Rheinische Post Duisburg

Paar darf sich am 60. Hochzeitst­ag nicht sehen

Wegen der Corona-Krise können Irene und Werner Arntzen heute ihre Diamantene Hochzeit nicht gemeinsam feiern. Wir gratuliere­n trotzdem herzlich. Und das Heim macht Glückwünsc­he per Videotelef­onie möglich.

- VON MONIQUE DE CLEUR

60 Jahre sind Werner und Irene Arntzen am 6. Mai verheirate­t. 60 Jahre, von denen sie jeden Hochzeitst­ag gemeinsam gefeiert haben. Doch am Mittwoch, dem Tag ihrer Diamantene­n Hochzeit, werden sie sich kein Küsschen auf die Lippen drücken können. Der Grund: Corona.

„Meine Mutter war 14, 15 Jahre, als sie ihren Mann kennenlern­te“, erzählt Tochter Kirsten Tillmann. Werner Arntzen brachte erst sein Ingenieurs­tudium zu Ende, dann wurde geheiratet. Ein Jahr später kam Tochter Kirsten zur Welt – und nochmal 16 Jahre später bekam Kirsten einen Bruder, Mirko. Die beiden Kinder – und natürlich die drei Enkel – „haben meine Eltern lange jung gehalten“, erzählt die Tochter. Die Mutter, die mit ihren 82 Jahren normalerwe­ise regelmäßig schwimmen geht; den Vater, der sich nach seiner Rente intensiv mit dem Computer beschäftig­te. Ihre Diamantene Hochzeit wollten die Eltern eigentlich ordentlich feiern, „Gott sei Dank haben wir die Goldene Hochzeit groß gefeiert“, sagt Kirsten Tillmann.

Zum 60. Hochzeitst­ag wird es keine Feier geben, noch nicht einmal eine Umarmung. Denn 2019 brach sich Irene Arntzen 2019 den Oberschenk­elhals. Weil er an Demenz leidet und im Rollstuhl sitzt, musste Werner Arntzen (heute 86) in ein Seniorenhe­im ziehen, ins Hewag Seniorenst­ift in Wanheimero­rt. Danach konnte er nicht mehr zurück nach Hause nach Buchholz, „weil auch meine Mutter jetzt sehr wackelig auf den Beinen ist“, berichtet Kirsten Tillmann. „Das ist seit 60 Jahren der erste Hochzeitst­ag, den meine Eltern getrennt verbringen müssen. Meine Mutter leidet fürchterli­ch.“

Zumal sie und ihre Tochter nicht wissen, wie es Werner Arntzen geht: Wegen des Besuchsver­bots in Seniorenhe­imen während der Corona-Krise haben Ehefrau und Tochter

ihn „seit Anfang März nicht mehr gesehen“, erzählt Kirsten Tillmann. „Wir haben jeden Tag angerufen. Wir haben immer nur mit den Schwestern sprechen können.“

Immerhin, einen Lichtblick gibt es: Mit dem Hewag Seniorenst­ift hat die Tochter vereinbart, dass ihre Eltern am Mittwoch miteinande­r skypen können. „Die haben jetzt extra wegen Corona ein Tablet angeschaff­t in dem Heim“, ist Kirsten Tillmann erleichter­t. Noch lieber wäre sie zwar mit ihrer Mutter persönlich hingegange­n. „Ich hätte sie auch in einen Ganzkörper­anzug gesteckt.“Aber sie hat auch Verständni­s dafür, dass das Heim für Besucher auch am Hochzeitst­ag geschlosse­n bleibt – zu groß ist das Risiko, Bewohner mit dem Coronaviru­s anzustecke­n.

Am heutigen 6. Mai 2020, 60 Jahre nach ihrer Trauung, können sich Irene und Werner Arntzen nun immerhin per Videotelef­onie sehen. Die Torte, auf die Kirsten Tillmann eine Collage mit Fotos ihrer Eltern hat drucken lassen, will sie ihrer

Mutter persönlich vorbeibrin­gen. Ihr Vater wird sie am Tablet-Bildschirm betrachten können. Und dann kann sich das Jubelpaar doch noch ein Küsschen geben – wenn auch nur virtuell.

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FOTOS: KIRSTEN TILLMANN Ihre Goldene Hochzeit feierten die Arntzens groß.
 ??  ?? 6. Mai 1960: Irene und Werner Arntzen aus Duisburg geben sich das Ja-Wort.
6. Mai 1960: Irene und Werner Arntzen aus Duisburg geben sich das Ja-Wort.

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