Wie Moers gegen giftige Raupen vorgeht
Jahr für Jahr kämpfen Kommunen gegen die Larven des Eichenprozessionsspinners – mit unterschiedlichsten Methoden.
MOERS Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea Linnaeus) ist ein eher unscheinbares Geschöpf. Trotzdem kann der graubraune Nachtfalter auch für den Menschen eine Gefahr darstellen. Zwar ist der Schmetterling an sich harmlos, doch seine Larven tragen Gifthaare, die auf der Haut und an den Schleimhäuten allergische Reaktionen hervorrufen können. Jedes Frühjahr geht die Stadt deshalb gegen die Verbreitung vor. Was Spaziergänger, Sportler und Hobby-Gärtner jetzt wissen müssen.
Herkunft „Der Eichenprozessionsspinner ist ein südeuropäischer Schmetterling, der wahrscheinlich aufgrund des Klimawandels und des Handels mit lebenden Eichen nach Deutschland gekommen ist“, erklärt Herbert Gubbels vom Moerser Naturschutzbund (Nabu). „Die Raupen leben gesellig und gehen in Gruppen von circa 30 Individuen im ,Gänsemarsch’ auf Nahrungssuche, daher der Name Prozessionsspinner.“
Gifthaare Ab einem gewissen Stadium ihrer Entwicklung bilden die Raupen giftige Brennhaare mit Widerhaken als Schutz vor Fressfeinden aus. Bei Berührung können diese allergische Reaktionen beim Menschen auslösen. Da sich die Gifthärchen in größeren Mengen in ihren Nestern und deren Umgebung ansammeln, ist ihr Auftreten ein Problem. Auch könnten die Härchen über Jahre hinweg gefährlich bleiben. Kommt es zum Kontakt können Hautirritationen, Augenreizungen, Fieber, Schwindel und beim Einatmen auch Atembeschwerden eine Folge sein, informiert der Nabu. Bei Symptomen sollte deshalb ein Arzt aufgesucht werden.
Lebensraum Die Raupen finden sich ausschließlich an Eichen. In Weben eingesponnene Büsche seien hingegen das Werk harmloser Gespinnstmotten, sagt Harry Schneider von der Enni.
Eichen Wie viele Eichen es in Moers genau gibt, ist bei der Enni nicht bekannt, wohl aber, dass aktuell 2800 Exemplare gegen den Eichenprozessionsspinner behandelt werden. Dies sind sowohl Eichen, die in den vergangenen Jahren bereits von der Raupe befallen wurden, als auch Eichen an besonders viel besuchten Orten wie Wegen oder Friedhöfen.
Boizide Beim Vorgehen gegen die nimmersatte Raupe kommen verschiedene Methoden zum Einsatz. Mit der Bekämpfung mittels Biozid habe man gute Erfahrungen gemacht, heißt es bei der Enni. Statt eines Biozids mit dem Wirkstoff Margosa-Extrakt soll in diesem Jahr das Biozid „Foray Es“mit dem Wirkstoff „Bacillus Thuringiensis“zum Einsatz kommen. Beide seien vom Bundesumweltministerium
zugelassen und für Menschen ungefährlich.
Nester Neben dem Einsatz eines Biozides werden im Kampf gegen die Raupe auch Nester abgesaugt. Dafür kommt ein industrieller Sauger zum Einsatz, der quasi als übergroßer Staubsauger fungiert. Mit dem Abflammen der Nester hingegen habe man keine gute Erfahrung
gemacht, da dabei auch die gefährlichen Haare aufgewirbelt werden, heißt es bei der Enni.
Natürliche Feinde Eine natürliche Bekämpfungsmethode wird aktuell auf dem Friedhof Lohmannsheide erprobt. Dort werden Nistkästen für Meisen angebracht – in der Erwartung, dass die Vögel die Raupen auf natürliche Weise dezimieren. „Schaden
Rückzug Trotz aller Maßnahmen: Völlig verschwinden werde der Prozessionsspinner wohl nicht, erklärt Enni-Sprecherin Katja Nießen. Denn die Raupe habe vor allem auf privatem Gelände Rückzugsmöglichkeiten und könne sich von dort aus im nächsten Jahr wieder ausbreiten. Privateigentümern rät Nießen deshalb, sich bei Befall an einen professionellen Schädlingsbekämpfer zu wenden.