Schwere Zeiten auch für Jugendherbergen
Die beiden wegen Corona geschlossenen Einrichtungen in Duisburg sind in massive Not geraten und hoffen auf schnelle Hilfe vom Land Nordrhein-Westfalen.
(dwi) Die beiden Duisburger Jugendherbergen am Landschaftspark und Sportpark sind seit der Schließung am 18. März wegen Corona in massive Not geraten. Dies teilte Kathrin Arnemann, Leiterin der Marketingund Vertriebsabteilung des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) Rheinland mit Sitz in Düsseldorf, auf Nachfrage der Redaktion mit. Die Lage sei dramatisch, der Finanzbedarf für alle 34 Häusern gehe in die Millionen. „Wenn wir nicht schnell Hilfe vom Land bekommen, geht uns in ein paar Tagen das Geld aus“, so Arnemann, „zumal wir als gemeinnütziger Verein keine Rücklagen bilden dürfen.“
Die Herbergen seien bisher aufgrund dieser Gemeinnützigkeit auch noch nicht unter den Rettungsschirm gezogen worden. Es habe zuletzt aber Signale gegeben, die die dringend nötige Unterstützung versprechen. „Wir hoffen, dass die Hilfe nicht zu spät kommt und wir nicht über die endgültige Schließung von Häusern reden müssen“, sagt Arnemann. Sie nennt Zahlen, die die kritische Situation verdeutlichen: So haben die Duisburger Herbergen im vergangenen Jahr zusammen rund 65.000 Übernachtungen verzeichnet – am Landschaftspark waren es 25.000, am Sportpark knapp 40.000. „Durch die Schließung wegen Corona fehlen uns schon jetzt rund 17.000 Übernachtungen“, so Arnemann. „Das ist rund 25 Prozent des Jahresumsatzes. Und beide Häuser waren so gut wie ausgebucht.“Es sei normalerweise die am besten gebuchte Zeit des Jahres. „Und wir wissen ja, dass auch im Sommer keine Schulklassen zu uns kommen können“, so die Marketingleiterin. „Die Klassenfahrten machen aber 40 bis 50 Prozent bei der Auslastung unserer Häuser aus.“
Die Umsätze sind derzeit nicht nur auf Null. Auch viele Gäste warten auf Rückzahlungen, weil sie ihren geplanten Aufenthalt nicht antreten können. „Wir bitten da um etwas Geduld“, sagt Arnemann. „Es gibt sogar einzelne Privatleute, die gar nichts wiederbekommen wollen und uns so in der schwierigen Zeit unterstützen.“Auch mit den zahlreichen Partnern werden demnach konstruktive Gespräche geführt, da längst vorbereitete Programme etwa für Kinderfreizeiten ebenfalls ausfallen müssen.
Die laufenden Kosten sind laut Arnemann auf ein Minimum reduziert worden. Es gibt einen Ausgabestopp für die Einrichtungen, für Bau, Renovierungs- oder Instandhaltungsmaßnahmen. Aber Kredite wie etwa für die aus Eigenmitteln gebaute und relative neue Herberge am Sportpark müssen nach wie vor bedient, Gas, Wasser und auch Gehälter weiter bezahlt werden.
Allerdings sei das komplette 700-köpfige Personal in den 34 Häusern zwei Tage nach der Schließung am 18. März in Kurzarbeit gegangen. So gibt es auch in den Duisburger Herbergen nur eine Notbesetzung mit ein bis zwei Mitarbeitern täglich, etwa um Wasserleitungen regelmäßig durchzuspülen oder telefonische Anfragen zu beantworten.
Kathrin Arnemann ist Mitglied eines Krisenstabs, der sich täglich trifft, um die Lage zu bewerten und nach möglichen Einnahmequellen zu suchen. „Wir haben unsere Häuser in Zeiten von Corona bereits als Ausweichquartiere für verschiedene
Institutionen angeboten“, sagt sie. „In Berlin ist zum Beispiel eine Jugendherberge zur Obdachlosenunterkunft umfunktioniert worden, in Hellenthal in der Eifel sind Flüchtlinge untergekommen und in Speyer Erntehelfer. Wir sind in Gesprächen mit Kreisen und Städten.“Auch in Duisburg habe es bereits eine Hausbesichtigung gegeben. Noch sei aber nichts final entschieden.
Arnemann hofft inständig, dass die Jugendherbergen irgendwann wieder ihren normalen Betrieb aufnehmen können. „Die lachenden Kinderaugen, die Werte wie Toleranz und ein friedliches Miteinander: Es wäre doch sehr schade, wenn das verloren ginge.“