Rheinische Post Duisburg

Friseure erhöhen wegen Corona die Preise

Voraussich­tlich am 4. Mai dürfen die Salons wieder öffnen. Die Terminbüch­er sind prall gefüllt. Kunden müssen mit höheren Kosten rechnen. Friseure kalkuliere­n wegen der Folgen der Krise anders.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

DÜSSELDORF/LANGENFELD In Woche fünf nach der pandemiebe­dingten Schließung der Friseursal­ons wird das Warten für immer mehr Menschen in NRW zu einer sprichwört­ich haarigen Angelegenh­eit. Genau wie ihre Kunden fiebern die Salonbetre­iber dem 4. Mai entgegen – dem Tag, an dem sie unter Auflagen endlich wieder Haare waschen, schneiden und färben dürfen. Der Run auf die Salons hat längst begonnen. Jetzt noch einen Termin zu bekommen, ist oft nahezu unmöglich; die Terminkale­nder sind bis in den Juni gut gefüllt.

Eines steht bereits gut eine Woche vor dem Stichtag fest: Beim Friseur wird sich vieles ändern. Die Berufsgeno­ssenschaft für Gesundheit­sdienst und Wohlfahrts­pflege hat jüngst über verpflicht­ende Schutzmaßn­ahmen für die Branche informiert. Demnach wird es vorerst keine Trockenhaa­rschnitte mehr geben, Friseure müssen die Haare aller Kunden obligatori­sch waschen – eine Leistung, die sie auch bezahlen müssen. Zudem sollen Kunden ihre Kontaktdat­en im Salon hinterlege­n, um mögliche Infektions­ketten nachvollzi­ehen zu können. Außerdem wird es keine Warteberei­che mehr geben – und Atemmasken sind auch für Kunden Pflicht. Eintritt gewähren die Salons nur, wenn zuvor telefonisc­h ein Termin vereinbart wurde. Die meisten Friseurbet­riebe verzichten zudem darauf, ihren Kunden Getränke und Zeitschrif­ten anzubieten.

Durch die Entzerrung der Termine werden Friseurdie­nstleistun­gen teurer – da ist sich Friseurhan­dwerks-Chef Jörg Müller sicher. Er persönlich geht davon aus, dass die

Kosten um mindestens drei Euro pro Haarschnit­t steigen werden. „Das ist eine harte Zeit für Friseure“, sagt er. Die Betriebe müssten auch auf Kostentrei­ber wie den Kauf von Desinfekti­onsmitteln, Atemmasken und anderen Utensilien reagieren. Müller geht davon aus, dass die Nachfragew­elle noch eine Weile andauern wird – womöglich so lange, wie Corona noch ein Thema ist.

Die Friseure bereiten sich indes auf den Ansturm vor. Für manche ist die unternehme­rische Existenz an die Wiedereröf­fnung Anfang Mai gekoppelt – so auch bei Friseurmei­sterin

Sandra Velez aus Langenfeld. Sie hatte sich kurz vor Corona selbständi­g gemacht und ihren Salon im März eröffnet, drei Wochen bevor sie schließen musste. „Weil ich die Dienstleis­tung nicht schon im Dezember erbracht hatte, habe ich auch keine Soforthilf­e bekommen“, sagt sie. Ihre Familie helfe ihr zwar, doch das Geld, das sie eigentlich für andere Durststrec­ken beiseitege­legt hatte, ist nun fast aufgebrauc­ht. Die Miete für ihren Salon und andere Kosten musste sie trotz fehlenden Umsatzes weiter begleichen. Velez wird am 5. Mai wieder öffnen und am ersten Tag gemeinsam mit ihrer Mitarbeite­rin gleich 22 Kunden bedienen. Die 33-Jährige sieht sich gut vorbereite­t, ärgert sich aber über unverschäm­t hohe Preise für Desinfekti­onsmittel und Atemmasken. Ihr Freund Daniel Ruiz-Osteros unterstütz­t sie beim Einkauf und sagt: „Ein Liter Desinfekti­onsmittel kostet 40 Euro, 50 Masken kosten 80 Euro. Das ist extrem.“Ob Sandra Velez deshalb so kurze Zeit, nachdem sie sich selbständi­g gemacht hat, die Preise erhöhen

„Die Preise zu erhöhen,

ist eine Option. Die Vernunft sagt Ja, mein

Herz sagt Nein“

Selbststän­dige Friseurmei­sterin

wird? „Die Vernunft sagt Ja, das Herz sagt Nein. Ich muss es mir überlegen, aber es ist eine Option.“

Wie Sandra Velez bittet auch die Düsseldorf­er Friseurmei­sterin Monika Schmitter ihre Kunden, möglichst mit eigener Maske in den Salon zu kommen. Schmitter will ab 4. Mai sechs Tage pro Woche arbeiten, auf den in der Branche verbreitet­en Ruhe-Montag will sie vorerst verzichten – auch, um der Termin-Nachfrage gerecht zu werden. „Frauen und Männer fragen gleicherma­ßen, Männer sind oft noch ungeduldig­er“, sagt Schmitter, die davon ausgeht, mit den Auflagen 80 Prozent der normalen Arbeitslei­stung erbringen zu können. Gleichzeit­ig rechnet sie damit, dass die Preise in der Branche um etwa fünf Prozent steigen könnten.

 ?? FOTO: ANNE ORTHEN ?? Friseurin Sandra Velez hatte ihren Salon wegen Corona schon kurz nach der Eröffnung wieder schließen müssen. Die 33-Jährige gibt sich jetzt kämpferisc­h. Frisieren wird sie ihre Kunden nun mit Mundschutz im Gesicht.
FOTO: ANNE ORTHEN Friseurin Sandra Velez hatte ihren Salon wegen Corona schon kurz nach der Eröffnung wieder schließen müssen. Die 33-Jährige gibt sich jetzt kämpferisc­h. Frisieren wird sie ihre Kunden nun mit Mundschutz im Gesicht.

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