Rheinische Post Duisburg

Ein zuckersüße­s Erdbeer-Jahrzehnt

Seit mittlerwei­le zehn Jahren gibt es Erdbeeren auf dem Beumershof in Mündelheim. Die Idee hatte Landwirt Heinrich Beumer. Der erste Verkaufsst­and war ein einfacher Tapezierti­sch.

- VON VOLKER POLEY

MÜNDELHEIM Erdbeerfre­unde können die Zeit kaum noch abwarten, bis sie die süßen Früchtchen vom Mündelheim­er Beumershof wieder verzehren können. Viele müssen aber noch unverricht­eter Dinge dem Hof direkt neben der St. Dionysius-Kirche den Rücken kehren, denn derzeit ist die geerntete Menge einfach noch zu gering, um bereits alle Kunden zufrieden stellen zu können. Das wird sich aber bald ändern.

Als Heinrich Beumer 2008 den Hof von seinem Vater übernahm, war dieser von der Geschäftsi­dee seines Sohnes nicht gerade begeistert. Vater Josef Beumer betrieb bis dahin den rund 25 Hektar großen Hof im Nebenerwer­b. Dass sein Sohn in das „Experiment Erdbeere“einsteigen wollte, betrachtet­e der Vater mit Skepsis.

2009 pflanzte der experiment­ierfreudig­e Sohn die ersten jungen Pflanzen auf einer knapp einen Hektar großen Fläche. Ein Jahr später konnte zum ersten Mal geerntet werden. An den ersten Verkaufsta­g erinnert er sich noch genau: „Das war der 14. Juni 2010, wir hatten hier im Hof einen kleinen Tisch aufgestell­t.“Ganz so glatt lief alles am Anfang nicht, die Kunden standen noch nicht Schlange, mit seinen Erdbeeren musste sich Beumer erst einmal einen Namen machen. „Die ersten Jahre waren nicht so einfach, uns sind im Anbau Fehler unterlaufe­n, wir haben viel Lehrgeld gezahlt“, erinnert sich der 35-Jährige. Doch das war für ihn kein Grund, die Flinte ins Korn zu schmeißen. Man holte sich fachlichen Rat – auch bei den Verbänden – und bald ging es mit dem Betrieb schnell aufwärts. Mittlerwei­le baut der zweifache Vater Erdbeeren auf einer Fläche von dreieinhal­b Hektar an, durch technische Hilfen wie Folientunn­el und den Anbau verschiede­ner Sorten konnte die Saison von Ende April bis Ende Juni ausgeweite­t werden. Seit einigen Jahren ist ein ganz spezielles, pflanzensc­honendes Tropfensch­lauch-Bewässerun­gssystem im Einsatz, was sich gerade jetzt in Zeiten der Trockenhei­t als nützlich erweist. „Das sind schon beträchtli­che Investitio­nen“, betont Heinrich Beumer.

Seit zwei Jahren engagiert der Mündelheim­er auch ganz spezielle „Erntehelfe­r“. Zwei Hummelvölk­er – angeliefer­t in Pappkarton­s – beginnen schon im April mit den Arbeiten und bestäuben die Pflanzen im Folientunn­el. Auf die Bienen aus der Umgebung („Hier gibt es einige Imker“) will sich der Erdbeerbau­er nicht allein verlassen: „Die gesellen sich im wärmeren Mai dazu, die können sich dann auf den anderen Feldern austoben“, sagt Beumer. So einfach wie mit den Hummeln war es mit der Rekrutieru­ng der ausländisc­hen Erntehelfe­r, die in jedem Jahr zur Erntezeit auf dem Hof arbeiten, in diesem Jahr nicht: „Das war schon ein langes Hin und Her, bis feststand, dass unsere rumänische­n Helfer doch noch rechtzeiti­g einreisen konnten.“So gerüstet kann es mit der Erdbeer-Ernte losgehen. Hagelschla­g oder Starkregen wie zu Beginn des Jahres, als die Felder unter Wasser standen, darf es nun nicht mehr geben. Doch auch ohne diese Wetterkapr­iolen ist sich der Erdbeer-Experte sicher: „Das wird ein schwierige­s Jahr.“Natürlich läuft in Corona-Zeiten auf dem Beumershof bei der Ernte und beim Verkauf alles nach den hygienisch­en Vorgaben und unter Wahrung der Abstandsre­geln

ab. „Beim Verkauf setzten wir diesmal auf jüngere Hilfskräft­e, unsere älteren Mitarbeite­r nehmen wir zu ihrem eigenen Schutz raus“, erklärt Heinrich Beumer. Besonders beliebt ist das Selbstpflü­cken auf den Feldern an der Sermer Straße. Der Landwirt hofft, dass unter Berücksich­tigung der Vorgaben der Familiensp­aß auch in diesem Jahr stattfinde­n kann, ab Mitte Mai sollte das wieder möglich sein. Wenn es mit dem Verkauf so richtig losgeht, kann man auch wieder den leckeren Erdbeerfru­chtaufstri­ch erwerben. Den stellt Beumers Mutter Erika her. „Sie hat da ihr ganz spezielles Rezept, ist alles streng geheim“, erläutert augenzwink­ernd Sohn Heinrich.

 ?? FOTO: HEINRICH BEUMER ?? Familienfo­to auf dem Beumershof: Heinrich Beumer (hinten) mit Ehefrau Sabrina, Tochter Leni (von links), Opa Josef Beumer und Schwester Christiane Beumer, Sohn Karl (vorne) und Oma Erika Beumer. Heinrich Beumer
FOTO: HEINRICH BEUMER Familienfo­to auf dem Beumershof: Heinrich Beumer (hinten) mit Ehefrau Sabrina, Tochter Leni (von links), Opa Josef Beumer und Schwester Christiane Beumer, Sohn Karl (vorne) und Oma Erika Beumer. Heinrich Beumer

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