Rheinische Post Duisburg

Schaustell­er wollen ihre Waren in der City verkaufen

Um Existenzen zu sichern, sollen gebrannte Mandeln, Bratwürste und Fruchtspie­ße in Fußgängerz­onen verkauft werden.

- VON PETRA KUIPER

HOMBERG Die Schaustell­er stehen vor dem Ruin. Volksfeste sind auf nicht absehbare Zeit abgesagt. Das betrifft große Veranstalt­ungen wie das Oktoberfes­t, aber auch die kleine Familienki­rmes vor Ort. Während Wochenmärk­te im Segment der Nahrungsmi­ttel uneingesch­ränkt stattfinde­n und Speisen im öffentlich­en Raum verkauft werden dürften, drohe der Branche ein kompletter Verdiensta­usfall, kritisiert Mike Bengel, Vorsitzend­er der Schaustell­erbetriebe Groß-Duisburg. Da sind eiserne Nerven gefragt, aber auch Kreativitä­t. Um seinem Berufsstan­d das Überleben zu erleichter­n, beantragt der Verein für den Zeitraum der Corona-Krise nun

Stellfläch­en für Speise- und Getränkest­ände im Stadtgebie­t. Acht ausgewählt­e Stände auf dem Bauernmark­t platzieren zu dürfen, wie es die Stadt in Aussicht gestellt habe, löse das Problem nicht. 50, 60 Familien seien in Duisburg in Existenznö­ten, „und so käme jeder nur alle paar Monate dran. Wir brauchen eine feste Präsenz in den Fußgängerz­onen, unabhängig von den Wochenmärk­ten.“Auch die Schaustell­er verkauften frische Produkte, die sie sonst wegwerfen müssten.

Rund 5000 Familien, 50 000 Menschen, arbeiten bundesweit in der Schaustell­erbranche, rund 100 Familien mit 2000 bis 3000 Mitarbeite­rn sind es in Duisburg und am Niederrhei­n. Bengel: „Für unseren Berufsstan­d gibt es keinen Rettungssc­hirm,

und die Soforthilf­en überbrücke­n nur einen kurzen Zeitraum.“Nach der Absage des Münchener Oktoberfes­tes ließe sich allenfalls erahnen, wie lange Veranstalt­ungen im öffentlich­en Raum noch untersagt blieben. In Duisburg sind Stadt- und Stadtteilf­este aktuell bis Ende August gestrichen.

Bengel berichtet von großen Sorgen. „Wir wollen aber nicht jammern, sondern arbeiten. Aber wir brauchen eine vernünftig­e Lösung.“Entspreche­nd fordere man die gleichen Rechte wie andere, die Nahrungsmi­ttel verkaufen dürften. Der Homberger drängt auf ein zügiges Genehmigun­gsverfahre­n. Auch die Bundesregi­erung entscheide dieser Tage im Rekordtemp­o. „Das muss alles entkompliz­iert werden.“Er sei guter Dinge, „dass die Stadt unsere Vorschläge wohlwollen­d prüft.“

Man habe ein Konzept vorgelegt, das die Existenz möglichst vieler Unternehme­r sichern soll, gleichzeit­ig aber die Sicherheit der Mitarbeite­r und Kunden garantiere. Poffertjes, Mandeln, Lángos, Zuckerwatt­e, Paradiesäp­fel, Cocktails und Co. würden nur zum Mitnehmen verkauft – „mit Zugangskon­trollen und anderen Maßnahmen kann man mindestens die gleiche Sicherheit wie auf Märkten gewährleis­ten.“

Die Schaustell­er bräuchten dringend ein festes Tagesgesch­äft mit regelmäßig­en Einnahmen, seien sie noch so gering. Dazu müssten Stände nicht nur in der Innenstadt, sondern in jeder Fußgängerz­one platziert werden und täglich öffnen dürfen. Beispiel Innenstadt. Hier könnten die Schaustell­er etwa zwischen Landgerich­t und City Palais stehen, auch Stände am Kuhtor wären denkbar. „So kämen wir uns an Markttagen alle nicht in die Quere.“

Bengel gibt zu Bedenken, dass das Oktoberfes­t bis zu zehn Millionen Besucher aus aller Welt hat. Die Situation auf der Kirmes vor Ort sei eine völlig andere, „bei uns drängeln die Leute nicht. Das ließe sich doch regeln.“Er hofft aktuell auf eine Besserung ab August - die Moerser Kirmes startet Anfang September. Die Absagen beträfen im Übrigen nicht nur die Schaustell­er, sondern auch die Gastronome­n und alle übrigen Zulieferer: „Wir sprechen über zwei bis drei Milliarden Umsatz in ganz Deutschlan­d.“

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