Rheinische Post Duisburg

SPD will Bund bei Großlagen stärken

Internes Konzept sieht Reform des Katastroph­enschutzes in Deutschlan­d vor.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF SPD-Landeschef Sebastian Hartmann will als Reaktion auf die Corona-Krise die Kompetenze­n des Bundes beim Bevölkerun­gsschutz ausbauen. „Die Katastroph­enschutzpl­anung der Länder ist teilweise veraltet und unvollstän­dig“, heißt es in einem 14-seitigen internen Konzept, das unserer Redaktion vorliegt und als Diskussion­sgrundlage im Bund dienen soll.

Hartmann fordert eine Grundgeset­zänderung: „Wir müssen wegkommen vom föderalen Kooperatio­nsverbot hin zu einem Kooperatio­nsgebot“, so der Landesvors­itzende, zugleich SPD-Obmann im Innenaussc­huss des Bundestage­s, der für den Bevölkerun­gsschutz zuständig ist. Es müsse aber weiterhin starke föderale Strukturen im Bevölkerun­gsschutz geben.

In Deutschlan­d sind in Friedensze­iten die Länder für den Schutz vor großen Unglücken und Katastroph­en zuständig (Katastroph­enschutz). Der Bund hingegen hat die Aufgabe, die Bevölkerun­g vor kriegsbedi­ngten Gefahren zu schützen (Zivilschut­z). Wechselsei­tig ist es aber möglich auf die Ressourcen des jeweils anderen zuzugreife­n (integriert­es Hilfeleist­ungssystem).

Diese Unterschei­dung sei überholt, weil dem Bund damit in Friedensze­iten bei einer Katastroph­e wie Cyberattac­ken oder Terrorismu­s keine direkten Aufgaben zukämen. Diese Aufteilung zwischen Bund und Ländern führe überdies zu Parallelst­rukturen und sei zu schwerfäll­ig, heißt es in dem Papier weiter. So habe die Bundeswehr im Rahmen der Corona-Krise fast die Hälfte der 400 gestellten Hilfsanfra­gen ablehnen müssen.

Hartmann schlägt daher unter anderem vor, das Bundesamt für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe (BBK) entscheide­nd zu stärken und die seinerzeit von Bundesinne­nminister Otto Schily (SPD) angestoßen­e Debatte einer Verfassung­sänderung neu zu führen. Der Innenpolit­iker Schily hatte in der damaligen rot-grünen Koalition „Katastroph­enschutz aus einem Guss“gefordert, war aber unter anderem am Widerstand der Länder gescheiter­t. Ein bundesweit einheitlic­hes Vorgehen würde Hartmanns Konzept zufolge beim Umgang mit Kita- und Schulöffnu­ngen sowie Großverans­taltungen ein effektiver­es Vorgehen ermögliche­n. Das Vorpresche­n einzelner Länder könne leicht zu sinkender Akzeptanz der Bevölkerun­g führen. Auch müsse es eine zentrale Beschaffun­g und Bevorratun­g etwa für Schutzmate­rialien geben.

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