Grüne wollen Öko-Neubaugebiet ohne Autos
RHEURDT (got) In den frühen Nullerjahren begann im Süden von Freiburg im Breisgau eine ökologische Wende ganz besonderer Art. Auf dem Gelände einer einstigen Militärkaserne wurden Niedrigenergieund Passivenergiehäuser gebaut, die zum Teil mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen. Sie bestehen aus ökologischen Baustoffen, die sich später wieder recyceln lassen. Und sie sind in eine Grünanlage eingebunden. Dazu parken auf den Straßen keine Autos, weil sie am Rand der Wohnbebauung auf Stellflächen stehen. So entwickelte sich Vauban, wie der neue Freiburger Stadtteil heißt, zu einem Vorzeigeviertel, das durch die kinder- und seniorengerechte Planung als kinderreichstes in der Bundesrepublik gilt. Diese Freiburger Luft soll zukünftig auch in Rheurdt wehen.
Die Grünen haben einen Antrag gestellt, das geplante Neubaugebiet das zwischen der Bahn- der Rathaus- und der Kirchstraße liegt, als Ökosiedlung zu planen. Im Antrag
beziehen sie sich bewusst auf das Freiburger Vorzeigeviertel, das sie namentlich nennen. „Eine Planung lässt sich natürlich nicht übertragen, zumal Vauban mehrere 100 Häuser mit 6000 Einwohnern hat und in Rheurdt nur rund 30 Gebäude entstehen“, sagt Frank Hoffmann als Vorsitzender der Grünen-Fraktion. „Aber Ideen von dort lassen sich auch hier umsetzen.“
So sollen im Rheurdter Neubaugebiet für die Gebäude „umweltfreundliche,
bauökologische Materialien“verwendet werden, wie es im Antrag heißt, zum Beispiel Tonhochlochziegel, Porotonsteine oder luftgetrocknete Tonziegel. Es sollen Holzfenster eingebaut werden. Mit Solarthermie, Photovoltaik und Erdwärme sollen die Gebäude mit Energie versorgt werden. Der Niederschlagwasser soll gesammelt werden, um damit Freiflächen zu bewässern. Flachdächer sollen begrünt werden. Außerdem soll das Neubaugebiet behindertengerecht sein, zum Beispiel behindertenund seniorengerechte Wohnungen haben.
„Es frei von parkenden Autos zu machen, ist eine Option“, sagt Frank Hoffmann. „Das autofreie Wohnen wäre ein I-Tüpfelchen.“Dann würden die Straßen verkehrsberuhigt sein und wieder den Menschen gehören. Kinder könnten dort spielen. Eine wassergebundene Straßendecke wäre möglich, die ökologisch sinnvoller ist als eine asphaltierte oder gepflasterte Fläche.“
Da der Ausschuss für Gemeinde und Ökologie, der am 26. März hatte tagen sollen, in der Coronazeit ausfiel, geht der Antrag jetzt direkt in den Rat, der sich das nächste Mal am 25. Mai trifft. „Wenn die anderen Fraktionen zustimmen, würde der ökologische Aspekt in die Planung einfließen“, erläutert Frank Hoffmann. „Die Vorarbeiten zur Planung haben begonnen. Der Flächennutzungsplan muss geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt werden.“