Schausteller wollen ihre Waren in der City verkaufen
Um Existenzen zu sichern, sollen gebrannte Mandeln, Bratwürste und Fruchtspieße in Fußgängerzonen verkauft werden.
HOMBERG Die Schausteller stehen vor dem Ruin. Volksfeste sind auf nicht absehbare Zeit abgesagt. Das betrifft große Veranstaltungen wie das Oktoberfest, aber auch die kleine Familienkirmes vor Ort. Während Wochenmärkte im Segment der Nahrungsmittel uneingeschränkt stattfinden und Speisen im öffentlichen Raum verkauft werden dürften, drohe der Branche ein kompletter Verdienstausfall, kritisiert Mike Bengel, Vorsitzender der Schaustellerbetriebe Groß-Duisburg. Da sind eiserne Nerven gefragt, aber auch Kreativität. Um seinem Berufsstand das Überleben zu erleichtern, beantragt der Verein für den Zeitraum der Corona-Krise nun
Stellflächen für Speise- und Getränkestände im Stadtgebiet. Acht ausgewählte Stände auf dem Bauernmarkt platzieren zu dürfen, wie es die Stadt in Aussicht gestellt habe, löse das Problem nicht. 50, 60 Familien seien in Duisburg in Existenznöten, „und so käme jeder nur alle paar Monate dran. Wir brauchen eine feste Präsenz in den Fußgängerzonen, unabhängig von den Wochenmärkten.“Auch die Schausteller verkauften frische Produkte, die sie sonst wegwerfen müssten.
Rund 5000 Familien, 50 000 Menschen, arbeiten bundesweit in der Schaustellerbranche, rund 100 Familien mit 2000 bis 3000 Mitarbeitern sind es in Duisburg und am Niederrhein. Bengel: „Für unseren Berufsstand gibt es keinen Rettungsschirm,
und die Soforthilfen überbrücken nur einen kurzen Zeitraum.“Nach der Absage des Münchener Oktoberfestes ließe sich allenfalls erahnen, wie lange Veranstaltungen im öffentlichen Raum noch untersagt blieben. In Duisburg sind Stadt- und Stadtteilfeste aktuell bis Ende August gestrichen.
Bengel berichtet von großen Sorgen. „Wir wollen aber nicht jammern, sondern arbeiten. Aber wir brauchen eine vernünftige Lösung.“Entsprechend fordere man die gleichen Rechte wie andere, die Nahrungsmittel verkaufen dürften. Der Homberger drängt auf ein zügiges Genehmigungsverfahren. Auch die Bundesregierung entscheide dieser Tage im Rekordtempo. „Das muss alles entkompliziert werden.“Er sei guter Dinge, „dass die Stadt unsere Vorschläge wohlwollend prüft.“
Man habe ein Konzept vorgelegt, das die Existenz möglichst vieler Unternehmer sichern soll, gleichzeitig aber die Sicherheit der Mitarbeiter und Kunden garantiere. Poffertjes, Mandeln, Lángos, Zuckerwatte, Paradiesäpfel, Cocktails und Co. würden nur zum Mitnehmen verkauft – „mit Zugangskontrollen und anderen Maßnahmen kann man mindestens die gleiche Sicherheit wie auf Märkten gewährleisten.“
Die Schausteller bräuchten dringend ein festes Tagesgeschäft mit regelmäßigen Einnahmen, seien sie noch so gering. Dazu müssten Stände nicht nur in der Innenstadt, sondern in jeder Fußgängerzone platziert werden und täglich öffnen dürfen. Beispiel Innenstadt. Hier könnten die Schausteller etwa zwischen Landgericht und City Palais stehen, auch Stände am Kuhtor wären denkbar. „So kämen wir uns an Markttagen alle nicht in die Quere.“
Bengel gibt zu Bedenken, dass das Oktoberfest bis zu zehn Millionen Besucher aus aller Welt hat. Die Situation auf der Kirmes vor Ort sei eine völlig andere, „bei uns drängeln die Leute nicht. Das ließe sich doch regeln.“Er hofft aktuell auf eine Besserung ab August - die Moerser Kirmes startet Anfang September. Die Absagen beträfen im Übrigen nicht nur die Schausteller, sondern auch die Gastronomen und alle übrigen Zulieferer: „Wir sprechen über zwei bis drei Milliarden Umsatz in ganz Deutschland.“