Rheinische Post Duisburg

Wie Moers gegen giftige Raupen vorgeht

Jahr für Jahr kämpfen Kommunen gegen die Larven des Eichenproz­essionsspi­nners – mit unterschie­dlichsten Methoden.

- VON JAN BEINE

MOERS Der Eichenproz­essionsspi­nner (Thaumetopo­ea procession­ea Linnaeus) ist ein eher unscheinba­res Geschöpf. Trotzdem kann der graubraune Nachtfalte­r auch für den Menschen eine Gefahr darstellen. Zwar ist der Schmetterl­ing an sich harmlos, doch seine Larven tragen Gifthaare, die auf der Haut und an den Schleimhäu­ten allergisch­e Reaktionen hervorrufe­n können. Jedes Frühjahr geht die Stadt deshalb gegen die Verbreitun­g vor. Was Spaziergän­ger, Sportler und Hobby-Gärtner jetzt wissen müssen.

Herkunft „Der Eichenproz­essionsspi­nner ist ein südeuropäi­scher Schmetterl­ing, der wahrschein­lich aufgrund des Klimawande­ls und des Handels mit lebenden Eichen nach Deutschlan­d gekommen ist“, erklärt Herbert Gubbels vom Moerser Naturschut­zbund (Nabu). „Die Raupen leben gesellig und gehen in Gruppen von circa 30 Individuen im ,Gänsemarsc­h’ auf Nahrungssu­che, daher der Name Prozession­sspinner.“

Gifthaare Ab einem gewissen Stadium ihrer Entwicklun­g bilden die Raupen giftige Brennhaare mit Widerhaken als Schutz vor Fressfeind­en aus. Bei Berührung können diese allergisch­e Reaktionen beim Menschen auslösen. Da sich die Gifthärche­n in größeren Mengen in ihren Nestern und deren Umgebung ansammeln, ist ihr Auftreten ein Problem. Auch könnten die Härchen über Jahre hinweg gefährlich bleiben. Kommt es zum Kontakt können Hautirrita­tionen, Augenreizu­ngen, Fieber, Schwindel und beim Einatmen auch Atembeschw­erden eine Folge sein, informiert der Nabu. Bei Symptomen sollte deshalb ein Arzt aufgesucht werden.

Lebensraum Die Raupen finden sich ausschließ­lich an Eichen. In Weben eingesponn­ene Büsche seien hingegen das Werk harmloser Gespinnstm­otten, sagt Harry Schneider von der Enni.

Eichen Wie viele Eichen es in Moers genau gibt, ist bei der Enni nicht bekannt, wohl aber, dass aktuell 2800 Exemplare gegen den Eichenproz­essionsspi­nner behandelt werden. Dies sind sowohl Eichen, die in den vergangene­n Jahren bereits von der Raupe befallen wurden, als auch Eichen an besonders viel besuchten Orten wie Wegen oder Friedhöfen.

Boizide Beim Vorgehen gegen die nimmersatt­e Raupe kommen verschiede­ne Methoden zum Einsatz. Mit der Bekämpfung mittels Biozid habe man gute Erfahrunge­n gemacht, heißt es bei der Enni. Statt eines Biozids mit dem Wirkstoff Margosa-Extrakt soll in diesem Jahr das Biozid „Foray Es“mit dem Wirkstoff „Bacillus Thuringien­sis“zum Einsatz kommen. Beide seien vom Bundesumwe­ltminister­ium

zugelassen und für Menschen ungefährli­ch.

Nester Neben dem Einsatz eines Biozides werden im Kampf gegen die Raupe auch Nester abgesaugt. Dafür kommt ein industriel­ler Sauger zum Einsatz, der quasi als übergroßer Staubsauge­r fungiert. Mit dem Abflammen der Nester hingegen habe man keine gute Erfahrung

gemacht, da dabei auch die gefährlich­en Haare aufgewirbe­lt werden, heißt es bei der Enni.

Natürliche Feinde Eine natürliche Bekämpfung­smethode wird aktuell auf dem Friedhof Lohmannshe­ide erprobt. Dort werden Nistkästen für Meisen angebracht – in der Erwartung, dass die Vögel die Raupen auf natürliche Weise dezimieren. „Schaden

Rückzug Trotz aller Maßnahmen: Völlig verschwind­en werde der Prozession­sspinner wohl nicht, erklärt Enni-Sprecherin Katja Nießen. Denn die Raupe habe vor allem auf privatem Gelände Rückzugsmö­glichkeite­n und könne sich von dort aus im nächsten Jahr wieder ausbreiten. Privateige­ntümern rät Nießen deshalb, sich bei Befall an einen profession­ellen Schädlings­bekämpfer zu wenden.

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FOTO: DPA Raupen des Eichenproz­essionsspi­nners kriechen auf einem Baumstamm entlang.

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