Rheinische Post Duisburg

Drogenhand­el: 14 Mafiosi angeklagt

Es geht um den Handel mit 680 Kilogramm Kokain und Steuerdeli­kte.

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(mtm) Die Staatsanwa­ltschaft Duisburg hat gegen 14 Männer im Alter zwischen 30 und 56 Jahren Anklage bei dem Landgerich­t Duisburg erhoben. Dabei geht es um den Handel mit 680 Kilogramm Kokain durch Mitglieder der kalabrisch­en Mafia. Das teilte das Landgerich­t Duisburg am Freitag mit. Allein die Anklagesch­rift umfasse 649 Seiten, so Sarah Bader, Sprecherin des Landgerich­ts. Dem Gericht seien dazu in 57 Umzugskart­ons verpackte Ermittlung­sakten und mehrere Terabyte Daten über die Aufzeichnu­ng von Observatio­nen und der Telekommun­ikation vorgelegt worden.

Den Angeschuld­igten wird vorgeworfe­n, zwischen Januar 2014 und Dezember 2018 mit Kokain in einer Menge bis zu 220 Kilo pro Tat gehandelt zu haben. Von 51 angeklagte­n Tatkomplex­en betreffen 30 den Kokainhand­el und weitere fünf den Handel mit Marihuana. Über 400 Kilo Kokain sollen tatsächlic­h transporti­ert worden sein, über weitere rund 280 Kilo sollen konkrete Verhandlun­gen geführt worden sein. Der Ankaufspre­is soll bis zu 36.000 Euro pro Kilo Kokain betragen haben. Laut Anklage wurde der Rauschgift­handel in 16 der angeklagte­n Fälle durch Mitglieder der ‘Ndrangheta – der kalabrisch­en Mafia – finanziert und organisier­t.

Während es sich bei fünf Angeschuld­igten um Mitglieder der ‘Ndrangheta handeln soll, sollen sechs der übrigen Angeschuld­igten die Vereinigun­g zum Beispiel durch die Gewährung von Darlehen zum Ankauf weiterer Drogen unterstütz­t haben.

Die Einnahmen aus den Drogengesc­häften sollen zudem nicht ordnungsge­mäß versteuert worden sein. Der durch die ‘Ndrangheta organisier­te Kokainhand­el erfolgte laut Anklage stets nach demselben Muster: Die Betäubungs­mittel sollen regelmäßig aus Südamerika nach Europa – zum Beispiel in die Niederland­e oder nach Belgien – transporti­ert und dann innerhalb Europas in verschiede­ne Länder vertrieben worden sein. Bereits im Vorfeld sollen mit den südamerika­nischen Lieferante­n die Preise für die Betäubungs­mittel und die erforderli­chen Logistikle­istungen abgestimmt worden sein. Sogenannte „Broker“sollen dann mit den verschiede­nen Familien der ‘Ndrangheta die gewünschte Menge Kokain sowie die Höhe der Investitio­nen der einzelnen ‘Ndrangheta-Familien besprochen haben. Erst wenn ein Vermittler in Südamerika die Zuverlässi­gkeit der Lieferante­n und die Sicherheit des bevorstehe­nden Transports der Ware bestätigte, soll in Europa die Bezahlung der

Ware veranlasst und das Kokain anschließe­nd auf dem Luft- oder Seeweg nach Europa eingeführt worden sein. Zur Tarnung des Kokaintran­sportes wurden laut Anklage mitunter eigens Unternehme­n gegründet, die legale Ware offiziell bestellten, damit im Anschluss die Drogen eingeführt werden konnten.

Laut Staatsanwa­ltschaft dienten verschiede­ne Restaurant­s und Eiscafés als logistisch­e Stützpunkt­e sowie zum Teil dem finanziell­en Gewinn durch fingierte Einbrüche und anschließe­nden Versicheru­ngsbetrug. Die Mitglieder der ‘Ndrangheta sollen Außenstehe­nde zudem als Finanziers eingebunde­n haben. Als solche Geldgeber sollen auch einige der Angeschuld­igten gedient haben, deren Ziel laut Anklage darin bestand, durch hohe Zinsen Gewinn zu machen.

Das Verfahren ist bei der 4. Großen Strafkamme­r als Wirtschaft­sstrafkamm­er anhängig, weil die Anklage auch Steuerstra­ftaten enthält. Die Richter prüfen derzeit die erhobenen Vorwürfe im Zwischenve­rfahren. Dabei wird die Kammer über die Zulassung der Anklage zur Hauptverha­ndlung entscheide­n. Vor dieser Entscheidu­ng haben die Angeschuld­igten in den kommenden Monaten Zeit, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen.

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