Rheinische Post Duisburg

Erdogan ist der Millionen-Masken-Mann

Bora Erdogan studiert Jura in Düsseldorf, ist Chef eines Sicherheit­sunternehm­ens, Inhaber der Espresso-Bar „Fino“– und Herr über eine Million Atemmasken, die er mit Sebastian Clasen nun auch an Endverbrau­cher verkauft.

- VON MIKE MICHEL

Für Bora Erdogan kommt die Einführung der Maskenpfli­cht gerade zur richtigen Zeit. Der 39-Jährige ist am Donnerstag früh aufgestand­en und hat schon morgens um 5 Uhr der Uni-Klinik in Köln eine Bestellung Atemmasken geliefert. Und das nicht im kleinen Stil: „Ich habe schon lange Kontakte zu den Hersteller­n in China und lasse alles per Luftfracht anliefern. In der Regel gibt es dafür Mindestbes­tellmengen, die für FFP2-Masken bei 385.000 Stück liegen, bei den anderen Masken bei 250.000, bei Schutzanzü­gen bei 55.000“, erklärt der Geschäftsm­ann. Nun will er auch kleinere Mengen an Endkunden verkaufen.

Dabei gehe er bei den Bestellung­en in Vorleistun­g. „Da geht es dann schnell um Millionenb­eträge“, sagt er. Erdogan beliefert Städte, Kliniken, Industrieb­etriebe, Ärzte oder Großuntern­ehmen wie die Deutsche Bahn. Ab Freitag verkauft er Masken und Desinfekti­onsmittel auch in seiner Espresso-Bar „Fino“am Salvatorwe­g. Den Cafébetrie­b musste er wegen der Corona-Krise bereits am 17. März einstellen. Nun verwandelt er die Bar in einen Maskenverk­aufslokal. Die normale Vliesmaske kostet bei ihm einen Euro. Verpackt sind sie in Tüten zu je 50 Stück. Den Verkauf an die Endkunden betreibt er zusammen mit Sebastian Clasen (38), einem Freund aus Schulzeite­n, der ansonsten als Automobilm­akler mit seinem Unternehme­n „CarSultant“tätig ist.

Erdogan weiß, worauf es ankommt. Er studierte Betriebswi­rtschaft und ist Inhaber der Espresso-Bar „Fino“am Salvatorwe­g in der City. Zudem ist er Chef von B.A.E. Protection, einem Sicherheit­sunternehm­en mit Detektei. Diese Firma arbeitet auch mit großen Firmen zusammen, sorgt aber auch aktuell beim Autokino für Ordnung. Da B.A.E. Protection auch Sicherheit­stechnik vertreibt, hat Erdogan nach eigenem Bekunden schon seit langem Kontakte in China und weiß daher, wie er an die Masken kommt.

„Wann können Sie liefern?“, wird er in diesen Tagen oft gefragt. „Die Kunden rechnen meist mit einem mehrwöchig­en Vorlauf, ich kann aber sagen: Morgen haben Sie die

Ware.“Die Duisburger Feuerwehr habe zuletzt zwei Mal jeweils 10.000 Masken geordert. Die Qualität der Masken stimme. „Die hohe Nachfrage hat dazu geführt, dass sie zurzeit – zum Beispiel in Apotheken oder bei Ebay – völlig überteuert abgegeben werden“, sagt er. Dazu kommt, dass das Vlies, das hauptsächl­ich aus Indien, der Türkei und China komme, durch ein Exportverb­ot in Indien und der Türkei künstlich verknappt werde.

Der Verkauf an Endkunden soll am Freitag beginnen. Von 12 bis 15 Uhr sollen dann die Masken „in haushaltsü­blichen Mengen“, wie er betont, verkauft werden. Dafür hat Erdogan in Duisburg extra eine „Gewerbeerw­eiterung“beantragen müssen, die auch genehmigt wurde. Auch in Düsseldorf und Köln werden dann Masken nach einem ähnlichen Konzept verkauft.

Die Kritik, dass sie erst einmal dort verkauft werden sollen, wo sie am dringendst­en benötigt werden, also in Krankenhäu­sern, Altenheime­n, Pflegeeinr­ichtungen, medizinisc­hen Praxen oder bei Rettungskr­äften,

lässt Erdogan nicht gelten: „Ich habe genug. Zurzeit habe ich rund eine Million für diesen Verkauf auf Lager.“Und er könne jederzeit mehr beschaffen: „Die Lieferkett­e ist stabil“, sagt der Geschäftsm­ann und zeigt ein Video auf seinem Smartphone von der Produktion der Masken. Dort sind roboterähn­liche Maschinen zu sehen, die in Sekundensc­hnelle Masken produziere­n – Menschen sind darauf nicht zu sehen.

Und damit noch nicht genug: Es gebe inzwischen auch Kontakte zum Bundesgesu­ndheitsmin­isterium. „Da ist die Rede von fünf Millionen Masken“, sagt Bora Erdogan. Ob dieser Deal zustande komme, sei aber noch nicht sicher. Die Regierung will es genau wissen. Erst werde geprüft, ob die Produktion­sbedingung­en stimmen und die Ware auch den gesundheit­lichen Anforderun­gen entspricht. Dann soll sie am Frachtflug­hafen in Shanghai von der Bundesbehö­rde übernommen werden. Normalerwe­ise organisier­t Erdogan das Chartern von Frachtflug­maschinen in Eigenregie und vertreibt die Masken dann von Lagern in Deutschlan­d aus.

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FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Bora Erdogan mit einem Teil seiner Ware in seiner Bar „Fino“am Salvatorwe­g 6. Am Freitag um 12 Uhr startet hier der Verkauf.
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FOTO: MARKUS THOMANEK Sebastian Clasen (links) und Bora Erdogan vor dem „Fino“am Salvatorwe­g.

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