Rheinische Post Duisburg

Gottesdien­ste sollen bundesweit bald wieder möglich werden

Die Kontaktbes­chränkunge­n werden vermutlich über den 3. Mai andauern. Aber die Länder können unterschie­dliche Entscheidu­ngen treffen.

- VON KRISTINA DUNZ UND EVA QUADBECK

BERLIN In Deutschlan­d wird die Strenge der Kanzlerin bei den Kontaktbes­chränkunge­n in Corona-Zeiten auch von eigenen Parteikoll­egen zunehmend hinterfrag­t – in den USA sehnen sie sich in der Krise nach der naturwisse­nschaftlic­hen Nüchternhe­it einer Angela Merkel. „New York Times“, „Washington Post“und Fernsehsen­der haben zuletzt das Krisenmana­gement der Physikerin derart gelobt, dass schon von einer „Merkelmani­a“in den Vereinigte­n

Staaten die Rede ist. Nun stimmt auch Microsoft-Gründer und Multimilli­ardär Bill Gates ein und zollt der deutschen Regierungs­chefin Anerkennun­g dafür, dass sie „eine Führungsfi­gur und eine klare Stimme“zu sein versuche. Gates gilt als einer der Vorkämpfer gegen globale Infektions­krankheite­n.

US-Präsident Donald Trump hatte jüngst für einen Aufschrei gesorgt, als er öffentlich die Frage aufwarf, ob den Menschen nicht Desinfekti­onsmittel zur Bekämpfung des Coronaviru­s gespritzt werden könnte. Die Katastroph­enschutzbe­hörde des

US-Staats Maryland sah sich zu der Mahnung gezwungen, unter keinen Umständen solche Mittel zu injizieren oder zu verabreich­en.

Entscheidu­ngen über Lockerunge­n kann Merkel allerdings in einem föderalen Staat auch nicht klar anweisen. Dafür sind die Bundesländ­er zuständig. Aber sie kann kräftig auf die Bremse treten. Das dürfte sie an diesem Donnerstag auch machen, wenn sie sich wieder mit den Ministerpr­äsidenten zusammensc­haltet. Regierungs­sprecher Steffen Seibert sagte am Montag zwar: „An diesem 30. April wird es wichtige vorbereite­nde Beratungen und sehr begrenzte Beschlüsse geben.“Aber eine wesentlich­e Entscheidu­ng dürfte fallen: Dass die Mitte April bis zum 3. Mai verlängert­en Kontaktbes­chränkunge­n nicht erheblich gelockert werden, auch wenn einzelne Länder schon vorangehen mit der Öffnung von Geschäften und Schulen. Denn: Merkel will erst am 6. Mai über weitere Erleichter­ungen sprechen. Erst dann sei eine seriöse Bewertung möglich, wie sich die ersten Lockerunge­n auf die Infektions­rate ausgewirkt haben. Seibert betonte: „Dieser 30. April kommt zu früh.“Zu den „sehr begrenzten Beschlüsse­n“dürfte die bundesweit­e Wiederaufn­ahme von Gottesdien­sten zählen. Darüber beriet Merkel im „Corona-Kabinett“am Montag mit den Ressorts für Finanzen, Innen und Außen, Gesundheit und Verteidigu­ng. „Wir sind einen großen Schritt weitergeko­mmen“, sagte ein Sprecher von Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU). Die Regierung habe sich ein Maßnahmenp­aket zu Abstandsun­d Hygienereg­eln zu eigen gemacht, das mit den Vertretern der Religionsg­emeinschaf­ten geschnürt worden sei. Dabei geht es auch um eine Begrenzung der Teilnehmer­zahl und Regelungen zum Einlass in die Kirchen. Sieben Länder haben aber bereits eigene Regelungen festgelegt. „Letztlich entscheide­t das jedes Bundesland für sich“, sagte Seehofers Sprecher. „Das ist zu akzeptiere­n.“Und auch Merkels Kanzleramt­schef Helge Braun (CDU) ließ wissen, dass bei der Überprüfun­g der Maßnahmen die regional unterschie­dliche Ausbreitun­g der Epidemie berücksich­tigt werden müsse. Man könnte auch sagen: Bundeskanz­lerin Merkel bremst, ohne anzuhalten.

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