Rheinische Post Duisburg

Schule versus Virus

Am Landferman­n-Gymnasium ging der Schulstart nach der Corona-Pause ordentlich über die Bühne. Schüler und Lehrer versuchen das Beste aus der Situation zu machen. Normal ist allerdings anders.

- VON TIM HARPERS

Das Coronaviru­s verändert den Schulallta­g radikal. Das wird an diesem Donnerstag schon weit vor Beginn des Unterricht­s am Landferman­n deutlich. Die angehenden Abiturient­en des Innenstadt-Gymnasiums stehen vor dem Oberstufen-Gebäude an der Nahestraße. Auf dem Bürgerstei­g vor dem Gebäude markieren Klebestrei­fen rechts und links von der Schultür wegführend 1,5-Meter-Abstände. An der Schultüre wird kontrollie­rt. Maske? Okay. Durch Eltern unterschri­ebener Infozettel? Okay. Jürgen Tasch, stellvertr­etender Schulleite­r, muss aufpassen. Schüler, die eines der beiden Dinge vergessen haben, darf er nicht ins Gebäude lassen. Passt alles, gibt es noch zwei Spritzer Desinfekti­onsmittel auf die Hände, und der Unterricht kann beginnen.

Weil die Schüler am Landferman­n den Wunsch geäußert hatten, die Kurse möglichst nicht aufzuspalt­en, finden die jeweils 90-minütigen Vorbereitu­ngskurse für das Abitur in den drei größten Räumen der Schule statt: in der Aula und in den beiden Sporthalle­n. Aufgeklebt­e Pfeile am Boden und an den Wänden weisen den Schülern den Weg. „Wir haben Einbahnstr­aßenregelu­ngen geschaffen“, erläutert Schulleite­r Christof Haering sein Konzept. „So geht es zum Beispiel über das mittlere Treppenhau­s nur nach oben und über die äußeren Treppenhäu­ser nur nach unten. Ein- und Ausgänge des Schulgelän­des sind voneinande­r getrennt. Die unterschie­dlichen Kurse sollen sich so möglichst nicht begegnen. Außerdem besteht bei uns Maskenpfli­cht.“Etwas mehr als die Hälfte der Schüler, die Anspruch auf die Kurse hätten, hätten ihr Kommen angekündig­t, sagt Haering. „Die anderen bleiben aus Sorgen um ihre Eltern oder aus Protest Zuhause.“

In der kleineren Sporthalle läuft am Donnerstag­morgen ein Vorbereitu­ngskurs für das Mathe-Abitur. Statt auf Tischen und Stühlen lernen die Schüler auf Bänken, Kästen und Matten – vorbildlic­h unter Einhaltung des vorgerschr­iebenen Abstands. Alle Beteiligte­n wirken bemüht, und doch ist das Ganze offensicht­lich nicht mehr als ein

Provisoriu­m. „Wir finden, dass der Schulstart früh kommt“, sagt Schulleite­r Haering. „Wir hätten uns mehr Zeit zur Vorbereitu­ng gewünscht. Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir zuerst die Abiturklau­suren schreiben lassen und dann erst wieder begonnen. Dann hätten wir mit dem Unterricht der anderen

Jahrgänge im Mai beginnen können, und die Abiturient­en wären dann schon fertig gewesen.“An normalen Schulbetri­eb sei derzeit nicht zu denken. Die Hygiene- und Abstandreg­eln machten neue Klassen- und Personalau­fteilungen erforderli­ch. „Und dabei stehen im Durchschni­tt an den Duisburger Gymnasien 30

Prozent der Lehrer nicht zur Verfügung, weil sie zu einer Risikogrup­pe gehören oder selbst Angehörige betreuen müssen. Uns fehlen zwöf bis 14 Kollegen. Und damit stehen wir noch gut da.“

Die Schüler, die an diesem Donnerstag in die Schule gekommen sind, sind froh über das Angebot. „Es ist schön, dass man seine Leute einmal wiedersieh­t“, sagt zum Beispiel Jakob Süß, „auch wenn die Situation natürlich alles andere als normal ist.“Das Ausmaß der Sicherheit­smaßnahmen sei schon irgendwie extrem, aber eben auch notwendig. „Hier hat heute alles gut geklappt. Und so bekommen wir noch einmal die Gelegenhei­t, die wichtigten­s Fragen mit unseren Lehrern zu klären, bevor es ins Abi geht. Das ist wichtig.“

Auch Sophie Hein ist froh, dass es jetzt wieder los geht. „Es war schon schwer, sich Zuhause ständdig zu motivieren“, sagt sie. „Der Austausch mit den anderen Schülern fehlt da einfach.“Die Organisati­on der Schutzmaßn­ahmen findet sie etwas chaotisch. „Man merkt, dass noch daran gearbeitet wird, da müssen sich wohl erst noch ein paar Dinge einspielen. Das war natürlich in den vergangene­n Woche auch nicht so einfach für alle Beteiligte­n. Die Lage hat sich ja ständig verändert.“

 ?? FOTOS: REICHWEIN ?? Der Vorbereitu­ngskurs für das Matheabitu­r fand am Landferman­n-Gymnasium am Donnerstag­morgen in der Turnhalle statt. So konnten die Abstandsre­geln gewahrt werden. Für die Schüler war die Situation mehr als ungewohnt.
FOTOS: REICHWEIN Der Vorbereitu­ngskurs für das Matheabitu­r fand am Landferman­n-Gymnasium am Donnerstag­morgen in der Turnhalle statt. So konnten die Abstandsre­geln gewahrt werden. Für die Schüler war die Situation mehr als ungewohnt.
 ??  ?? Im Sekretaria­t des Max-Planck-Gymnasiums lagen Stoffmaske­n und Desinfekti­onsmittel für die Lehrer bereit.
Im Sekretaria­t des Max-Planck-Gymnasiums lagen Stoffmaske­n und Desinfekti­onsmittel für die Lehrer bereit.

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