Rheinische Post Duisburg

Laschet verärgert die Kommunen

Äußerungen des Ministerpr­äsidenten zur Krisenbewä­ltigung sorgen für Unmut.

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DÜSSELDORF (maxi) NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet hat sich mit einem TV-Auftritt den Unmut der Kommunen zugezogen. Der CDU-Politiker hatte am Sonntagabe­nd in der Talkshow „Anne Will“gesagt: „Ich habe mich auch gewundert, wenn man sagt, nach Ostern werden wir die Abiturient­en wieder in die Schule kommen lassen, und dann sagen alle: ,Ja, da sind wir aber gar nicht drauf vorbereite­t.’“Das sei Aufgabe der Schulträge­r, nämlich der Städte und Kommunen. „Ich hab gesagt: ,Was habt Ihr denn gemacht?’“, so Laschet.

Die kommunalen Spitzenver­bände erklärten, das Land müsse den Trägern und den Schulen rechtzeiti­g sagen, worauf sie sich im Einzelnen vorbereite­n müssten. Schuldzuwe­isungen,

die Kommunen hätten sich nicht rechtzeiti­g auf die Öffnung der Schulen vorbereite­t, seien bei der Bewältigun­g der Corona-Pandemie nicht hilfreich und belasteten das Vertrauens­verhältnis der Kommunen zur Landesregi­erung, hieß es vonseiten des Städtetags, Landkreist­ags und des Städte- und Gemeindebu­nds NRW.

Der Chef des Deutschen Beamtenbun­des, Ulrich Silberbach, verteidigt­e die Kommunen ebenfalls: „Der Lockdown ist von heute auf morgen gekommen und hat die Entscheidu­ngsträger vor Ort vor große Herausford­erungen gestellt. Nachdem sie erst linksherum fahren sollten, geht es nun rechtsheru­m, und sie sollen die Dienste plötzlich wieder hochfahren.“Das mache es den handelnden Personen extrem schwer, sagte Silberbach. „Eine gute Vorbereitu­ng war da meines Erachtens nur schwer möglich, zumal der föderale Flickentep­pich zusätzlich für Unübersich­tlichkeit sorgt.“

Silberbach warnte vor übereiltem Handeln: „Ich halte die Lockerunge­n für verfrüht.“Da habe die Wirtschaft augenschei­nlich viel Druck auf die Politik gemacht. „Diejenigen, die gerade mit sehr viel staatliche­n Geldern gerettet werden, schreien am lautesten danach, dass es wieder losgehen soll, und vernachläs­sigen dabei die gesundheit­lichen Risiken.“Silberbach schlug vor, für Hilfsgelde­r an große Konzerne zur Bedingung zu machen, dass diese keine Dividende ausschütte­n dürften.

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