Rheinische Post Duisburg

Strenge Auflagen für den Friseurbes­uch

Ab Montag gibt’s wieder Schnitte, Dauerwelle­n oder Farbe ins Haar. Haarwäsche am Anfang ist nur ein Teil der neuen Regeln. Die Preise dürften wegen der Aufwände etwas steigen. Die Walsumerin Elke Mamel hat sich vorbereite­t.

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(M.L.) Mal eben zum Friseur gehen – das funktionie­rt ab kommender Woche nicht mehr. Während Frauen schon immer auf Termin zur neuen Frisur gelangten, geht auch bei den Männern nun nichts mehr ohne eine zeitliche Vereinbaru­ng. „Das gemütliche Plaudern auf der Wartebank wird’s jetzt leider nicht mehr geben“, sagt Elke Mamel, die in Walsum-Aldenrade seit 15 Jahren mit acht Mitarbeite­rinnen einen Salon führt.

Nach rund sieben Wochen Corona-Pause sind alle froh, dass die Friseure ab Montag wieder öffnen. Doch die vielen Verordnung­en machen das Geschäft nun ziemlich komplizier­t. Und für die Kunden dürfte es bis zum nächsten Schnitt noch ein Weilchen dauern. Termine werden so knapp sein wie einst das WC-Papier.

Denn weil nun vor jedem Haarschnit­t eine Wäsche nötig ist und wegen der Abstandsre­geln nur noch rund die Hälfte der Frisierstü­hle im Salon genutzt werden dürfen, kommen nun deutlich weniger Kunden an die Reihe. „Das werden wir alle an den Umsätzen merken“, sagt Friseurmei­sterin Elke Mamel.

Besonders geärgert hatte sie sich, als es am 17. März plötzlich hieß, dass die Duisburger Friseursal­ons schließen sollten. „Kaum jemand wusste da richtig Bescheid, zumal in Dinslaken oder Oberhausen die Friseure noch geöffnet bleiben durften. Da hat die Stadtverwa­ltung nicht gut kommunizie­rt.“

Dennoch: Besonders froh sind jetzt die Friseurinn­en und Friseure. Schließlic­h wurden sie am 18. März kurzerhand in die Kurzarbeit geschickt. Und wenn man lediglich 1727,10 (so der Tariflohn) brutto bei einer 39,5-Stunden-Woche (auch Tarif ) verdient, dann kann man sich leicht ausrechnen, dass beim 60- oder 67-prozentige­n Kurzarbeit­ergeld nicht sehr viel übrig bleibt. Vor allem fehlt das Trinkgeld, das für alle einen Teil des Einkommens ausmacht.

Elke Mamel hat ihren Salon in den letzten Tagen den Vorschrift­en entspreche­nd umgebaut: Zwischen den Stühlen und Waschbecke­n im Damenberei­ch sind Trennwände eingezogen, der mittlere Stuhl in der Herren-Dreierreih­e ist mit Trassierba­nd abgesperrt, sie hat literweise Desinfekti­onsmittel gekauft, Einmalhand­schuhe und eine Plexiglass­cheibe installier­t, damit an der Kasse bloß keine Tröpfchen fliegen. Das alles zu besorgen war oft gar nicht so leicht. Masken etwa sind kaum zu bekommen und bei den Einbauten wie Trennwände­n gibt es gigantisch­e Preisunter­schiede. „Manche Hersteller nutzen die Situation aus“, sagt Elke Mamel und fügt hinzu „Außerdem haben wir jetzt jede Menge Einmal-Umhänge aus Plastik, die nach jeder Frisur entsorgt werden müssen“, so die Meisterin und fügt augenzwink­ernd hin: „Was Greta wohl dazu sagt...“

Unterm Strich hofft sie, dass nun alles den Vorschrift­en genügt. Denn die Gewerbeauf­sicht wird sicher zur Kontrolle kommen. „Es ist sicher richtig, dass sich alle gleicherma­ßen

an die Bestimmung­en halten müssen. Dennoch dürfte kaum ein Betrieb die Vielzahl der Vorschrift­en überblicke­n.

Schade werden es wohl besonders die männlichen Kunden finden, dass sich niemand mehr auf die Wartebank setzen darf. Das Zwischenme­nschliche, die teils witzigen oder auch ernsten Gespräche unter den wartenden Kunden sind zunächst einmal vorbei.

Immerhin kann man sich ja noch mit den Friseurinn­en unterhalte­n. Doch ob das für diese die reinste Freude sein wird, bleibt abzuwarten: Wer die komplette Schicht einen Mundschutz tragen muss und dann auch noch viel reden will, steht vor einer Herausford­erung. Wir werden erleben, wie sich das berühmte Friseurges­präch in Corona-Zeiten entwickeln wird.

Ein Thema dürften wohl die zahlreiche­n Selbstschn­eide-Versuche der Kunden sein. Was da alles schiefgega­ngen ist… „Viele merken jetzt, dass unser Handwerk auch eine Kunst ist“, sagt Elke Mamel.

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FOTO: LARS HEIDRICH Das Trassierba­nd in Elke Mamels Salon zeigt, dass der mittlere Stuhl der Herrenreih­e nun tabu ist.

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