Schule versus Virus
Am Landfermann-Gymnasium ging der Schulstart nach der Corona-Pause ordentlich über die Bühne. Schüler und Lehrer versuchen das Beste aus der Situation zu machen. Normal ist allerdings anders.
Das Coronavirus verändert den Schulalltag radikal. Das wird an diesem Donnerstag schon weit vor Beginn des Unterrichts am Landfermann deutlich. Die angehenden Abiturienten des Innenstadt-Gymnasiums stehen vor dem Oberstufen-Gebäude an der Nahestraße. Auf dem Bürgersteig vor dem Gebäude markieren Klebestreifen rechts und links von der Schultür wegführend 1,5-Meter-Abstände. An der Schultüre wird kontrolliert. Maske? Okay. Durch Eltern unterschriebener Infozettel? Okay. Jürgen Tasch, stellvertretender Schulleiter, muss aufpassen. Schüler, die eines der beiden Dinge vergessen haben, darf er nicht ins Gebäude lassen. Passt alles, gibt es noch zwei Spritzer Desinfektionsmittel auf die Hände, und der Unterricht kann beginnen.
Weil die Schüler am Landfermann den Wunsch geäußert hatten, die Kurse möglichst nicht aufzuspalten, finden die jeweils 90-minütigen Vorbereitungskurse für das Abitur in den drei größten Räumen der Schule statt: in der Aula und in den beiden Sporthallen. Aufgeklebte Pfeile am Boden und an den Wänden weisen den Schülern den Weg. „Wir haben Einbahnstraßenregelungen geschaffen“, erläutert Schulleiter Christof Haering sein Konzept. „So geht es zum Beispiel über das mittlere Treppenhaus nur nach oben und über die äußeren Treppenhäuser nur nach unten. Ein- und Ausgänge des Schulgeländes sind voneinander getrennt. Die unterschiedlichen Kurse sollen sich so möglichst nicht begegnen. Außerdem besteht bei uns Maskenpflicht.“Etwas mehr als die Hälfte der Schüler, die Anspruch auf die Kurse hätten, hätten ihr Kommen angekündigt, sagt Haering. „Die anderen bleiben aus Sorgen um ihre Eltern oder aus Protest Zuhause.“
In der kleineren Sporthalle läuft am Donnerstagmorgen ein Vorbereitungskurs für das Mathe-Abitur. Statt auf Tischen und Stühlen lernen die Schüler auf Bänken, Kästen und Matten – vorbildlich unter Einhaltung des vorgerschriebenen Abstands. Alle Beteiligten wirken bemüht, und doch ist das Ganze offensichtlich nicht mehr als ein
Provisorium. „Wir finden, dass der Schulstart früh kommt“, sagt Schulleiter Haering. „Wir hätten uns mehr Zeit zur Vorbereitung gewünscht. Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir zuerst die Abiturklausuren schreiben lassen und dann erst wieder begonnen. Dann hätten wir mit dem Unterricht der anderen
Jahrgänge im Mai beginnen können, und die Abiturienten wären dann schon fertig gewesen.“An normalen Schulbetrieb sei derzeit nicht zu denken. Die Hygiene- und Abstandregeln machten neue Klassen- und Personalaufteilungen erforderlich. „Und dabei stehen im Durchschnitt an den Duisburger Gymnasien 30
Prozent der Lehrer nicht zur Verfügung, weil sie zu einer Risikogruppe gehören oder selbst Angehörige betreuen müssen. Uns fehlen zwöf bis 14 Kollegen. Und damit stehen wir noch gut da.“
Die Schüler, die an diesem Donnerstag in die Schule gekommen sind, sind froh über das Angebot. „Es ist schön, dass man seine Leute einmal wiedersieht“, sagt zum Beispiel Jakob Süß, „auch wenn die Situation natürlich alles andere als normal ist.“Das Ausmaß der Sicherheitsmaßnahmen sei schon irgendwie extrem, aber eben auch notwendig. „Hier hat heute alles gut geklappt. Und so bekommen wir noch einmal die Gelegenheit, die wichtigtens Fragen mit unseren Lehrern zu klären, bevor es ins Abi geht. Das ist wichtig.“
Auch Sophie Hein ist froh, dass es jetzt wieder los geht. „Es war schon schwer, sich Zuhause ständdig zu motivieren“, sagt sie. „Der Austausch mit den anderen Schülern fehlt da einfach.“Die Organisation der Schutzmaßnahmen findet sie etwas chaotisch. „Man merkt, dass noch daran gearbeitet wird, da müssen sich wohl erst noch ein paar Dinge einspielen. Das war natürlich in den vergangenen Woche auch nicht so einfach für alle Beteiligten. Die Lage hat sich ja ständig verändert.“