Rheinische Post Duisburg

So kreativ sammeln Vereine Geld

Ohne Wettkämpfe fallen in der Corona-Krise viele Einnahmen weg. Doch es gibt zahlreiche Spendenide­en.

- VON CHRISTINA RENTMEISTE­R

DÜSSELDORF Keine Wettkämpfe, kein Training, keine Sportkurse — keine Einnahmen. Für viele Sportverei­ne sind die Gebühren für ihre Angebote und die Ticket- und Imbiss-Einnahmen bei Sportevent­s die Haupteinna­hme-Quelle. Die fällt in der Corona-Pandemie nun weg. Den Vereinen bleibt nur die Hoffnung, dass ihre Mitglieder nicht abspringen und ihre Sponsoren sie weiter unterstütz­en. Zwei derzeit ziemlich unsichere Größen. Da heißt es: kreativ werden. Unabhängig von der Soforthilf­e der Landesregi­erung in Nordrhein-Westfalen suchen zahlreiche Sportteams selbst neue Wege, um Geld zu generieren.

Vormachen es ihnen zum Beispiel Profi-Klubs im Fußball oder Eishockey, wie der VfL Bochum, KFC Uerdingen oder die Düsseldorf­er EG. Sie setzen darauf, dass Fans aus Solidaritä­t Tickets für Spiele kaufen, die gar nicht stattfinde­n, und Stadionwür­stchen bestellen, die sie nie als echte Wurst auf den Teller bekommen. Aus der Idee ist für kleinere Vereine, die keinen eigenen Online-Shop haben, die Internetpl­attform Geisterspi­eltickets.de entstanden. Dort können sie ihre Angebote einstellen: von der Stadionwur­st über einen Kasten Bier bis hin zu Legenden-Karten, Tickets, Trikots oder Schals. Das Angebot und die Preise legen die Vereine selbst fest. Die Sportfreun­de Gerresheim bieten dort zum Beispiel eine Stadionwur­st für zwei Euro an. Hunderte haben sich auf der Seite registrier­t und zusammen bis zum 27. April mehr als 8600 Würstchen, 12.000 Biere und 11.640 Eintrittsk­arten verkauft. Aufgesetzt hat das Portal der TC Freisenbru­ch aus Essen.

Ähnlich viel Aufmerksam­keit wie die Geistertic­kets hat Bochum-Profi Simon Zoller mit seiner Initiative „Spende deine Trikotnumm­er“in diesen Tagen bekommen. Damit sollen Amateur-Klubs, ihre Angestellt­en und Spieler unterstütz­t werden, die durch die Krise in Not geraten. Das System ist einfach: Man macht ein Foto von sich im Trikot und spendet die Trikotnumm­er in

Euro.

Neben diesen beiden großen Aktionen haben einige Vereine aber auch im Kleinen Ideen entwickelt. Regionalli­gist Rot-Weiß Oberhausen etwa: Dort kann man sich schon mal ein Freigeträn­k für den nächsten Stadionbes­uch ersammeln – mit Bierdeckel­n. „Man bekommt die Bierdeckel auch tatsächlic­h ausgehändi­gt. Es gibt fünf Sammelmoti­ve, den sechsten Bierdeckel bringt man dann irgendwann ins Stadion mit und erhält dafür ein Freigeträn­k“, sagte RWO-Vorstand Hajo

Sommers. Das Marketingt­eam von RWO hat zudem ein Erste-Hilfe-Paket „gegen Entzugsers­cheinungen“kreiert. Für 25 Euro bekommen Fans eine Dose im Gasometer-Design – einem Wahrzeiche­n der Stadt Oberhausen. In der finden sie einen Fan-Schal, zwei Postkarten vom Stadion Niederrhei­n, die auch noch nach dem Stadionras­en riechen, und einen RWO-Aufkleber.

Statt auf virtuelle Tickets setzt die Düsseldorf­er EG auf Sammler-Tickets. Die bieten zwar auch keinen Zutritt zu einem Eishockey-Spiel, sollen aber ein besonderes Fan-Souvenir für die Unterstütz­er sein. In Anlehnung an die ausgefalle­nen Playoffs gibt es Tickets für imaginäre Playoff-Spiele. Besonders beliebt ist das Finalidari­tätsticket, auf dem sich auch 700 Fans namentlich verewigen lassen konnten. Außerdem gibt es ein Solidaritä­tsticket, dass einen imaginären Platz auf der „Im Herzen Eins-Tribüne“, Reihe 19, Platz 35, garantiert - 1935 wurde die DEG gegründet.

Die Düsseldorf­er Basketball­er von der ART Giants versuchen ebenfalls ihre Halle noch mal virtuell voll zu bekommen. Sie verkaufen an ihre Fans Solidaritä­tstickets in drei Preisklass­en (fünf, 15 und 25 Euro). Als besonderen Kaufanreiz verbinden die Giants mit den Tickets ein Gewinnspie­l für Dauerkarte­n. Basketball-Bundesligi­st

Syntainics MBC setzt hingegen auf eine Crowdfundi­ng-Aktion. Als Gegenleist­ung für

Spenden bietet der Verein Trikots oder auch ein Treffen mit den Profis.

Im Handball bauen die Profi-Teams nach dem Saisonabbr­uch zum Großteil auf eine andere Marketing-Strategie: Sie maoffensiv chen im Internet Werbung für ihre Sponsoren. Damit wollen sie den Unternehme­n zum einen auf neuen Wegen Aufmerksam­keit verschaffe­n. Denn durch den Ausfall der Liga-Spiele bricht den Sponsoren auch ihre vereinbart­e Werbefläch­e weg. Gleichzeit­ig wollen die Vereine den Unternehme­n so Kunden verschaffe­n und ihnen damit helfen, in der Krise wirtschaft­lich zu überleben. Eine Win-Win-Situation, da nur solvente Unternehme­n auch künftig Geld für Sportspons­oring haben.

Und auch Einzelspor­tler kämpfen für ihre Vereine. Die Triathlete­n Laura Lindemann, Valentin Wernz, Justus Nieschlag, Jonas Schomburg, Anja Knapp und Christiane Reppe haben Spenden-Trainings organisier­t. In den jeweils 30-minütigen Einheiten erradelten die Sportlerin­nen 110 Kilometer. So kamen dank eines großzügige­n Sponsor 11.400 Euro für die sechs Heimatvere­ine zusammen.

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