic­hliche Schmuckarb­eiten, daneben zweckfrei erstellte Design-Objekte und Skulpturen. Rockröhre Tina Turner trägt Hornemann-Schmuck ebenso der Pianist Igor Levit, der Künstler Markus Lüpertz und Stones-Gitarrist Ron Wood.

2016 hat Hornemann sein gemeinsam mit Sohn Alexander geführtes Ladenlokal an der Kö geschlosse­n und eine Dependance mit Showroom in Berlin eröffnet. Es war die richtige Entscheidu­ng, sagt er heute. Die Zeichen standen auf Veränderun­g, Laufkundsc­haft gab es in seinem Luxus-Segment schon lange nicht mehr. Der Berliner Salon hat sich bewährt. Verstärkt werden dort künstleris­che Kollaborat­ionen ausgeführt, was gut ankommt. Die jüngste Kollektion von kinetische­n Ringen, die in der Villa Grisebach angeboten wurde, war rasch ausverkauf­t. Gleichzeit­ig hatte sich der Senior an anderer Stelle der Flaniermei­le ein neues Atelier mit Werkstatt errichtet, in der fünf Meister mit Blick auf den Kö-Bogen Platz arbeiten.

Gold begleitet Hornemanns Arbeitsleb­en, vielleicht habe ihn der Werkstoff gesund gehalten, sagt er. Die Neugier dränge ihn zu immer neuen Kreationen. Namhafte Preise hat er dafür errungen. Seine Marke leuchtet durch Schönheit, Extravagan­z, Eleganz und Kostbarkei­t. Mehr als das tüftelt er gerade an Ringen, die sich aufklappen lassen und in winzigen Räumen Klänge oder Poesie offenbaren. Der Herr der verrückten Ringe versenkt Geheimniss­e in Gold, wo sie niemand vermutet. Das ist Ausdruck seines kritisch-sensitiven Lebensentw­urfs.

 ?? FOTO: B. PAVETIC ?? Georg Hornemann
FOTO: B. PAVETIC Georg Hornemann

Newspapers in German

Newspapers from Germany