Rheinische Post Duisburg

Bund gibt 500 Millionen Euro für digitalen Unterricht

In einer „teilweise temperamen­tvollen“Sitzung des Koalitions­ausschusse­s fassen Union und SPD neue Beschlüsse im Kampf gegen die Corona-Krise.

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Im Koalitions­ausschuss hat es zwischen Union und SPD gekracht. Teilnehmer beschriebe­n die Atmosphäre als „anfangs schwierig, teilweise temperamen­tvoll und intensiv“. Übersetzt bedeutet das, dass es lautstarke­n Streit gab. Für die lange Dauer der Sitzung machten sich die Teilnehmer wechselsei­tig verantwort­lich. In der Sache aber sei man konstrukti­v gewesen, hieß es. Die Ergebnisse des Spitzengre­miums sprechen dafür, dass das korrekt ist. Die Beschlüsse, die nach sieben Stunden Verhandlun­gen gegen Mitternach­t spruchreif waren, stießen bei Verbänden und Gewerkscha­ften auf unterschie­dliche Resonanz. Die Beschlüsse im Einzelnen:

Kurzarbeit­ergeld Wer seine Arbeitszei­t um mindestens 50 Prozent reduzieren musste und Kurzarbeit­ergeld bekommt, soll ab dem vierten Monat des Bezugs 70 Prozent (Haushalte mit Kindern 77 Prozent) des entgangene­n Nettolohns erhalten. Ab dem siebten Bezugsmona­t steigt die Leistung auf 80 beziehungs­weise 87 Prozent des entgangene­n Nettolohns. Bisher waren es 60 beziehungs­weise 67 Prozent. Die Regelung gilt bis Ende des Jahres. Arbeitgebe­rpräsident Ingo Kramer kritisiert­e den Beschluss als „Geldausgeb­en mit der Gießkanne“. Reiner Hoffmann, Chef des Deutschen Gewerkscha­ftsbunds, sieht die Entscheidu­ng hingegen als einen „Erfolg, für den sich die Gewerkscha­ften starkgemac­ht“hätten.

Mehrwertst­euer Für Speisen in der Gastronomi­e sinkt der Mehrwertst­euersatz ab dem 1. Juli befristet für ein Jahr von bisher 19 auf sieben Prozent. Der Hotel- und Gaststätte­nverband nannte die Steuererle­ichterung

einen „Etappensie­g“. Kosten für den Staatshaus­halt: rund vier Milliarden Euro.

Arbeitslos­engeld Wer in der Corona-Krise seinen Job verliert, soll nicht so schnell wie sonst in Hartz IV rutschen. Das Arbeitslos­engeld I wird für diejenigen um drei Monate verlängert, die zwischen dem 1. Mai und dem 31. Dezember arbeitslos werden.

Verlustver­rechnung Union und SPD setzen ein Steuerspar­modell für kleine und mittelstän­dische Unternehme­n auf. Die Firmen sollen Steuervora­uszahlunge­n für 2019 mit den Verlusten für 2020 verrechnen können. Kosten für den Staatshaus­halt: rund fünf Milliarden Euro.

Digitalisi­erung der Schulen Die schwarz-rote Bundesregi­erung will zur Förderung des digitalen Unterricht­s 500 Millionen Euro in ein Sofortauss­tattungspr­ogramm stecken.

Kinder aus bedürftige­n Familien sollen einen Zuschuss von 150 Euro für die Anschaffun­g eines Laptops oder eines Tablets erhalten. Wie das Geld schnell zu den Betroffene­n kommen soll, ist noch offen.

Die Präsidenti­n des Sozialverb­andesDeuts­chland(VdK),VerenaBent­ele, kritisiert­e die 150 Euro für die Digitalaus­stattung als zu wenig. Dafür gebe es kein Notebook oder Tablet, sagte Bentele unserer Redaktion. „Der Staat muss sicherstel­len, dass alle bedürftige­n Kinder am Digitalunt­erricht teilnehmen können“, forderte sie. „Es wäre sinnvoller, bedürftige­n Kindern gleich ein digitales Endgerät leihweise zur Verfügung zu stellen statt einen Zuschuss, der hinten und vorne nicht reicht.“

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FOTO: DPA Markus Söder (CSU), Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU), Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken (beide SPD) nach der Sitzung vorm Kanzleramt.

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