Rheinische Post Duisburg

26-jähriger Covid-19-Patient in Essen gestorben

Der Mann hatte offenbar keine Vorerkrank­ungen. Zwar trifft die Krankheit mehr Ältere, bedroht sind in seltenen Fällen auch junge Menschen.

- VON PHILIPP JACOBS

ESSEN Die Stadt Essen hat in einer kurzen Mitteilung bekannt gegeben, dass am Sonntag eine weitere Person an Covid-19 gestorben ist. Der Mann war nur 26 Jahre alt. Er hatte nach bisherigen Erkenntnis­sen keine nennenswer­ten Vorerkrank­ungen und gehörte somit offenbar nicht zur Risikogrup­pe. Solche Fälle gibt es. Sie sind tragisch, doch glückliche­rweise auch selten.

Die meisten Covid-19-Fälle (67 Prozent) sind zwischen 15 und 59 Jahre alt. Insgesamt sind männliche und weibliche Personen mit 52 beziehungs­weise 48 Prozent annähernd gleich häufig betroffen, wie Daten des Robert-Koch-Instituts zeigen. 87 Prozent der Todesfälle sind 70 Jahre alt oder älter. Die Patienten sterben meist auf der Intensivst­ation. Also wenn die Lungenkran­kheit Covid-19 einen besonders schweren Verlauf genommen hat. Die Deutsche Interdiszi­plinäre Vereinigun­g für Intensiv- und Notfallmed­izin hat derzeit 32.067 Intensivbe­tten registrier­t, wovon 18.884 (59 Prozent) belegt sind. 2541 Covid-19-Patienten werden auf den

Intensivst­ationen behandelt. 1857 müssen beatmet werden (73 Prozent). Knapp jeder dritte (30 Prozent) Corona-Intensivpa­tient stirbt.

In welchen Fällen junge Menschen an Covid-19 sterben, ist bisher wissenscha­ftlich nicht eindeutig geklärt. Die Krankheit ist noch zu unbekannt, um schon jetzt fundierte Aussagen treffen zu können. Doch es gibt einige Vermutunge­n. Das Immunsyste­m eines jeden Menschen ist einzigarti­g. Keines ist gleich stark oder schwach. Die Immunantwo­rt auf einen neuen Erreger ist damit auch ein Glücksspie­l. Der Virologe

Alexander Kekulé aus Halle mutmaßt, dass die Gene dabei eine besondere Rolle spielen. Das Virus Sars-CoV-2 benötige bestimmte „Andockpunk­te“, um in eine Zelle zu gelangen. Diese seien bei jedem Menschen unterschie­dlich ausgeprägt. Es sei also möglich, dass genetische Faktoren einen Einfluss haben. Entscheide­nd könnte auch die Virusdosis sein, die jemand abbekommt. Tatsächlic­h ist es so, dass eine geringe Dosis eine geringere Wahrschein­lichkeit sich zu infizieren bedeutet. Ein junger Patient, der an den Folgen der Infektion stirbt, könnte also eine besonders große Virus-Menge aufgenomme­n haben.

Der Berliner Virologe Christian Drosten meint, das Virus könnte bei den jungen Patienten mit schweren Verläufen durch den intensiver­en Sozialkont­akt direkt in die Lunge gelangt sein. Es wäre also zunächst nicht im Rachenraum geblieben und tiefer in die Atemwege gewandert, sondern gleich an die Stelle gekommen, wo es verheerend wüten kann.

Covid-19 betrifft in den allermeist­en Fällen ältere Menschen mit Vorerkrank­ungen, aber eine Rentner-Krankheit ist es nicht.

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