Rheinische Post Duisburg

Was ist eigentlich Hintergrun­d-Immunität?

-

DÜSSELDORF Unsere Redaktion beantworte­t die häufigsten Leserfrage­n zur Corona-Pandemie. Heute: „Man hört in diesen Tagen ein neues Fremdwort: Hintergrun­d-Immunität. Was genau meint der Berliner Virologe Christian Drosten damit?“

Die Corona-Krise hat das Internet, die Zeitung, das Fernsehen und das Homeoffice, in dem viele von uns arbeiten, nebenbei zum Erziehungs­camp gemacht. Lauter neue Wörter, die wir lernen: Reprodukti­onszahl.

Mortalität. Infektiosi­tät. Verdopplun­gszeit. Nun kommt ein neues hinzu: Hintergrun­d-Immunität. Das klingt komplizier­t, es ist aber einfach und vor allem logisch, was Deutschlan­ds berühmtest­er Virologe Christian Drosten damit meint.

Drostens Wortschöpf­ung beruht auf der Tatsache, dass es neben dem Coronaviru­s auch viele andere Erkältungs­viren gibt, die uns plagen: Rhinoviren, Influenza-Viren, vor allem auch andere Coronavire­n, die deutlich harmloser sind als SarsCoV-2.

Alle Coronavire­n aber besitzen eine ähnliche genetische Grundstruk­tur. Ist man mit einem Coronaviru­s infiziert gewesen, hat die körpereige­ne Immunreakt­ion automatisc­h sogenannte T-Helferzell­en produziert, die sich an die Oberfläche des Virus heften und dort ihre Abwehraufg­aben verrichten. In einer Studie hat Drostens Team nun Blutproben aus der Zeit vor SarsCoV-2

genommen. Und siehe da: Die reaktiven T-Zellen, die von anderen Coronavire­n aktiviert worden waren, richteten sich jetzt auch gegen Teile des neuen Coronaviru­s. Sie können also dafür sorgen, dass eine Infektion mit dem neuartigen Virus milder ausfällt.

Es ist also ein zeitlich überdauern­der, im Hintergrun­d konstanter Schutz des Immunsyste­ms, der in einer Virusfamil­ie gilt. Wie effektiv dieser Schutz genau ist und wie lange er anhält, ist bislang unbekannt.

Antwort von Wolfram Goertz, Medizinund Kulturreda­kteur

Newspapers in German

Newspapers from Germany