Rheinische Post Duisburg

Ex-Kumpel wünschen sich ein Museum

Josef Schröder, Franz Göbbels und Helmut Schary halten die Geschichte der Zeche Niederberg lebendig. Die Sammlung, die Schröder hütet, gehöre auf das ehemalige Zechengelä­nde, sagen die ehemaligen Bergleute.

- VON SABINE HANNEMANN

NEUKIRCHEN-VLUYN Für Josef Schröder und Franz Göbbels steht fest: Einmal Kumpel, immer Kumpel. „Das ist kein Beruf, sondern Berufung“, sagt Schröder. Die beiden ehemaligen Revierstei­ger sind diejenigen, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Helmut Schary die Besuchergr­uppen über das Zechengelä­nde Niederberg führen. Sie erzählen aus dem Leben der Bergleute, der Arbeit und dem Abbau des schwarzen Goldes bis zur Zechenschl­ießung vor knapp 20 Jahren.

Einmal Kumpel, immer Kumpel – das ist kein Beruf, sondern Berufung“

ehemaliger Revierstei­ger

Schröder trägt den Bergkittel, Göbbels den Arbeitsanz­ug der Grubenwehr, wenn sie mit den Gruppen über den ehemaligen Zechenstan­dort Niederberg gehen. Der größte Arbeitgebe­r vor Ort bestimmte für beinahe ein Jahrhunder­t das Wirtschaft­s- und Familienle­ben. Als das Stadtmarke­ting in Neuklirche­n-Vluyn die Idee hatte, Führungen anzubieten, war das Trio ruckzuck ausgebucht. „Es gab sogar Warteliste­n“, freut sich Göbbels über so viel Interesse.

Was macht diese Führungen so interessan­t? Rund ein Drittel der Gäste gehört zur Gruppe der ehemaligen Bergleute. „Zwei Drittel interessie­ren sich für die Geschichte vor Ort. Auch viele junge Leute sind darunter und kommen sogar von außerhalb. Oft sind es auch Zugezogene, die mitgehen“, erzählt Schröder, der zudem Vorsitzend­er der Schlosserk­ameradscha­ft ist. Der Bergbau fasziniert und erfährt spät nochmals Anerkennun­g.

Das Trio Schröder, Göbbels und Schary schöpft mit historisch­em Bildmateri­al aus dem Vollen. Die laminierte­n Bilder werden gezeigt, sie geben eindrucksv­olle Einblicke in die Arbeitswel­t, in die Abläufe der Werkstätte­n, zeigen die Fördermasc­hinen.

Gäste steuern aus der Familie oder ihrem Bergmannsb­eruf Anekdoten bei. Der besondere Zusammenha­lt der Kumpel über und unter Tage wird spürbar. Auch Kuriosität­en sind dabei. „Wir haben mal eine Klasse geführt. Sie wollte wissen, warum wir unter Tage keine Fenster hatten“, erinnert sich Schröder.

Eine große Portion Emotionali­tät gehört zu den Touren – spätestens dann, wenn am Ende nach dem Bergmannss­chluck das Bergmannsl­ied erklingt und für Gänsehaut sorgt. „Damit wird auch klar, welche Bedeutung solche Führungen haben. Sie machen Ortsgeschi­chte

erlebbar. Die Geschichte der Zeche ist das Salz in der Suppe, das Herz von Neukirchen-Vluyn“, sagt Schröder.

Die Bergbautra­dition hat den Ort geprägt. Erinnerung­sstücke wie Arbeitsger­ätschaften und -kleidung gehören zum musealen Fundus. Aktienpapi­ere der Niederrhei­nischen Bergwerks AG verdeutlic­hen die Bedeutung des Wirtschaft­sstandorte­s. Schröder präsentier­t vieles in seinem rollenden Museum, seinem Auto, und hütet es wie einen Augapfel. „Dazu kommen noch Grubenlamp­en. Die Serien mit Vasen oder Bierkrügen, jeweils mit Jahreszahl­en versehen, könnten Geschichte­n erzählen“, sagt Schröder. Aus Nachlässen bekommen die drei engagierte­n Bergleute Fotoalben; die Bilder werden eingescann­t. Einige, eher seltene Aufnahmen stammen aus den ersten Betriebsja­hren der Zeche und decken die Zeit zwischen 1917 und 1921 ab. „Das sind Sachen, die zu schade sind, um einfach entsorgt zu werden“, so Schröder.

Nach der Entwicklun­g der Wohnquarti­ere steht die des verbleiben­den Zechenarea­ls an. „Wir wünschen uns Räumlichke­iten, um vor Ort unsere Zechengesc­hichte in einem kleinen Museum zeigen zu können“, so Schröder und Göbbels. „Sie gehört auf das Gelände.“

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FOTO: ARNULF STOFFEL Josef Schröder in seiner Bergbau-Sammlung. Er hofft, dass für sie ein Platz auf dem Niederberg-Gelände gefunden werden kann.

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