Wie sich Federer die Tennis-Revolution vorstellt
DÜSSELDORF Roger Federer ist mit einem Vorstoß, der das Tennis revolutionieren könnte, in die Corona-Tristesse geplatzt. Der Grand-Slam-Rekordsieger regte die Fusion des Herren-Verbands ATP und der Damen-Organisation WTA an. „Ich frage mich, bin ich der Einzige, der denkt, dass es jetzt an der Zeit ist, dass Männer- und Frauentennis vereint sind und zusammenkommen?“, twitterte der Schweizer.
Die Antwort folgte prompt: Ist er nicht. Der 38-Jährige bekam unmittelbar Zuspruch, sogar von seinem Dauerrivalen Rafael Nadal. Auch Wimbledonsiegerin Simona Halep unterstüzt Federers Idee sowie US-Ikone Billie Jean King, die 1973 maßgeblich an der Gründung der WTA beteiligt war.
Was würde ein gemeinsamer Verband bedeuten? Die ATP ist für die Herren- und die WTA für die Damen-Tour verantwortlich. Zudem gibt es noch den Weltverband ITF, der die vier Grand Slams veranstaltet. In der Vergangenheit hat es dadurch immer wieder Reibungsverluste
gegeben.Federer erklärte seine Idee: Es gehe ihm nicht um eine Vermischung der Wettbewerbe auf dem Platz, sondern dass die beiden Verbände zu einem großen Dachverband zusammengeschlossen werden. Tennis könne aus diesen schwierigen Zeiten „mit zwei geschwächten Verbänden oder einem starken Verband“herausgehen, schrieb er. Doch nicht alle finden seine Idee gut. Der exzentrische Australier Nick Kyrgios schrieb nur: „Wir sollten nicht fusionieren.“
Wie ist die Haltung des deutschen Verbandes? Dirk Hordorff, Vizepräsident des Deutschen Tennis Bundes (DTB) befürwortet den Impuls. „Es ist der richtige Anstoß zur richtigen Zeit“, sagte er im Gespräch mit dem SID. „Ich habe die Hoffnung, dass Egos beiseite gelegt werden, dann kann es klappen.“
Was sagen ATP und WTA? ATP-Chef Andrea Gaudenzi zeigte sich offen für Gespräche, sein WTA-Kollege Steve Simon ebenfalls. Gaudenzi weiß, der Sport lässt sich am besten vermarkten, wenn er Frauen und Männer im Turnier vereint.